Albträume als Spiegel der Angst

Albträume können sehr intensiv und beunruhigend sein. Häufig treten sie auf, wenn du an Angst und starkem emotionalem Stress leidest.
Albträume als Spiegel der Angst
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. September 2024

Hast du schon einmal im Traum die beklemmende Erfahrung gemacht, dass dir jemand nachstellt oder du etwas von großer Bedeutung vergisst? Vielleicht hast du ein düsteres Szenario erlebt, das von bedrohlichen, atmosphärischen Phänomenen beherrscht wurde. Albträume können sehr intensiv und beunruhigend sein. Häufig treten sie auf, wenn dein Geist von tiefen Ängsten und starkem emotionalem Stress geprägt ist.

Albträume, die durch Angst und Besorgnis ausgelöst werden, sind nicht nur unangenehm, sondern auch belastend. Während der REM-Schlafphase, in der unser Gehirn viele der täglichen Erfahrungen verarbeitet, spiegeln sich emotionale Konflikte und Sorgen häufig in unseren Träumen wider. Diese nächtlichen Erlebnisse sind wie ein Spiegel, der unsere innersten Ängste und Stressfaktoren reflektiert.

Um besser mit diesen quälenden Träumen umgehen zu können, ist es wichtig, den Ursprung der Ängste zu erkennen und zu verstehen. Erfahre anschließend Interessantes über dieses Thema.

Wie entstehen Albträume?

Es ist vollkommen normal, gelegentlich beängstigende Träume zu haben. Allerdings sind Angstzustände besonders häufig mit nächtlichen Albträumen verbunden. So leiden beispielsweise Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung besonders häufig daran. Wenn sie wiederholt auftreten und intensive Angst auslösen, können sie sogar zu einer Parasomnie (unerwünschte Verhaltensweisen, die beim Einschlafen, während des Schlafes oder beim Aufwachen auftreten) führen. Es handelt sich in diesem Fall um eine klinische Realität, die nicht ignoriert werden sollte.

Wir beleuchten anschließend, wie Albträume zustande kommen.

Das Gehirn verarbeitet Gefühle und Erlebnisse

Albträume haben eine psychobiologische Funktion: Eine der Theorien ist, dass sie eine Art Katharsis für die Herausforderungen und Stressfaktoren des Alltags darstellen. Dein Gehirn arbeitet daran, die Erfahrungen, Empfindungen und Emotionen, die du tagsüber erlebst, zu verarbeiten und zu integrieren.

Wenn du unter Angst leidest, können sich diese belastenden Eindrücke durch bedrohliche Traumszenarien manifestieren. Albträume sind von Gefühlen wie Angst, Unruhe und Katastrophismus geprägt. Die Gehirnregionen, die mit dem Schlaf verbunden sind (unter anderem Thalamus, der mediale präfrontale Kortex und der posteriore cinguläre Kortex), übersetzen solche Empfindungen in Bilder. Albträume fungieren also als Warnmechanismus: Sie sagen dir, dass es in deinem Leben etwas gibt, dem du Aufmerksamkeit schenken solltest.

Soziale und psychische Probleme

Angst ist ein vielschichtiges Phänomen, das sowohl aufgrund von alltäglichen Herausforderungen als auch durch spezifische psychische Störungen entstehen kann. Eine präzise Diagnose ist daher entscheidend, um die Komplexität des Problems zu erfassen. Hier sind einige mögliche Ursachen im Überblick:

  • Angststörungen: Klinische Störungen wie Phobien, generalisierte Angststörungen oder Zwangsstörungen äußern sich häufig in Parasomnien oder beängstigenden Träumen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Wie bereits erwähnt, sind Albträume bei Patienten mit PTBS häufig. Eine in der Fachzeitschrift European Journal of Trauma & Dissociation veröffentlichte Studie sowie andere Forschungsarbeiten zeigen, dass die Häufigkeit und Intensität der Albträume eng mit der Schwere der Symptome verknüpft sind.
  • Stress und persönliche Schwierigkeiten: Arbeitsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten oder Beziehungskrisen können ebenfalls Auslöser für unangenehme Träume und Albträume sein. Diese psychosozialen Belastungen sind nicht unbedingt pathologisch, können aber in Zeiten chronischen Stresses intensiver werden und die Lebensqualität weiter beeinträchtigen.

Eine umfassende Analyse und geeignete Interventionen sind daher wichtig, um die zugrunde liegenden Ursachen von Albträumen zu identifizieren und zu behandeln.

Überreiztes Nervensystem

Ein überlastetes, gestörtes Nervensystem befindet sich in der Regel in einem ständigen Zustand von Kampf, Flucht oder Erstarrung. Angst kann dazu führen, dass Körper und Geist ständig in Alarmbereitschaft sind, wodurch der gesamte Organismus im Überlebensmodus funktioniert.

Stell dir vor, wie belastend es ist, diesen Zustand über Wochen oder Monate aufrechtzuerhalten. Ein Überschuss an Cortisol und Adrenalin lässt das Gehirn diese Stresssituation und in Form von Albträumen und negativen Bildern widerspiegeln.

Es ist wichtig, zu erkennen, dass diese bedrohlichen Traumbilder lediglich das Echo eines Geistes sind, der nach Hilfe ruft.

Gesundheitliche Schwierigkeiten

Angstträume treten oft auf, wenn emotionale Belastungen gemeinsam mit Schlafstörungen auftreten. Erkrankungen wie Schlafapnoe oder Störungen des zirkadianen Rhythmus können ebenfalls mit unangenehmen Träumen einhergehen. Zudem können Albträume auch bei Patienten auftreten, die ihre Behandlung mit Antidepressiva oder Benzodiazepinen abbrechen. Das Entzugssyndrom nach dem Absetzen dieser Medikamente kann diesen Effekt verstärken.

Wie erkennst du, ob Angst die Ursache deiner Albträume ist?

Wenn du seit einiger Zeit unter Albträumen leidest, fragst du dich vielleicht, ob Angst der Auslöser ist. Studien zeigen, dass etwa 1 von 20 Menschen wöchentlich Albträume hat. Obwohl es sich  um ein normales Phänomen handelt, treten Angstträume häufiger auf, wenn psychologische Probleme vorliegen. Ein hilfreicher erster Schritt ist es, ein Tagebuch über deine Träume und deren Häufigkeit zu führen. Dies kann dir helfen, Muster zu erkennen und besser zu verstehen, was deine Albträume verursacht.

Hier sind einige Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass Angst hinter deinen Albträumen steckt:

1. Erkenne die Symptome von Angststörungen

Angst kann sich auf verschiedene Weise äußern, nicht nur in Form von Albträumen. Achte darauf, ob du auch andere Symptome hast:

  • Unruhe
  • Reizbarkeit
  • Körperliche Anspannung
  • Engegefühl in der Brust
  • Erstickungsgefühle
  • Negative Gedanken
  • Anhaltende Sorgen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Gefühl der unmittelbaren Gefahr
  • Schwierigkeiten beim Einschlafen
  • Vermeidung von Situationen, die dich beunruhigen

2. Analysiere die Merkmale deiner Albträume

Stimmungsstörungen sind oft eng mit Albträumen verbunden. Um festzustellen, ob Angst die Ursache ist, achte auf folgende Merkmale deiner Albträume:

  • Häufigkeit: Tritt mehrmals pro Woche auf, und deine Nachtruhe ist oft von schlechter Qualität. Du hast Schwierigkeiten, einzuschlafen, und wenn du den REM-Schlaf erreichst, treten Albträume auf.
  • Wiederkehrende Muster: Angstbedingte Albträume neigen dazu, sich zu wiederholen oder Themen zu behandeln, die mit deinen alltäglichen Sorgen zusammenhängen. Häufig träumst du von Verfolgung, Bedrohungen, Stürzen, Kontrollverlust, dem Verlust von etwas Wertvollem, öffentlicher Demütigung, Desaster oder Naturkatastrophen.
  • Verstärktes Unbehagen: Du erinnerst dich oft an die Albträume, weil du abrupt aus ihnen herausgerissen wirst und aufwachst. Wie eine Studie der Universität Montreal zeigt, verstärkt das wiederholte Durchdenken dieser düsteren Szenarien dein Unbehagen und die schwierigen Gefühle im Wachzustand.

Diese beunruhigenden Erfahrungen können ein Hinweis darauf sein, dass Angst eine zentrale Rolle bei deinen Albträumen spielt.

Welche Strategien können dir bei Albträumen helfen?

In unserer anspruchsvollen, komplexen und reizüberfluteten Welt ist es normal, das eigene Wohlbefinden und die psychische Gesundheit zu vernachlässigen. Daher besteht der erste Schritt darin, deine Gefühle besser zu verstehen und zu verarbeiten. Hier sind einige Schlüsselstrategien, die dir helfen können:

1. Verstehe die Ursachen

Wenn du seit Wochen oder Monaten körperliche und psychische Beschwerden sowie Albträume hast, ist es ratsam, ein Protokoll zu führen. Diese Methode kann dir dabei helfen, die Symptome zu klären und im Blick zu behalten. Gehe folgendermaßen vor:

  • Identifiziere Auslöser: Suche nach wiederkehrenden Mustern oder Themen in deinen Albträumen. Achte auf Ereignisse, Gefühle oder Situationen in deinem Alltag, die möglicherweise mit den Albträumen in Verbindung stehen.
  • Traumtagebuch: Führe ein Notizbuch, in dem du die Tage aufschreibst, an denen du Albträume hast. Notiere den Inhalt des Traums, die Gefühle, die du dabei erlebt hast, und alle belastenden Ereignisse, die du tagsüber erlebt hast.
  • Emotionale Reflexion: Nimm dir Zeit, um über deine Gefühle nachzudenken. Gibt es bestimmte Quellen von Stress oder Angst? Analysiere sie und reflektiere darüber in deinem Tagebuch, um mögliche Zusammenhänge zu erkennen.

2. Entspannungstechniken

Entspannungstechniken sind effektiv, um Körper und Geist zu beruhigen, Stress abzubauen und dich auf einen erholsamen Schlaf vorzubereiten. Probiere verschiedene Methoden aus und wähle die, die am besten für dich funktionieren:

  • Meditation: Praktiziere vor dem Schlafengehen Meditation oder Achtsamkeit. Dies kann dir helfen, deine Emotionen zu regulieren und negative Gedanken, die dir durch den Kopf gehen, zu überwinden.
  • Tiefes Atmen: Nutze tiefe Atemübungen zur Entspannung deines Körpers. Die 4-7-8-Technik ist besonders hilfreich: Atme 4 Sekunden lang ein, halte den Atem 7 Sekunden lang an und atme 8 Sekunden lang aus.
  • Yoga oder Stretching: Integriere kurze Yoga- oder Stretching-Übungen in deine Abendroutine. Diese können sowohl körperliche als auch geistige Spannungen lösen.

Indem du diese Strategien anwendest, kannst du sowohl die Ursachen deiner Albträume besser verstehen als auch effektive Wege finden, um deine Nachtruhe zu verbessern.

3. Schlafumgebung

Eine optimale Schlafumgebung kann deine Erholung verbessern und angstbedingte Albträume verringern. Dabei ist es wichtig, dies als ergänzende Maßnahme zu betrachten, da die Klärung der zugrunde liegenden Ursachen vorrangig ist. Hier ist ein praktischer Leitfaden, um deine Schlafqualität zu optimieren:

  • Ernährung überwachen: Reduziere Koffein, Alkohol und schwere Mahlzeiten vor dem Schlafengehen, um Schlafstörungen zu vermeiden.
  • Regelmäßige Schlafroutine: Gehe jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett und stehe zur gleichen Zeit auf. Dies hilft dir, deinen Schlafzyklus zu stabilisieren.
  • Angenehme Schlafumgebung schaffen: Sorge dafür, dass dein Schlafzimmer ruhig, dunkel und kühl ist. Verdunkelungsvorhänge, beruhigende Musik oder weißes Rauschen können hilfreich sein.
  • Ablenkungen vermeiden: Nutze elektronische Geräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr, da das blaue Licht die Melatoninproduktion beeinträchtigen kann.

4. Psychologische Therapie

Wenn Ängste, Unbehagen und Albträume regelmäßig auftreten, kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die Wahl der Therapie hängt von deinem spezifischen Fall und deinen Bedürfnissen ab. Zwei bewährte Ansätze zur Behandlung von Albträumen, die durch Ängste oder Traumata verursacht werden, sind:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese Methode hilft dir, negative Denkmuster zu erkennen und zu ändern, die zu Angst und Albträumen beitragen. Sie umfasst auch Techniken zur Entspannung und Stimuluskontrolle, um deine Nachtruhe zu verbessern.
  • Imagery Rehearsal Therapy (IRT): Bei dieser Methode schreibst du deine Albträume tagsüber um, um ihre Erzählung zu verändern. Dies kann die Häufigkeit und Intensität der Albträume reduzieren und dir helfen, eine gewisse Kontrolle über sie zu erlangen. IRT kombiniert Visualisierungs- und Entspannungstechniken mit positiver Verstärkung, um ein Gefühl von Sicherheit und Ruhe zu fördern.

Albträume: Die Leinwand deiner Gefühle

Die Bedeutung von Träumen ist faszinierend, deshalb befassen sich viele Wissenschaftler damit. Aus psychologischer Sicht sind Träume viel mehr als nur flüchtige Gedanken; sie spiegeln deine Erfahrungen, Gefühle und Bedürfnisse wider.

Die Traumwelt ist eine wertvolle Ebene, die nicht vernachlässigt werden sollte. Es kann hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen, um Albträume zu dokumentieren. Wenn du einen Alptraum erlebst, beschreibe ihn detailliert oder zeichne ihn auf. Diese Bilder, die oft von Unbehagen geprägt sind, können auf zugrunde liegende Probleme hinweisen, die möglicherweise mehr Aufmerksamkeit erfordern.

Es ist entscheidend, sich den eigenen Belastungen zu stellen, da ungelöste Emotionen und Konflikte oft in Träumen Ausdruck finden. Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Probleme allein zu bewältigen, solltest du unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Expertin oder ein Experte kann dir dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen deiner Albträume zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten.


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