Ambulante psychologische Rehabilitation: Was ist das?

Diese Therapieform ist eine wirksame und flexible Methode zur Behandlung von psychischen Störungen und Gesundheitsproblemen. Erfahre mehr darüber.

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sofía Gimbert.

Letzte Aktualisierung: 28. August 2023

Die ambulante psychologische Rehabilitation basiert auf einer flexiblen Methodik, die sich an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen anpasst. Zu ihren Zielen gehören die Förderung der Genesung und die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Außerdem soll sie Rückfällen vorbeugen und Instrumente zur Erkennung von Risikofaktoren bereitstellen.

Erfahre nachfolgend, wann diese Technik zur Anwendung kommt und wie sie funktioniert.

Die ambulante psychologische Rehabilitation

Die ambulante psychologische Rehabilitation ist ein hochwirksamer therapeutischer Ansatz zur Behandlung einer Vielzahl von psychischen Störungen und Gesundheitsproblemen. Anders als bei der stationären Rehabilitation können die Patienten ihren alltäglichen Beschäftigungen und Verpflichtungen nachkommen. 

Diese Methode konzentriert sich auf die Bereitstellung von spezieller Unterstützung und von Strategien, die auf die individuellen Bedürfnisse jeder Person zugeschnitten sind. Sie kommt unter anderem bei Suchtproblemen, Angststörungen, Stimmungsschwankungen und Essstörungen zum Einsatz. Diese Therapieform richtet sich insbesondere an Menschen, die in ihrem familiären und sozialen Umfeld bleiben können, jedoch psychologische Unterstützung benötigen.

Diese Personen können von individuellen Therapien, Gruppentherapien und spezifischen psychotherapeutischen Interventionen profitieren, die in einem ambulanten Rahmen angeboten werden. Wie Experten der American Psychological Association betonen, ermöglicht die psychologische Rehabilitation den Patientinnen und Patienten, an der Entwicklung von Bewältigungskompetenzen zu arbeiten.

Sie fördert auch die ihre Lebensqualität und positive Veränderungen in ihrer emotionalen Funktionsweise. Es muss jedoch eine offene Kommunikation mit der Therapiekraft stattfinden, damit diese Therapieform effektiv ist.

Die Ziele

Die ambulante psychologische Rehabilitation verfolgt mehrere grundlegende Ziele, die je nach den individuellen Bedürfnissen variieren können, sich jedoch auf folgende Aspekte konzentrieren:

Symptomreduzierung

Das wichtigste Ziel ist die Linderung der Symptome, die mit der psychischen Störung oder dem Problem verbunden sind. Einige Beispiele sind Ängste, Depressionen, negative Gedanken oder Impulsivität.

Erlernen von Bewältigungskompetenzen

Ziel ist es, den Patienten dabei zu helfen, effektive Bewältigungskompetenzen und -strategien zu entwickeln, um mit Auslösern, Stress und Problemen im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung besser umzugehen. Der Erwerb dieser Fähigkeiten ist entscheidend für die Verbesserung der psychischen Gesundheit.

Verbesserung der täglichen Funktionsfähigkeit

Die ambulante Rehabilitation konzentriert sich darauf, die allgemeine Funktionsfähigkeit und Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dazu können Fortschritte in zwischenmenschlichen Beziehungen, die Fähigkeit zu arbeiten oder zu studieren und die Teilnahme an sinnvollen Aktivitäten gehören.

Rückfallprävention

Es wird Unterstützung angeboten, um die erzielten Fortschritte zu erhalten und einen Rückfall zu verhindern. Dazu gehört die Vermittlung von Strategien und Instrumenten, um Risikofaktoren zu erkennen, mit herausfordernden Situationen umzugehen und einen gesunden Lebensstil in körperlicher, emotionaler und sozialer Hinsicht aufrechtzuerhalten.

Ambulante psychologische Rehabilitation: Methodik

Die ambulante psychologische Rehabilitation basiert auf einer umfassenden und personalisierten Methodik, die auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten eingeht. Zunächst wird eine umfassende Bewertung durchgeführt, um die klinische Situation der Person zu verstehen, spezifische Herausforderungen zu identifizieren und therapeutische Ziele festzulegen.

Daraufhin erstellt die Therapiekraft einen individuellen Behandlungsplan, der eine Vielzahl von therapeutischen Maßnahmen beinhalten kann. Dazu gehören häufig die kognitive Verhaltenstherapie, EMDR, Gruppentherapie, Familientherapie oder Entspannungstechniken.

Während der Therapiesitzungen arbeitet die Person an der Entwicklung von Bewältigungskompetenzen, der Identifizierung und Veränderung dysfunktionaler Denkmuster, der Stressbewältigung und der Traumaaufarbeitung. Sie erhält außerdem die nötige Unterstützung, um Selbstfürsorgestrategien zu entwickeln.

Dieser Ansatz kann auch die Umsetzung von Programmen zur Rückfallprävention, die Überwachung der Medikation, falls erforderlich, und die Förderung positiver Lebensstiländerungen beinhalten.

Ferner fördert diese Therapie d ie aktive Beteiligung der Person am Genesungsprozess, indem sie zum Selbstmanagement und zum Erlernen von Werkzeugen und Techniken ermutigt wird, die es ihr ermöglichen, ihr langfristiges Wohlbefinden zu erhalten und zu verbessern.

Der multidisziplinäre Ansatz kann auch andere Gesundheitsfachkräfte wie Psychiater, Sozialarbeiter und Ernährungsberater einbeziehen. So wird eine umfassende Betreuung gewährleistet, die die verschiedenen Dimensionen der psychischen Gesundheit des Patienten oder der Patientin berücksichtigt.

Für wen eignet sich die ambulante psychologische Rehabilitation?

Um festzustellen, ob eine Person für diese Art von Rehabilitation geeignet ist, werden mehrere Faktoren berücksichtigt. Zunächst beurteilt die Therapiekraft, ob ein funktionierendes familiäres und soziales Umfeld vorhanden ist. Personen, die in der Lage sind, sich in ihrem gewohnten Umfeld selbst zu versorgen, ohne dass ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, sind gute Kandidaten für diesen therapeutischen Ansatz.

Auch die Schwere und Stabilität der Symptome der psychischen Störung, die die betroffene Person aufweist, sind entscheidend. Wenn die Symptome keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung erfordern, kann die ambulante Betreuung eine gute Lösung darstellen.

Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, ist die Motivation und das Engagement des Patienten oder der Patientin für den Behandlungsprozess. Die Person muss dazu bereit sein, aktiv an den Therapiesitzungen teilzunehmen und die vorgeschlagenen therapeutischen Aufgaben und Strategien umzusetzen.

Außerdem ist die Verfügbarkeit von sozialer und familiärer Unterstützung vorteilhaft. Ist ein starkes Unterstützungsnetzwerk vorhanden, ist die ambulante psychische Rehabilitation einfacher.

Unter anderem eignet sich die ambulante psychologische Rehabilitation bei folgenden Erkrankungen:

• Drogenkonsumstörungen
• Angststörungen
• Stimmungsstörungen
• Essstörungen
• posttraumatische Belastungsstörungen
• Persönlichkeitsstörungen

Ferner kann sie auch bei der Bewältigung von psychischen Problemen im Zusammenhang mit Stress, einem geringen Selbstwertgefühl, schwierigen zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten hilfreich sein.

Wann eignet sich diese Therapieform nicht?

Manche Personen sind nicht für eine ambulante psychologische Rehabilitation geeignet. Dies ist der Fall, wenn es sich um eine schwere psychische Krankheit handelt, die eine intensive Betreuung (z. B. in einem psychiatrischen Krankenhaus) erfordert.

Auch wenn die familiären Gegebenheiten kompliziert sind und keine Stabilität gewährleisten, ist davon abzuraten. Bei Missbrauch oder häuslicher Gewalt sind in der Regel andere Interventionen angezeigt. Betroffene benötigen ein stabiles, sicheres und geschütztes Umfeld. Allerdings ist jeder Fall und jeder Person anders, deshalb muss eine Fachkraft beurteilen, ob eine ambulante Therapieform geeignet ist.

Andererseits ist zu beachten, dass bei einer akuten Krise oder einer ernsthaften Gefährdung der persönlichen Sicherheit ein Notfalleinsatz oder ein Krankenhausaufenthalt nötig ist.

Die ambulante psychologische Rehabilitation und ihre Vorteile

Dieser therapeutische Ansatz leistet wichtige Beiträge zur psychologischen Gesundheit. Ein in der Zeitschrift Annual Review of Clinical Psychology veröffentlichter Artikel macht deutlich, dass sie einen sicheren und strukturierten Raum bietet, in dem die Patienten ihre Gefühle, Gedanken und Erfahrungen ausdrücken und erkunden können.

Das erleichtert das Verstehen und Verarbeiten der Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, was wiederum ein größeres Bewusstsein und eine bessere Selbstfürsorge fördert.

Diese Therapie hilft den Patienten, wirksame Bewältigungskompetenzen zu entwickeln, um Stress, Ängste und andere emotionale Schwierigkeiten zu überwinden. Sie erhalten praktische Techniken und Strategien an die Hand, um besser mit Herausforderungen umgehen zu können.

Ein weiterer wichtiger Beitrag ist die Förderung von Resilienz und Empowerment. Die Person lernt, ihre eigenen inneren und äußeren Ressourcen zu erkennen und zu nutzen, um Hindernisse zu überwinden und schwierige Situationen zu meistern. Das stärkt ihre Anpassungsfähigkeit und gibt ihr das Gefühl, die Kontrolle über ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu haben.

Wie lange dauert die ambulante psychologische Rehabilitation?

Die Behandlungsdauer variiert stark, es gibt keinen festgelegten Zeitrahmen, da diese Intervention spezifisch auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele jeder Person zugeschnitten ist.

Die Dauer hängt unter anderem von der Schwere und Chronizität der Symptome und der individuellen Reaktion, Motivation sowie vom Engagement des Patienten oder der Patientin ab. Auch die Verfügbarkeit von sozialer und familiärer Unterstützung spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Manche Personen können ihren psychischen Zustand in kurzer Zeit deutlich verbessern, andere benötigen länger, um dies zu erreichen. Die ambulante psychologische Rehabilitation bezweckt langfristige Erfolge. Es geht auch darum, Rückfälle zu verhindern und positive Veränderungen in der Lebensweise zu erreichen, was oft auch eine Nachbetreuung erfordert.

Ein wirksamer Ansatz

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die ambulante psychologische Rehabilitation in den meisten Fällen wirksam ist und Menschen mit verschiedenen psychischen Störungen und Gesundheitsproblemen spezielle Unterstützung bietet. Durch eine auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Methodik hilft sie den Patienten, Bewältigungskompetenzen zu erwerben und ihre Symptome zu reduzieren.

Sie erleichtert auch die Verbesserung der täglichen Lebensführung und die Rückfallprävention. Auch wenn die Dauerhaftigkeit der Ergebnisse variieren kann, bietet dieser Ansatz dem Einzelnen die Möglichkeit, langfristig eine bessere Lebensqualität und psychisches Wohlbefinden zu erreichen.