Abhängige Persönlichkeitsstörung: das starke Bedüfnis, ständig umsorgt zu werden

Manche Menschen, die unter Angstzuständen und Depressionen leiden, haben eine abhängige Persönlichkeitsstörung. Erfahre mehr über diese Krankheit.
Abhängige Persönlichkeitsstörung: das starke Bedüfnis, ständig umsorgt zu werden
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 11. April 2023

Die abhängige Persönlichkeitsstörung nährt das starke Bedürfnis, sich an einer anderen Person festzuklammern und ständig umsorgt zu werden. Betroffene sind hilflos und leiden intensiv an ihrer Situation. Sigmund Freud beschrieb bereits, dass dieses Profil häufiger Ängste und Depressionen entwickelt.

Aussagen wie “Ich komme damit nicht klar”, “Ich fühle mich einsam” oder “Niemand liebt mich” sind für diese Menschen charakteristisch. Sie benötigen tiefgehendes Verständnis und leiden bei Kritik. Möchtest du mehr über die abhängige Persönlichkeitsstörung erfahren? Dann lies weiter!

Diese Störung kann mit einer Psychotherapie erfolgreich behandelt werden, ist jedoch häufig unterdiagnostiziert.

Frau hat abhängige Persönlichkeitsstörung
Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung sehnen sich nach ständiger Bestärkung und äußern nur selten eine abweichende Meinung.

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Die übermäßige Abhängigkeit der betroffenen Menschen führt nicht nur zum Verlust ihrer Autonomie, sondern auch ihrer Interessen. Sie verhalten sich unterwürfig und haben enorme Angst vor Einsamkeit. Häufig treten Komorbiditäten auf: Patienten leiden beispielsweise oft an Depression, Angststörungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung oder sind alkoholabhängig.

Betroffene sind nicht in der Lage, allein zu sein oder Entscheidungen zu treffen. Sie sind immer auf die Hilfe anderer angewiesen. Ein Forscherteam der Universität Padua (Italien) betont in einem Artikel, dass diese Störung in der Regel im frühen Erwachsenenalter auftritt und das soziale Funktionieren der Person vollständig beeinträchtigt. Wir schauen uns nachfolgend weitere Merkmale von Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung an.

Die abhängige Persönlichkeitsstörung ist stark einschränkend. 

1. Selbstzerstörerische Bindungen

Manche Menschen sind in einer Beziehung zwar abhängig, übernehmen jedoch trotzdem grundlegende Funktionen. Die abhängige Persönlichkeitsstörung führt jedoch zu psychosozialer Unfähigkeit: Betroffene sind nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Charakteristische Verhaltensweisen sind unter anderem:

  • Ihre größte Angst ist es, allein gelassen oder verlassen zu werden.
  • Sie sind davon überzeugt, nicht ohne Hilfe anderer existieren zu können.
  • Betroffene zeigen außerdem ein sehr hartnäckiges Bindungsverhalten sowie Unterwürfigkeit.
  • Sie können nicht ohne ihre Eltern oder ohne ihren Partner leben. Sie benötigen Beziehungen, um ihre Unzulänglichkeiten und Ängste zu bestärken und ihre Bedürfnisse zu stillen.

Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung leiden jedoch gleichzeitig an ihrem Verhalten, das sie nicht kontrollieren können.

2. Extreme Unentschlossenheit

“Welche Ausbildung soll ich machen?”, “Soll ich zu diesem Vorstellungsgespräch gehen?”, “Was, wenn ich die falsche Entscheidung treffe?”, “Soll ich das Auto in die Werkstatt bringen oder soll ich noch etwas warten?”, “Was soll ich der Person sagen?”… Die abhängige Persönlichkeitsstörung führt zu ständigen Zweifeln, Unentschlossenheit und Entscheidungsunfähigkeit.

Betroffene sind kontinuierlich auf Ratschläge anderer angewiesen. Sie benötigen ständig Unterstützung und möchten “gerettet” und umsorgt werden.

3. Fügsamkeit und mangelnde Initiative

Die abhängige Persönlichkeitsstörung bewirkt außerdem, dass Betroffene nie eine eigene Meinung äußern oder anderen widersprechen. Sie haben keine eigenen Kriterien oder Argumente. Diese Personen geben immer nach, da sie Angst vor Einsamkeit haben. Sie möchten andere nicht verärgern oder verlieren und sagen deshalb zu allem Ja und Amen.

Betroffene haben auch keine Eigeninitiative, es mangelt ihnen an Selbstvertrauen und Engagement. Es handelt sich um ein sehr komplexes Krankheitsbild. 

Frau hat abhängige Persönlichkeitsstörung und macht Therapie
Abhängige Persönlichkeitsstörungen machen Betroffene glauben, dass sie nicht fähig sind, ohne Unterstützung zu existieren.

Wie wird die abhängige Persönlichkeitsstörung behandelt?

Die Prävalenz dieser Störung in der Allgemeinbevölkerung wird auf weniger als 1 % geschätzt. Es handelt sich also um eine seltene Störung, doch die Diagnose ist trotzdem grundlegend, um Betroffenen zu helfen. Hinter einer wiederkehrenden Depression oder Angststörung könnten sich die Angst vor Einsamkeit und ein ungesundes Bindungsbedürfnis verbergen.

Die kognitive Verhaltenstherapie kommt in diesen Fällen erfolgreich zum Einsatz. Sie hilft Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung unter anderem, verzerrte Denkmuster durch gesündere Überzeugungen zu ersetzen. Außerdem erhalten die Patienten wirksame Werkzeuge, mit denen sie ihre Autonomie, ihr Selbstvertrauen und ihre Entscheidungsfähigkeit stärken können. In manchen Fällen erhalten Betroffene zusätzlich Antidepressiva.


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