"Die Jagd", der Albtraum eines unschuldigen Opfers

Die Welt bricht für Lucas zusammen, als er von einem kleinen Mädchen beschuldigt wird, sich an ihr vergriffen zu haben.
"Die Jagd", der Albtraum eines unschuldigen Opfers
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 21. September 2023

Die Jagd ist ein dänisch-schwedisches Drama, das über die Hetzjagd eines Mannes berichtet, der beschuldigt wird, ein Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Dieses Werk erinnert daran, dass uns unsere Instinkte zu schrecklichen Monstern machen können, insbesondere, wenn wir uns von einer Gruppe mitreißen lassen.

Die Jagd (Originaltitel: Jagten) kann verstörend sein, denn für die Zuschauer ist es nicht einfach, die Gefühlswelt des Mädchens verstehen. Dieser Film macht deutlich, dass wir von dem, was wir glauben wollen oder erwarten, abkommen müssen, um zu verstehen, welchen Schaden eine falsche Anschuldigung anrichten kann.

Dieser Film des Regisseurs Thomas Vinterberg erzählt die Geschichte eines Opfers, die nicht so verläuft, wie es sich das Publikum erwartet. 

Die Jagd

Lucas (gespielt von Mads Mikkelsen) ist in einer ländlichen Kleinstadt in Dänemark in einem Kindergarten tätig. Er erfreut sich großer Beliebtheit sowohl bei den Kindern als auch bei seinen Kollegen. Nach seiner Scheidung zieht seine Ex-Frau mit seinem Sohn um, was ihm Sorgen bereitet, denn die Beziehung zu seinem Sohn Marcus ist ihm sehr wichtig. Trotzdem ist er zuversichtlich, denn er verliebt sich in die Köchin des Kindergartens.

Lucas kümmert sich im Kindergarten besonders um die fünfjährige Klare, die Tochter seines besten Freundes, da es in ihrer Familie öfters Streit und Terminprobleme gibt. Das Mädchen schwärmt in ihrer Unschuld für ihn und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. Lucas weist das Mädchen deutlich zurück. Klara bleibt enttäuscht zurück.

Klara begegnet der Kindergartenleiterin Grethe und sagt ihr, dass sie Lucas hasse und er sich vor ihr entblößt habe. Diese falsche Beschuldigung hat für Lucas drastische Folgen.

Niemand meint es böse

In Die Jagd hat niemand böse Absichten: Die Lehrerkollegen nehmen ihre Pflicht wahr, denn sie müssen der Beschuldigung des Mädchens nachgehen. Theo (gespielt von Thomas Bo Larsen), Vater von Klara und der beste Freund von Lucas, ist verständlicherweise schockiert. Er wird aggressiv, da er glaubt, dass Lucas seine Tochter sexuell missbraucht hat.

Klara ist sich der Tragweite ihrer falschen Beschuldigung nicht bewusst. Sie ist nicht in der Lage, mit dieser Situation umzugehen, die Reaktion der Gruppe scheint die Zweifel in ihrem Kopf in Gewissheiten zu verwandeln.

Die Jagd, ein Albtraum

Niemand will glauben, dass Lucas zu solchen Taten fähig ist, denn es handelt sich um einen ruhigen, hart arbeitenden und freundlichen Mann. Es gibt keine schwarzen Flecken in seiner Akte. Eltern und Lehrer sind jedoch verpflichtet, die Behauptungen eines Kindes ernst zu nehmen, da ihre an erster Stelle steht. Außerdem: Warum sollte ein Kind lügen und explizite Details über die Tat erzählen?

Obwohl Fragen offen bleiben, braucht die Bevölkerung schnelle und beruhigende Antworten. Lucas steht vor dem Gericht der öffentlichen Meinung, das keine Fairness oder Unschuldsvermutung kennt. Die kleine Gemeinde wendet sich gegen ihn, der Albtraum beginnt.

In einer der ersten Szenen des Films pirscht sich Lucas auf der Jagd an ein Reh heran und schießt es ab. Kurz später wird die Symbolik deutlich: Er wird selbst mit dem Fernrohr beobachtet, die bedrohliche Waffe, die sich auf ihn richtet, ist die öffentliche Meinung. Die falsche Beschuldigung macht die Mentalität einer kleinen Gemeinschaft deutlich. 

Freunde werden zu Feinden, ein Ziegelstein zertrümmert das Fenster, Lucas kann nicht mehr einkaufen gehen, ohne verprügelt zu werden, er wird verfolgt und leidet an unerträglicher Angst. Das Volk wird zum Richter, während der schweigsame Hauptdarsteller versucht, seine moralische Stärke und seinen Überlebensinstinkt zu zeigen.

Film: Die Jagd

Fazit

Der vermeintliche Täter ist ein unschuldiges Opfer, doch auch Klara selbst wird zum Opfer ihrer Fantasie. Sobald Lügen und Gerüchte im Umlauf sind, werden sie in der öffentlichen Meinung zur Wahrheit. Freundschaften zerbrechen und der Gruppenzwang reißt schließlich alle mit, es gibt kein Zurück mehr.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.