7 Tipps, um zu lernen, wie Sherlock Holmes zu denken

7 Tipps, um zu lernen, wie Sherlock Holmes zu denken
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Wenn du wie Sherlock Holmes denken möchtest, musst du in seinen Kopf eintauchen. Das ist keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass er einer der brillantesten Köpfe ist, den die Literaturgeschichte hervorgebracht hat. Conan Doyle stattete seinen Charakter mit einer brillanten Denkweise aus, die Aufmerksamkeit, Disziplin und ein wenig natürliche Skepsis erforderte. Ganz abgesehen von einer wissbegierigen, neugierigen und energischen Sicht auf die Welt. Mit etwas Arbeit kann jeder von uns lernen, sich diese Denkmuster anzueignen.

Der forensische Chirurg Joseph Bell inspirierte Conan Doyle dazu, seine berühmte Figur aus der Baker Street zu kreieren. Bell sagte, dass jede Diagnose auf Basis dreier grundlegender Kriterien gestellt werden müsse. Und das gelte, wenn es um forensische, wissenschaftliche oder andere Diagnosen gehe. Die drei Schritte seien: 1. vorsichtig beobachten, 2. scharfsinnig erschließen, und 3. mit Beweisen bestätigen. Diese Strategie kann man nicht in nur ein oder zwei Tagen erlernen und erfolgreich umzusetzen. Sie erfordert ein Gehirntraining und das Verständnis für all die Risse und Spalten in unserem Geist.

„An dem Tag, als Sherlock Holmes entschied, sich auf Verbrechen zu spezialisieren, verlor das Theater einen großartigen Schauspieler und die Wissenschaft einen scharfsinnigen Denker.“

John Watson

Dieser schottische Arzt, den Conan Doyle glücklicherweise treffen konnte, war immer sehr stolz darauf, die Inspiration des Autors gewesen zu sein. Er schrieb sogar die Prologe für einige seiner Romane. Aber Conan Doyle war nicht nur von den analytischen Methoden Dr. Bells inspiriert. Er fühlte er sich ebenso von der Persönlichkeit und der Denkweise des berühmten Detektivs C. Auguste Dupin angeregt. Dupin war ein Detektiv, den Edgar Allan Poe in seiner Kurzgeschichte Der Doppelmord in der Rue Morgue erschuf.

Arthur Conan Doyle wusste ganz genau, was er wollte, als er die Persönlichkeit seiner Figur nach und nach definierte. Sein Protagonist sollte weder ein einfacher Mann, noch der klassische Held sein. Stattdessen musste er eine dunkle und widersprüchliche Seite haben, sowie einen tiefen Sinn für Gerechtigkeit. Und vor allem musste sein Detektiv den brillantesten Geist aller Zeiten haben. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Conan Doyle sein Ziel erreicht hat …

Wenn du die folgenden Strategien verfolgst, kannst du wie Sherlock Holmes denken lernen.

Sherlock Holmes in London

1. Entwickle deine Skepsis

Es gibt nichts Schlimmeres, als das Infragestellen von Ideen oder Gedanken zu verurteilen. Es gibt keinen größeren Feind, als eine passive Haltung gegenüber den Ereignissen und Informationen, die uns erreichen. Wenn du deine eigenen Gedanken und Einstellungen nicht infragestellst, wirst du daher kaum in der Lage sein, hinter den Nebelvorhang zu sehen.

Um zu lernen, wie Sherlock Holmes zu denken, musst du durch eine Vorbereitungsphase gehen. Hier legst du all deine Vorurteile ab. Ebenso musst du aufhören, die Meinungen und Argumente anderer als Nennwert zu verstehen. Immerhin sind sie keine unanfechtbareren, universellen Wahrheiten. Lerne, die erhaltenen Informationen zu filtern und ihnen gegenüber skeptisch zu sein. Sei neugierig und herausfordernd. Lerne, über den Tellerrand hinauszublicken und jede automatische Argumentation zu kontrollieren, über die du nicht reflektiert hast.

2. Integratives Denken

Wenn Sherlock Holmes eine Notiz erhält, beschränkt er sich nicht darauf, nur die Worte zu lesen. Genau genommen ist der Text für ihn manchmal der uninteressanteste Teil der Botschaft. „Holmes‘ Methode“ beschreibt die Entwicklung des integrativen Denkens. Hierbei ist alles von Bedeutung, Informationen können aus kleinsten Details gesammelt werden. Wie Sherlock Holmes denken bedeutet, sich an alle Objekte, Gesichter, Tonfälle oder banale Gesten erinnern zu können. Jede scheinbar unauffällige Kleinigkeit bietet viel mehr Informationen, als du vielleicht denkst.

Erinnere dich zum Beispiel an Der blaue Karfunkel.  Mit einem alten Hut und einer Gans löste Holmes auf scharfsinnige Weise einen der komplexesten Fälle, den Conan Doyle jemals kreiert hat.

Menschen aus dem frühen 20. Jahrhundert

3. Eine authentische Bindung

Jeder, der Sherlock Holmes liest, bemerkt diesen ausschlaggebenden Aspekt seiner Persönlichkeit. Sobald etwas sein Interesse weckt, geht er von der tiefen Untätigkeit und Trägheit in Erregung und Bewegung über. Dabei hört sein Gehirn mit dem faulen und quälenden Umherirren auf und beginnt, sich zu konzentrieren.

Holmes akzeptiert keine Fälle, die für ihn nicht anregend genug sind. Ebenso wird er keine Klienten annehmen, denen er nicht vertraut. Er ist wählerisch. Er spart seine Zeit und Energie für das auf, was mit seinen Werten und Interessen übereinstimmt. Also akzeptiert nur die Fälle, die ihn motivieren und seine Fähigkeiten wirklich herausfordern.

4. Manchmal musst du für ein besseres Verständnis einen Schritt zurückgehen

Um zu lernen, wie Sherlock Holmes zu denken, solltest du eine weitere seiner Techniken anwenden, und zwar das imaginative Denken. Holmes hat viele Momente, in denen er mit zahllosen Fakten, offenen Fragen, Zeugenaussagen sowie ungenauen und widersprüchlichen Gefühlen jonglieren muss. Er muss sie organisieren, damit er sie analysieren und plausible Theorien entwickeln kann. So kann er schließlich erklären, was passiert ist.

Um dies zu tun, zögert er nicht, sich in seinen Raum zu verkriechen und sich so von der Welt zurückzuziehen. Seine Pfeife und Violine helfen ihm dabei, sich in seinen Gedächtnispalast zurückzuziehen und seine Schlüsse zu ziehen. Dich selbst vom Problem zu distanzieren, ist manchmal der beste Weg, um dir die Reflexion zu erleichtern. Oftmals ist es entscheidend, damit aufzuhören, neue Informationen zu sammeln, und intensiver mit denen zu arbeiten, die du bereits hast.

Sherlock, der seine Violine putzt

5. Ein Tagebuch kann helfen

Manchmal bist du zu selbstsicher und sagst dir, dass du dieses und jenes Detail nicht vergessen könntest. Das ist ein Fehler. Ein Tagebuch als Hilfe zu nutzen ist eine kluge Strategie. Deine Gedanken und Ideen auf Papier niederzuschreiben, ist ein guter Weg, um dir Informationen zu merken. Nicht nur das, es hilft dir auch dabei, nachzudenken, Ideen zu kanalisieren und Konzepte zu entwickeln.

Und vergiss nicht, dass Holmes selbst, genauso wie der Wissenschaftler André-Marie de Ampere, immer Stift und Papier bei sich trug. Ideen sind frei, sie kommen und gehen, wann sie wollen. Demzufolge ist es wichtig, darauf vorbereitet zu sein, sie dann einzufangen, wenn sie sich ergeben.

6. Suche nach geistigen Herausforderungen

An der Figur von Sherlock Holmes gibt es etwas Sonderbares, das du nicht außer Acht lassen solltest. Seine deduktiven und Analysefähigkeiten, sowie seine Begabung darin, offenbar nicht zusammenhängende Ereignisse miteinander zu verbinden, sind keine angeborenen Fähigkeiten.

Derjenige, der eine wirklich außergewöhnliche Intelligenz besitzt, ist sein Bruder Mycroft. Jeder beschreibt ihn als den brillantesten Geist in England. Dennoch stand eben dieser Geist in scharfem Kontrast zu seiner passiven Einstellung. Mycroft ist ein Mann der strikten Routine und mag weder den Handel noch die Feldarbeit. Mit Freude überlässt er diese Aufgaben seinem jüngeren Bruder. Holmes hingegen hat einen unruhigen Geist, der die unentwegte Stimulation, Herausforderung und Rätsel braucht. Diese Rätsel fordern und nähren seinen Geist gleichzeitig. Er nutzt sie, um seine Fähigkeiten als Detektiv zu verbessern.

„Ich bin ein Gehirn, mein lieber Watson, und der Rest von mir ist bloßes Anhängsel.“

Sherlock Holmes

7. Nutze deine Fähigkeiten für das Gute

Dr. Watson hat oft über seinen lieben Mitbewohner gesagt, dass Holmes seine hervorragenden Fähigkeiten nutze, um Gutes zu tun. Wenn das Gegenteil wahr gewesen wäre, wäre Sherlock Holmes im selben Team gelandet wie Professor Moriarty.

Dies lässt uns über das Ziel nachdenken. Unsere Intelligenz und unsere kognitiven Fähigkeiten benötigen einen Sinn. Sie brauchen Motivation, einen Grund, um weiter zu üben und um unser Denken und unsere Reflexe zu verbessern.

Ohne Motivation oder Inspiration ist das Denken zu nichts gut. Genau genommen neigt Holmes dazu, zur „sechsprozentigen Kokainlösung“ zu greifen, wenn sich nicht mit einem Fall beschäftigen kann. Diese Tage stellen eine schwierige Zeit für ihn dar. Denn sie vergingen so langsam wie der Londoner Nebel und sein Geist erfüllte weder einen Zweck, noch hatte er ein Ziel.

Visitenkarte Sherlock Holmes

Zu lernen, wie Sherlock Holmes zu denken, ist für unseren Alltag ohne Zweifel eine ausgezeichnete Idee. Ebenso können wir immer auf das großartige Werkkanon zurückgreifen, um uns zu inspirieren. Dutzende Abenteuer können uns ein wenig mehr über die Methoden und Strategien einer der meist geliebten Figuren der Literaturgeschichte lehren. Ganz abgesehen davon ist er einer der wenigen Charaktere, die aufgrund der großen Nachfrage, und entgegen den Wünschen des Autors, zurück ins Leben kommen mussten.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.