Aberglaube: Warum glauben viele Menschen an überirdische Kräfte?

Manche Menschen verstecken ihre Ängste hinter ihrem Aberglauben. Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Aberglaube: Warum glauben viele Menschen an überirdische Kräfte?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Viele Menschen glauben zwar nicht an Magie, jedoch an überirdische Kräfte. Aberglaube spielt in vielen alltäglichen Situationen eine Rolle. Wir sprechen einen Wunsch oder eine Idee aus und hoffen, dass sie vom Schicksal materialisiert werden.

Ein Beispiel sind die Geburtstagskerzen auf der Torte: Beim Ausblasen denken wir an einen Wunsch, der in Erfüllung gehen soll. Manche Menschen klopfen auf Holz, andere glauben, dass schwarze Katzen Unglücksbringer sind und wiederum andere glauben an mystische Wesen.

Ist dies ein Problem? Nicht unbedingt, denn in den meisten Fällen handelt es sich um soziokulturelle Traditionen. Allerdings gibt es Personen, die sich ständig von überirdischen Kräften leiten lassen. Anstatt konkrete Strategien umzusetzen, glauben sie, dass es bei Herausforderungen reicht, das Glück zu beschwören. Hinter diesem Verhalten könnten sich verschiedene psychische Störungen verbergen.

Fraut mit Aberglaube
Oft versteckt sich hinter Aberglaube Angst.

Wie entsteht Aberglaube?

Der Glaube an überirdische Kräfte begleitet die Menschheit in allen Kulturen. Unsere Vorfahren praktizierten Magie, Spiritualismus und Aberglaube, um sich Dinge zu erklären, die sie sich mit ihrem mangelhaftem Wissen nicht anders erklären konnten. Bei Kontrollverlusten können wir die Magie oder überirdische Kräfte für unerklärliche Ereignisse verantwortlich machen.

Amulette sollten vor Angst, Dunkelheit oder bösen Wesen schützen und werden auch heute noch getragen. Wissenschaftliche Kenntnisse können inzwischen viele Phänomene erklären, doch der Aberglaube ist damit noch lange nicht verschwunden. 

Viele Menschen legen ihr Glück noch immer in die Hände des Schicksals, glauben, dass schwarze Katzen und der 13. des Monats Unglücksbringer sind oder Kaminfeger Glück bringen.

Wir können alle etwas abergläubisch sein, ohne dass diese Eigenschaft unser Leben beeinflusst. Manche Personen verstecken dahinter jedoch ihre Ängste, die sie im Alltag einschränken. 

Den Aberglauben loslassen, um persönlich zu wachsen

Jedes Kind hat die Fähigkeit, fantastische Wesen oder übernatürliche Kräfte zu sehen, während Erwachsene normalerweise nur logisch erklärbare Fakten erkennen. Die Kindheit ist Fantasie und Kreativität, Kinder glauben tatsächlich an Feen, Monster und den Weihnachtsmann.

Mit den Jahren verlieren wir jedoch die kindliche Fantasie und ersetzen sie durch rationales Denken, was unter anderem in einer Forschungsarbeit aus Kapstadt (Südafrika) bestätigt werden konnte.

Aberglaube und übersinnliche Kräfte: Warum halten manche Menschen daran fest?

Menschen, die abergläubisch sind und an übernatürliche Kräfte glauben, versuchen damit, die Kontrolle über die Realität zu bewahren. Sie bauen damit Ängste ab und gewinnen Vertrauen, was jedoch auch problematische oder pathologische Hintergründe haben kann:

  • Die Verschmelzung von Worten und Taten: Manche Menschen glauben, mit ihrer Gedankenkraft bewirken können, dass bestimmte Dinge geschehen.
  • Die Macht des Schicksals. Zahlreiche Personen glauben auch heute noch, dass das Schicksal ihre Liebe in der Hand hat und ihr Leben bestimmt.
  • Rituale. Viele Personen glauben an Rituale, die in bestimmten Situationen bewirken sollen, dass alles gut geht. Auf Holz klopfen oder sich bekreuzigen soll Unglück abwenden.
  • Aberglaube. Noch immer vermeiden viele Menschen schwarze Katzen oder streichen die Zahl 13 aus ihrem Kalender.
  • Übernatürliche Assoziationen. Du denkst zum Beispiel, deinen Job verloren zu haben, weil du Salz verschüttet hast oder ein Glas in Scherben zersprungen ist.
Frau versucht Aberglaube abzulegen
Aberglaube wird in manchen Fällen mit einer Schizophrenie-Spektrum-Störung assoziiert.

Wenn Aberglaube den Alltag regiert

Eine Studie der Universität Cambridge erklärt, dass Aberglaube in manchen Fällen auf eine psychotische Störung wie Schizophrenie hinweisen kann, jedoch auch mit einer Zwangsstörung im Zusammenhang stehen könnte. Meist versteckt sich dahinter eine Urangst, mit der Betroffene nicht richtig umgehen können.

Wir wissen, dass die Verschmelzung von Worten und Taten bei generalisierter Angst vielfach vorkommt. Ein Beispiel dafür ist die Annahme, durch negative Gedanken krank zu werden, oder durch ein schlechtes Gefühl eine Katastrophe auszulösen.

Wenn Aberglaube beunruhigende Ausmaße annimmt, solltest du dich fachärztlich beraten lassen. Die Zeit bis zum Termin kannst du nutzen, indem du über deinen Aberglauben und deinen Glauben an übernatürliche Kräfte Tagebuch führst. Halte fest, in welchen Situationen es dazu kommt und welche Gründe sich dahinter verstecken.

Therapeutische Ansätze, wie die kognitive Verhaltenstherapie, sind sehr hilfreich. Ebenso betonen wir noch einmal, dass Aberglaube in der Regel nicht negativ oder problematisch ist, doch wenn es dadurch zu Extremverhalten kommt, solltest du unbedingt etwas tun.


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