6 einfühlsame Antworten auf die Selbsteinschätzung von Kindern
Wie ein Kind auch immer sein mag – es ist äußerst wichtig, ihm einfühlsame Antworten auf eine negative Selbsteinschätzung zu geben. Vor allem dann, wenn es über sich selbst in der ersten Person spricht. Dann gibt es uns einen Hinweis darauf, wie selbstwirksam es sich einschätzt.
In anderen Worten ausgedrückt, dürfen wir Erwachsene die alltäglichen Kommentare eines Kindes nicht ignorieren. Dazu zählen zum Beispiel folgende Aussagen: “Ich kann das nicht”, “ich werde alles falsch machen”, “hat doch eh keinen Sinn”, “die anderen werden mich auslachen”, und, “es ist alles so langweilig.” Diese Aussagen vermitteln eine unterschwellige Botschaft. Sie könnten auf ein niedriges Selbstwertgefühl hindeuten.
Wenn du diesen Situationen zu begegnen weißt, kannst du dazu beitragen, eine heilsame Zuneigung und Behutsamkeit im Umgang aufzubauen. Und das von frühsten Kindesbeinen an. Wenn wir Erwachsene ein Bewusstsein für die Wichtigkeit entwickeln, die Gefühle von Kindern niemals zu ignorieren, dann können wir auf eine Reihe von passenden Antworten zurückgreifen. Damit können wir unsere Kleinen dabei unterstützen, selbstschädigende Einschätzungen der eigenen Persönlichkeit zu überdenken. Hier ein paar Beispiele dafür:
1. Auf dem Spitzenplatz: “Ich kann das nicht.”
Die Aussage “Ich kann das nicht” steht ganz vorn auf der Liste. Viele von uns haben diesen Satz bereits in sehr jungen Jahren in ihren inneren Dialog aufgenommen, manchmal sogar in den Dialog nach außen.
Dieser eingängige Spruch kann auf Müdigkeit, Energiemangel, Apathie und ein geringes Selbstbewusstsein hindeuten. Wir neigen dazu, als Antwort darauf Folgendes zu sagen: “Doch, das kannst du.” Manchmal begleitet von dem fürchterlichen Satz: “Jetzt rede keinen Unsinn und s ei nicht so faul.”
Wie können wir Kindern dabei helfen, diesen Gedanken oder diese Haltung infrage zu stellen? Mach dir zuerst gewahr, dass der beste Weg häufig darin besteht, mit einer Gegenfrage zu antworten. So wären verschiedene Möglichkeiten zum Beispiel:
- “Was meinst du damit, wenn du sagst, du könntest das nicht?”
- “Welchen Beweis hast du dafür, dass du das auf keinen Fall kannst?”
- “Wie willst du das wissen, wenn du es noch nicht versucht hast?”
- “Glaubst du, dass es dir hilft oder dass es dir eher wehtut, wenn du sagst, du könntest das nicht?”
- “Wie wäre es, wenn du sagst, es wird mich zwar Mühe kosten, aber ich kann das?”
2. “Ich hab keine Lust. Ich will nicht.”
Es ist ganz normal, dass man in bestimmten Augenblicken zögerlich ist und kein Interesse an gewissen Aufgaben zeigt. Für Kinder mag es sinnlos aussehen, aber sie müssen verstehen: Es gibt bestimmte Aufgaben, die einfach erledigt werden müssen – zu ihrem eigenen Wohl.
Wenn ein Kind diese Aussage trifft, kannst du es am besten unterstützen, indem du ihm die folgende Botschaft übermittelst: “Sag lieber, dass du es tust, selbst wenn du gerade keine Lust darauf hast. Das ist besser, als zu sagen, dass du keine Lust hast und es deshalb nicht tust.”
Es geht auch hier darum, Gegenfragen zu stellen. Hier ein paar Beispiele:
- “Was würde wohl passieren, wenn wir alle nur das täten, worauf wir im Moment Lust hätten?”
- “Wenn wir keine Lust auf etwas haben, sollten wir es dann niemals tun?”
- “Kannst du dir eine Welt vorstellen, in der sich niemand mehr für etwas anstrengt?”
- “Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn ein Autofahrer keine Lust mehr darauf hat, die Verkehrsregeln zu beachten?”
- “Oder was würde wohl passieren, wenn ein Arzt keine Lust mehr darauf hat, Kranke zu behandeln?”
Diese Art von Fragen werden dem Kind helfen, über seine Unlust nachzudenken und seine Haltung zu ändern.
3. “Ich will das nicht tun, sonst lachen die anderen mich aus.”
Wenn du über diesen Satz nachdenkst, fällt dir vielleicht auf, wie grausam es ist, sich über einen anderen Menschen lustig zu machen, der gerade verlegen ist.
Wenn wir über ein Gefühl lachen, was ein gewisses Maß an Schmerz verursachen könnte, amüsieren wir uns über die emotionale Verletzlichkeit eines Kindes. Wir könnten ihm stattdessen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und klarstellen, dass es auf keinen Fall besser wäre, wenn niemand das peinliche Gefühl bemerken würde. Wenn das Umfeld die Verlegenheit wahrnimmt, kann es unterstützend tätig sein und sich empathisch zeigen.
4. “Ich bin müde/traurig/wütend.”
Ein schwerer Fehler besteht darin, die Gefühle eines Kindes und seine emotionalen Reaktionen zu übergehen. Zum Teil auch deshalb, weil das für Erwachsene zur Normalität geworden ist.
Dieser Vorgang ist gar nicht so seltsam. Von Kindesbeinen an bekamen wir mit, wie Erwachsene auf Tränen reagieren. Sie sagten dann: “Heule nicht, es ist doch gar nichts passiert.” Und es gibt Gefühlsausdrücke, die einem Großteil der Gesellschaft peinlich sind. Aber wenn man sie übergeht, untergräbt man etwas für Kinder und Erwachsene gleichermaßen Wichtiges.
5. Vermeide Etiketten wie “ungeschickt”, “böse” oder “minderbemittelt”
Diese Etikettierung für ein Kind hilft ihm keinesfalls dabei, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Wenn ein Kind etwas falsch macht, gibt es viele verschiedene Arten, ihm zu sagen: “Es ist nicht in Ordnung, dass du deine Brüder haust”, “du musst dein Spielzeug nicht kaputt machen”, oder, “du musst dich ein bisschen mehr bei deiner Mathehausaufgabe anstrengen.”
6. Vermeide einen “schlauen”, “guten” oder “intelligenten” Tonfall
Ein Kind wird die Gründe nicht verstehen, weshalb du auf diese Weise mit ihm sprichst. Du könntest stattdessen auch sagen: “Du hast deine Hausaufgabe prima gemacht”, “du hast ganz toll aufgeräumt”, oder, “ich sehe dir sehr gern beim Malen zu.” Das heißt, du kannst das Verhalten des Kindes, aber nicht das Kind als Person beurteilen.
Denke daran, wenn du ein Kind erreichen willst, bedarf es eines passenden Tonfalls. Greife es auf gar keinen Fall verbal an. Sprich liebevoll zu ihm. Und lege einen warmen, zugewandten Ton an den Tag. Das ist die Grundlage einer gelungenen Erziehung und großartiger Entdeckungen beim Lernprozess. Denke auch daran, dass Kinder ihr Rolle von uns Erwachsenen vermittelt bekommen. Daher sollten wir die Kindererziehung vor allem mit einem Sinn für Verantwortung unseren Kindern gegenüber angehen.