Adipositas und Essstörungen, eine komplexe und immer häufigere Realität

Ein beträchtlicher Teil der Menschen, die an Bulimie oder an einer Binge-Eating-Störung leiden, ist fettleibig. Diese komplexe und ernste Realität erfordert einen multidisziplinären Ansatz.
Adipositas und Essstörungen, eine komplexe und immer häufigere Realität
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 21. April 2023

Adipositas (Fettleibigkeit) ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern eine chronische Krankheit mit ernsten Auswirkungen, die eine fachärztliche Behandlung erfordert. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass auch eine begleitende Psychotherapie grundlegend ist, um Betroffenen mit krankhaftem Übergewicht zu helfen. Viele Patienten entwickeln psychische Probleme und schädliche Verhaltensweisen wie Bulimie oder Binge-Eating. Deshalb ist eine multidisziplinäre Behandlung eine dringende Notwendigkeit.

Die psychische Belastung dieser Krankheit erhöht das Risiko für Essstörungen wie Bulimie oder Binge-Eating.

Adipositas und Essstörungen
Übergewichtige und fettleibige Menschen leiden häufiger an Essstörungen.

Wie hängen Fettleibigkeit und Essstörungen zusammen?

Viele assoziieren Essstörungen mit einem einzigen Krankheitsbild und stellen sich ein krankhaft mageres Mädchen mit Anorexie vor. Das Spektrum ist jedoch sehr breit gefächert, auch fettleibige Menschen leiden häufig an Essstörungen. Es handelt sich um eine äußerst komplexe klinische Realität, bei der das familiäre Umfeld eine besonders wichtige Rolle spielt. Wir analysieren anschließend, warum Personen mit Adipositas zu Essstörungen neigen.

Immer mehr Menschen leiden an Fettleibigkeit, die oft bereits in der Kindheit beginnt. Betroffene entwickeln häufig psychische Störungen.

                                                                                                                                                               Wir wissen, dass Fettleibigkeit in der Kindheit oder bei den Eltern das Risiko einer Fettleibigkeit erhöht das Risiko für Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störungen. Nur sehr wenige leiden an Anorexie (Magersucht). Personen mit Adipositas entwickeln in erster Linie ungesundes Ess- und Purging-Verhalten, was auf die Unzufriedenheit mit ihrem Selbstbild und sozialen sowie familiären Druck zurückzuführen ist.

  • Ängste und aufgestaute Emotionen führen häufig zu Essattacken. Dieses Verhalten löst Scham aus und führt zu einer Gewichtszunahme.
  • Die Gewichtszunahme veranlasst Betroffene häufig zu selbstinduziertem Erbrechen oder Missbrauch von Laxanzien oder Diuretika. Diese Verhaltensweisen werden als Bulimia nervosa bezeichnet.

Forscher der Universität Sydney untersuchten dieses Krankheitsbild und konnten feststellen, dass Adipositas und Essstörungen die körperliche und geistige Gesundheit stark beeinträchtigen.

Welche gesundheitlichen Folgen hat das für Betroffene?

Wenn eine fettleibige Person eine Binge-Eating-Störung oder Bulimia nervosa entwickelt, droht das metabolische Syndrom oder eine Insulinresistenz. Das medizinische Risiko und die gesundheitlichen Komplikationen nehmen zu: Bluthochdruck, Herzprobleme, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen usw.

Andererseits verstärken die Unzufriedenheit mit dem Selbstbild und die zunehmende Verschlechterung der Gesundheit das psychische Leiden. Oft handelt es sich um jungen Menschen, die in eine komplexe Spirale geraten, die zu sozialen Ängsten und oft auch zum Alkohol- oder Drogenkonsum führen.

Welche Risikofaktoren sind zu beachten?

Entwickeln alle Menschen mit Adipositas Bulimia nervosa oder das Binge-Eating-Syndrom? Die Antwort lautet Nein. Besonders gefährdet sind Kinder, die in einem familiären Umfeld aufwachsen, in dem das Gewicht eine prioritäre Rolle spielt. Adipositas ist in vielen Fällen genetisch bedingt. Familiäre und soziale Kritik, Druck und Stigmatisierung verschlimmern die Situation und führen zur Ablehnung des Selbstbildes.

Dazu kommen soziale und kulturelle Faktoren: Wir leben in einer Gesellschaft, die auf körperliche Perfektion ausgerichtet ist. Adipositas ist eine Krankheit, die zur Ablehnung führt, da das Körperbild nicht dem Schönheitsbild entspricht.

Adipositas ist eine Krankheit, bei der oft genetische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen.

Mann mit Adipositas
Fettleibigkeit führt in vielen Fällen zu psychischen Problemen.

Wie sieht der therapeutische Ansatz in diesen Fällen aus?

Wie wir gesehen haben, entwickeln Personen mit Adipositas häufig Depressionen oder andere psychische Probleme. Wir sprechen über eine komplexe Krankheit, es reicht nicht aus, einen gesünderen Lebensstil anzunehmen, wie viele denken. Eine multidisziplinäre Intervention ist erforderlich, um Betroffenen zu helfen. 

Ein Team aus Psychologen, Ärzten und Ernährungsberatern entwickelt in der Regel ein langfristiges Therapieprogramm. Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich in dieser Situation als wirksam erwiesen. Es sind jedoch mehr integrierte und spezialisierte Therapiemodelle nötig, um den Patienten zu helfen.


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