7 emotionale Vampire, die uns unser Wohlbefinden rauben

7 emotionale Vampire, die uns unser Wohlbefinden rauben
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Emotionale Vampire geben sich nicht mit unserem Blut zufrieden. Sie wollen unsere Vitalität, gute Laune und Energie. Sie lauern uns vielerorts auf, um auf progressive Weise dysfunktionale Umfelder zu erschaffen, in denen man sich erschöpft und isoliert fühlt, die die physische und psychische Gesundheit ernsthaft beeinträchtigen können.

Obwohl der Begriff „emotionaler Vampir“ nicht besonders wissenschaftlich klingt und es kein Handbuch gibt, mithilfe dessen wir einen solchen identifizieren könnten, gibt es doch einen populärpsychologischen Leitfaden, in dem die Definition dieses sehr spezifischen Profils vorgenommen wurde, das nicht jedem bekannt und greifbar ist. Dieser Leitfaden ist Albert J. Bernsteins Emotionale Vampire. An ihm wollen wir uns orientieren und gewisse Aspekte dieses Themas einmal genauer unter die Lupe nehmen.

„Wenn jemand nach einem Abfalleimer sucht, um seinen Müll dort hineinzuwerfen, sollte das nicht dein Verstand sein.“

 Dalai Lama

Emotionale Vampire und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Einer dieser Aspekte bezieht sich auf die „Energie“. Man sagt über emotionale Vampire, dass sie uns unserer Lebensenergie berauben: Wenn wir den Umgang mit unseren Mitmenschen pflegen und gesunde Beziehungen zu ihnen haben, findet ebenso ein harmonischer Austausch von verstärkenden Reizen, Informationen, Emotionen und Empfindungen statt. Dieser Zauber der menschlichen Interaktionen erzeugt immer eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die wiederum von der Freisetzung von Neurotransmittern begleitet werden und in einer Belohnung enden. Wenn wir es aber mit einem emotionalen Vampir zu tun haben, gibt es keinen Austausch. Der Umgang ist immer unidirektional, es gibt keinen Kommunikationsfluss, keine Gegenseitigkeit, die unser Gehirn als gesund und bedeutungsvoll anerkennen könnte. Was es stattdessen gibt, ist eine zunehmende Belastung durch negative Emotionen, die sich Tag für Tag anhäufen und die eine Überreizung des Gehirns und ein grauenvolles Stressgefühl zur Folge haben. Dann fühlen wir uns entweder vollkommen hilflos in die Ecke gedrängt oder es bringt uns natürlich dazu, zu fliehen.

Verstörte Frau umgeben von Raben

Wir haben zu Beginn des Artikels gesagt, dass der Ausdruck „emotionaler Vampir“ von der Populärpsychologie geprägt wurde, obwohl dieses Persönlichkeitsprofil immer mehr Einzug in die klinischen Praxis und die tägliche Arbeit unzähliger Psychologen hält. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Energie, von der wir sprechen, die unsere Gemütsverfassung, unsere Motivation und unser Selbstwertgefühl vereint, es uns ermöglicht, jegliche Aktivität auszuüben. Somit führt eine fortwährend negative Interaktion zu einem schmerzlichen Energieverlust. Wir möchten auch erwähnen, dass die Auswirkungen von emotionalen Vampiren heutzutage viel intensiver sind, und zwar aufgrund der neuen Technologien. Das Handy, das wir nicht einmal nachts ausschalten, ist ein viel gebrauchtes Werkzeug des Energievampirs, der dank WhatsApp, Facebook oder Twitter nun tatsächlich konstant präsent ist.

Es gibt viele Arten von emotionalen Vampiren: Da ist der Arbeitskollege, der immer mit uns über seine unglücklichen Umstände spricht, der uns fiese Gerüchte oder böswilligen Klatsch zuflüstert, oder sogar die toxische Mutter oder der toxische Vater, toxische Verwandte, die in die Opferrolle schlüpfen und uns so kontrollieren, die uns in ihren Fängen, in ihren Universen, in denen es an Empathie und Respekt mangelt, ersticken. Wir könnten tausend Beispiele nennen und könnten trotzdem immer noch mehr finden, weil wir alle einen dieser emotionalen Vampire kennen, der uns unserer Ruhe beraubt, uns die Freude nimmt und uns auf seinem Weg der Entmutigung mitschleift.

Genauso wichtig ist, zu erwähnen, dass all diese Tricks dank spezialisierter Nervenzellen, die wir alle besitzen – die Spiegelneuronen – Wirkung zeigen. Sie spielen bei diesem Energieraub eine entscheidende Rolle. Sie zwingen uns, dem emotionalen Vampir Aufmerksamkeit zu schenken und sensibel und empfänglich für alles zu sein, was er auf uns überträgt: Angst, Hass, Unglück, Verbitterung, Sorgen, etc. Je mehr negativen Ballast er mit sich herumträgt, desto mehr Energie nimmt er uns, desto mehr überreizt er unser Gehirn und umso größer sind Stress und Schwäche.

Diese Symptome lassen nach und nach darauf schließen, dass ein emotionaler Vampir uns unsere Energie nimmt:

  • Müdigkeit
  • Schwere Augenlider
  • Spannungskopfschmerzen
  • Niedergeschlagenheit
  • Das Gefühl, fliehen zu wollen
  • Konzentrationsprobleme
  • Geringe Arbeitsleistung
Verärgerter Mann mit Gewitterwolke über dem Kopf

Arten von emotionalen Vampiren

Judith Orloff ist eine bekannte nordamerikanische Psychiaterin und Autorin, die sich in zahlreichen Büchern und Studien mit den Themen Empathie und emotionale Ansteckung und dem Konzept der emotionalen Vampire befasst hat. In ihren Arbeiten erkennen wir sehr deutlich, dass nicht alle Menschen, auf die dieses Profil passt, sich auch bewusst sind, dass sie ihm entsprechen und dass ihre Interaktionen und Verhaltensweisen negative Auswirkungen auf ihre Mitmenschen haben. Andere dagegen wissen es nicht nur, sondern streben es regelrecht an: Sie wollen dominieren und damit ihr eigenes Selbstwertgefühl stärken. Andere niederzumachen, um sich selbst größer zu fühlen, ist eine herkömmliche Strategie von emotionalen Vampiren.

Schauen wir uns nun die sieben Typologien der emotionalen Vampire an.

„Er war wie ein Hahn, der glaubte, die Sonne sei aufgegangen, um ihn singen zu hören.“

George Elliot

 1. Der Narzisst

Sein Motto lautet: „Ich zuerst.“ Alles muss mit ihm zu tun haben. Diese Menschen sehnen sich nach Bewunderung und Anerkennung. Sie haben kein Einfühlungsvermögen und zwingen uns immer dazu, wirklich alles und jeden Aspekt, der uns umgibt, nach ihren Erwartungen, Prinzipien und Meinungen zu gestalten. Sie besitzen eine sehr eingeschränkte Fähigkeit, andere anzuerkennen oder zu berücksichtigen, um echte Zuneigung, authentische Freundschaft oder  Liebe geben zu können.

Wie können wir uns schützen?

  • Das Geheimnis ist, zu wissen, wie man mit ihnen kommuniziert, ihnen Grenzen setzt, aufrichtig ist und ihr überdrüssiges Ego und ihre begrenzte Fähigkeit, auch andere zu berücksichtigen, aufdeckt.
  • Wir sollten vermeiden, unser Selbstwertgefühl in ihre Hände zu legen. Dafür müssen wir sie objektiv betrachten können und uns ihrer mangelnden Zuneigungs- und Beziehungsfähigkeit bewusst werden.

 2. Der Kritiker

Nichts, was du tust, sagst, denkst oder wertschätzt, ist für eine kritische Persönlichkeit angemessen. Nichts ist für den raffinierten Geschmack, für die weise Lebensvorstellung und das unendliche Wissen des Kritikers gut genug. Darüber hinaus ist hier Vorsicht geboten, denn seine größte Fähigkeit ist es, mit subtiler Zuneigung und ironischer Bevormundung mit uns zu kommunizieren, um uns dazu zu bringen, uns ihm unterlegen zu fühlen.

Löwe hebt die Lefzen

Wie können wir uns schützen?

  • Wir müssen uns unser Schutzschild vorhalten und diese Kritiken abschirmen.
  • Wir müssen den emotionalen Vampiren ihre Macht nehmen. Wenn wir ihnen klarmachen, dass ihre Meinungen wenig Bedeutung für uns haben und dass wir ganz genau wissen, was gut und was falsch ist, werden wir diese kritische Person schwächen.

3. Der unermüdliche Redner, der nie zuhört

Der unerschöpfliche Redner interessiert sich nicht dafür, was du zu sagen hast, was du denkst oder fühlst. Er will nur, dass du da bist, um ihm zuzuhören, um dieser Container zu sein, in den er alles hineinwerfen und alles abladen kann, so als wäre sein Zuhörer seine Mülldeponie, die alles schluckt.

Falls du es mit einem unermüdlichen Redner zu tun hast, ist eine sehr intensive physische und emotionale Erschöpfung vorprogrammiert.

Wie können wir uns schützen?

  • Diese Personen reagieren nicht auf nonverbale Hinweise. Daher gibt es keine andere Möglichkeit, als sie auf bestimmte, aber höfliche Weise zu unterbrechen, um klarzumachen, dass es dich nicht gibt, damit du dir all ihre Geschichten anhörst und dass du nicht ihr persönliches Tagebuch, ihre unordentliche Schublade oder ihr Mülleimer bist. Du bist ein Mensch, mit dem man sich unterhalten kann; jemand, der auch Bedürfnisse hat und gehört werden möchte.

4. Das Opfer

Das ständige Opfer, dem immer das Schlimmste widerfährt und das – seiner Meinung nach – von der Welt vollkommen ausgegrenzt wird, können wir sofort an seiner stets negativen Ausdrucksweise und daran erkennen, dass es sich selbst als diese Voodoopuppe sieht, der ununterbrochen gemeine Verletzungen zugefügt werden.

Wie können wir uns schützen?

  • Hinter diesen Menschen verbirgt sich ein geringes Selbstwertgefühl, und dessen sollten wir uns von Anfang an bewusst sein. Deshalb ist es am angemessensten, all ihre Tragödien, so weit wie uns das möglich ist, zu rationalisieren. Wir sollten vermeiden, hart mit ihnen ins Gericht zu gehen. Wir sollten ihnen lieber eine hoffnungsvolle Sichtweise aufzeigen, mit der sie nach und nach erkennen, dass es für alles eine Lösung gibt und dass sie die Verantwortung für ihr Leben übernehmen müssen.

5. Der Manipulator

Diese Menschen versuchen, fast jeden Aspekt deines Lebens obsessiv zu kontrollieren. Sie manipulieren deine Emotionen, um dich machtlos zu machen, um dir deine Luft, deine Positivität, dein Selbstwertgefühl und sogar deine Identität zu rauben. Sie entkräften uns solange, bis sie uns davon überzeugen, dass alles, was wir brauchen, nur eine einzige Sache ist: sie.

Frau als Marionette

Wie können wir uns schützen?

  • Das Erfolgsgeheimnis, um einem Manipulator den Riegel vorzuschieben? Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. Wir dürfen uns niemals von etwas abbringen oder überzeugen lassen. Bedanke dich für seine Ratschläge und mache ihm klar, dass du deine eigenen Ratschläge hast, die dir dein ganzes Leben lang schon nützlich waren.

6. Der Aggressive

Emotionale Vampire, die Wut und verbale oder körperliche Gewalt anwenden, sind am gefährlichsten. Manchmal reicht ein Missverständnis schon aus, damit sich Zorn, Verachtung oder sinnlose Wut, die uns verängstigt und uns den Atem nimmt, breitmacht. Sie sind wie ein Minenfeld, in dem es fast unmöglich ist, alles zu kontrollieren, um zu vermeiden, dass es zur Explosion kommt.

Wie können wir uns schützen?

  • Es gibt zwei sehr nützliche Strategien in Bezug auf dieses Persönlichkeitsprofil. Wenn du eine Person mit gewalttätigen Verhaltensweisen an deiner Seite hast, können wir dir nur empfehlen, dir Hilfe zu suchen, um diese Situation bewältigen zu können. Falls wir das nicht tun oder wollen, ist es am gesündesten und auch notwendig, Abstand zu nehmen.

7. Der Sarkastische

Es gibt Menschen, die im Sarkasmus ein ausgeklügeltes Sprachwerkzeug sehen, um das Leben ironisch zu betrachten. Es ist nichts falsch daran, ironisch zu sein. Aber sobald man Sarkasmus verwendet, um Menschen zu verspotten, sie auf ausgetüftelte Weise zu demütigen und mit der Krone der Grausamkeit und dem Zepter der Frechheit aufs Siegertreppchen hinaufzusteigen, müssen wir uns ganz klar vor Augen führen: Vor uns steht ein emotionaler Vampir.

Sarkastisches Mädchen auf Pferd

Wie können wir uns schützen?

  • Sarkasmus ist eine subtile Waffe, die wir nicht kommen sehen. Aber Vorsicht, sobald wir uns gedemütigt fühlen und unser Selbstwertgefühl in Mitleidenschaft gezogen wird, müssen wir so früh wie möglich Grenzen setzen.
  • Wir müssen klar und deutlich sagen, dass uns jener Satz verletzt hat. Wenn wir ausgelacht werden und man uns sagt, es sei nur ein Witz, sollten wir mit Durchsetzungsvermögen wiederholen, dass „dieser Witz nicht angemessen ist, weil er uns verletzt“.
  • Wenn der Sarkastische das Ausmaß seiner Handlungen nicht erkennt oder sich nicht anders verhält, ist es am besten, Abstand zu halten.

Was, wenn ich der emotionale Vampir bin?

An diesem Punkt angekommen, kommt schließlich die Frage auf, was zu tun ist, wenn man diese Verhaltensweisen in sich selbst erkennt. Was, wenn wir selbst wie emotionale Vampire handeln und anderen Energie rauben? Im Gegensatz zu dem, was wir vielleicht denken, haben die meisten von uns tatsächlich irgendwann einmal in ihrem Leben einige dieser Verhaltensweisen an den Tag gelegt. Entweder weil sie ein geringes Selbstwertgefühl hatten oder weil sie eine schwierige Zeit durchmachten.

„Ein Egoist ist jemand, der darauf besteht, dir von sich selbst zu erzählen, während du ihm gerade unbedingt von dir erzählen willst.“

Jean Cocteau

Aber es ist nie zu spät, über einige Indikatoren nachzudenken, die uns davor warnen können:

  • Negative und katastrophale Gedanken
  • Das Bedürfnis, alles unter Kontrolle zu haben, vor allem die Menschen um uns herum
  • Die Notwendigkeit, bei anderen unseren Müll abzuladen, ohne die Sorgen, Meinungen oder Kommentare dieser Menschen in Betracht zu ziehen
  • Gegenüber anderen sehr kritisch sein
  • Das ständige Gefühl, dass alles schiefläuft, dass die Welt gegen mich zu sein scheint
  • Gedanken à la “Ich weiß, dass es mir nicht gut geht, aber ich möchte mir nicht helfen lassen.”  und “Ich werde wütend, wenn jemand versucht, mir zu helfen.”

Wenn dir diese Realitäten bekannt vorkommen, solltest du dir sofort Gedanken dazu machen. Zuallererst musst du dein Selbstwertgefühl steigern, musst besser mit deinen Gefühlen umgehen und deine Kommunikationsfähigkeiten verbessern. Du solltest aber auch nicht zu lange warten und einen Experten um Hilfe bitten, denn manchmal kann sich hinter dieser harten, mit Negativität aufgeladenen Schale eine Depression verbergen.

Es gibt viele Arten von emotionalen Vampiren. Jedoch, und damit komme ich zum Ende, können viele von ihnen durch eine angemessene Hilfe und mit einer vernünftigen und richtigen Orientierung wieder menschlich werden.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.