9 Buchempfehlungen von Mario Vargas Llosa
Wie die meisten Autoren ist auch Mario Vargas Llosa selbst ein passionierter Leser. Da er nahezu sein gesamtes Leben mit Schreiben und Lesen zugebracht hat, gilt er als ein großartiger Kenner von Literatur aus aller Welt. Einige der folgenden Bücher haben ihn so sehr beeinflusst, dass er sie heute für Texte und Geschichten hält, die jeder Mensch in seinem Leben gelesen haben sollte. Auf seiner Liste gibt es neun Bücher dieser Art und wir zeigen euch, welche es sind.
Mrs. Dalloway von Virginia Woolf
Über dieses Buch sagt Vargas Llosa: „Dank Woolfs exquisitem Gespür für die systematische Ausschmückung des Lebens ist der Leser in der Lage, die verborgene Schönheit eines jeden Objekts mit all den Facetten, die es beinhaltet, in sich aufzunehmen. Das ist es, was der Welt der Mrs. Dalloway seine magische Originalität verleiht.“
Lolita von Vladimir Nabokov
Zu diesem Werk sagt der Literaturnobelpreisträger: „Humbert erzählt diese Geschichte mit den Pausen, den Momenten der Spannung, falschen Fährten, Ironie und Ambiguitäten eines Erzählers, der geradezu darauf brennt, die Neugierde in seinem Leser in jedem Moment neu auflodern zu lassen. Seine Geschichte ist skandalös, jedoch weder pornografisch noch erotisch. Eine nicht abreißende Verhöhnung von Institutionen, Professionen und Chören von Psychoanalytikern – Nabokovs dunklen Biestern für Bildung und Familie. Sie sind es, die den Dialog von Humbert durchdringen.“
Herz der Finsternis von Joseph Conrad
Zu diesem Werk sagt Vargas Llosa: “Nur sehr wenige Geschichten haben es vermocht, das Böse mit seinen individuellen metaphysischen Konnotationen und seinen sozialen Projektionen auf so präzise und mitreißende Art zu verstehen und auszudrücken, wie dieses Buch.“ Der Film Apocalypse Now basiert auf diesem bemerkenswerten literarischen Werk.
Wendekreis des Krebses von Henry Miller
Dieser Roman galt als eines der kontroversesten Bücher seiner Zeit und löst auch heute noch heftige Debatten aus. Zu diesem Roman kommentiert Vargas Llosa: „Mit der Charakter-Erzählung von ‚Wendekreis des Krebses gelingt‘ dem Autor eines der großen Werke des Roman-Genres – und damit auch sein persönlicher großer Wurf als Romanautor. Dieser ‚Henry‘ ist obszön und narzisstisch, spöttisch gegenüber der Welt, sorgsam nur, wenn es um Sex und Essen geht, und in jeglicher Hinsicht ist ihm eine unverwechselbare Art zu reden eigen: von rabelaisischer Vitalität, um das Vulgäre und Anrüchige in Kunst zu verwandeln und seine unglaublich poetische Stimme zu benutzen, um den physiologischen Funktionen, dem Geiz, der Bosheit und allem irgend Verkommenen und jedwedem Unangebrachten eine ästhetische Würde zu verleihen.“
Die Blendung von Elias Canetti
Dieses seinerseits von einem Literaturnobelpreisträger geschriebene literarische Werk gehört zu Vargas Llosas Favoriten: „Spiegelbildlich zu den Dämonen der ihn umgebenden Gesellschaft bedient Canetti all jene Dämonen, die auch ihn selbst bevölkern. Ein barockes Sinnbild einer Welt, die kurz vor dem Zusammenbruch steht – sein Roman ist in sich selbst eine fantastische Kreation, souverän darin, dass der Autor seine intimsten Ängste und Wünsche zusammen mit den Erschütterungen und Krisen, die die Welt untergraben, in sie hat einfließen lassen.“
Der große Gatsby v on F. Scott Fitzgerald
Über Der große Gatsby sagt Vargas Llosa: „Der gesamte Roman ist ein komplexes Labyrinth mit vielen Türen und jede von ihnen dient als Eingang zu seiner Intimität . Die Enthüllung des Autors über den großen Gatsby eröffnet eine romantische Geschichte – eine von denen, die den Leser zum Weinen bringt.“
Doktor Schiwago von Boris Pasternak
Dieses umfassende Werk haben zweifelsohne viele als Film erlebt. Ein echter Klassiker. Vargas Llosa kommentiert wie folgt: „Ohne diese verwirrende Geschichte, die manipuliert, schockiert und schließlich das Leben der verschiedenen Charaktere auseinanderreißt, wären sie nicht die, die sie sind. Das ist das vorherrschende Motiv des Romans. Das, was wieder und wieder, wie ein Leitmotiv, durch die tumultreichen Höhen und Tiefen erscheint: Die Machtlosigkeit des Individuums im Angesicht der Geschichte, seine Fragilität und Ohnmacht, als es sich im Wirbelwind des ‚großen Geschehens‘ gefangen fühlt.“
Der Gattopardo von Giuseppe Tomasi de Lampedusa
Vargas Llosa kommentiert dieses literarische Werk auf überzeugende Weise: „Genau wie in den Werken der barocken Autoren Lezama Lima und Alejo Carpentier, die so erscheinen, weil sie ihrerseits wundervolle, bildnerische, literarische Welten erschufen, die sich in ihrer altersbedingten Korrosion emanzipiert haben, ist in ‚Der Gattopardo‘ die Sprache jene magische Wand, die die Kulisse für jenen magischen Trick bildet, der einer eigenen physiognomischen Erzählung bedarf – eine für sich laufende Zeit, unabhängig von jeglicher Chronologie.“
Ansichten eines Clowns von Heinrich Böll
Vargas Llosa schreibt: „Heinrich Bölls meistgerühmter Roman beschreibt eine Form von sozialer und gewissenhafter Sensibilität die sich bis in die Manie hineinsteigert. Darin geht es um ideologische Fiktion oder wie in der Zeit seiner Veröffentlichung (1963) gesagt wurde: Die Geschichte dient als Prätext für eine extrem ernstliche moralisch-religiöse Abrechnung mit dem Katholizismus und der spießbürgerlichen Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland.“