5 Missverständnisse zur Kindererziehung
Generell haben Eltern bereits eine Vorstellung davon, wie sie ihr Kind erziehen wollen, bevor sie Eltern werden. Bereits vor der Geburt ihres Kindes suchen sie Hilfe in entsprechenden Ratgebern und glauben dann oft, dass sie einfach nur den Regeln folgen müssten, die sie in diesen Büchern finden. Eine Sache, die Eltern dabei immer im Hinterkopf behalten müssen, ist, dass jedes Kind anders ist – keine zwei Kinder gleichen sich in ihrem Verhalten, ihren Einstellungen und Gedanken. Daraus folgt, dass Kinder mit den Eltern wachsen und lernen, nicht allein. Das heißt, Eltern zu sein bedeutet, ständig mehr über sich selbst zu erfahren, Neues zu entdecken – und Missverständnisse zur Kindererziehung aufzuklären.
Davon abgesehen sind Eltern niemals frei von Fehlern. Während ihr Kind wächst, lernen sie immer wieder von Neuem, wie sie am besten ihre Elternrolle erfüllen können. Das Lernen aus den eigenen Fehlern ist also unerlässlich, wenn Eltern ihre Kinder richtig erziehen wollen. Im Folgenden stellen wir euch einige Missverständnisse zur Kindererziehung vor, die viele Eltern teilen.
1. Ein klassisches Beispiel für Missverständnisse zur Kindererziehung: Eltern haben immer recht!
Das klingt schon altmodisch. Viele Erwachsene haben diesen Satz mindestens einmal von ihren eigenen Eltern gehört, als sie selbst noch Kinder waren. Laut dieser These wären Eltern immer ein gutes Beispiel für ihr Kind. Natürlich sagen wir nicht, dass dies nicht stimmen würde. Aber ein Vorbild zu sein bedeutet nicht, perfekt zu sein. Fehler zu machen ist menschlich und Eltern sind davon nicht ausgenommen. Es ist wichtig, sich von dieser falschen Annahme zu trennen, da sie einen enormen Druck auf Kinder ausübt.
Denken wir darüber nach: Wenn wir glauben, dass unsere Erziehung perfekt wäre, dass wir selten Fehler machen und uns deshalb wünschen würden, dass unser Kind so würde wie wir, es sich dann aber nicht unseren Vorstellungen entsprechend entwickeln würde, was wäre dann? Glauben wir, dass der Druck, den wir auf unser Kind ausüben, gesund wäre? Natürlich wäre er das nicht; er könnte zu enormem Stress beim eigenen Kind führen.
Darüber hinaus wissen Experten, dass Eltern ständig Fehler machen. Aber niemand tadelt Eltern dafür, weil es völlig normal ist, Fehler zu machen. Im Gegenteil, Fehler sind nichts anderes als perfekte Lernmöglichkeiten.
2. Sage niemals nein zum Kind, um Frustration zu vermeiden
Einige Eltern glauben, dass ein Nein eine schlechte Idee wäre, wenn das Kind einen Wunsch äußert. Stattdessen nicken diese Eltern alles ab, was ihr Kind verlangt, um es glücklich zu machen. Aber Frustration gehört zum Leben dazu. Bedeutet das also, dass wir unser Kind absichtlich frustrieren sollten? Nein, denn natürlich sind die Dinge nicht so simpel, nicht alles ist schwarz oder weiß. Es gibt immer Nuancen, gerade wenn es um Kindererziehung geht. Daher sollten wir nicht zu allem ja sagen, aber wir sollten auch nicht jeden Wunsch unseres Kindes abschlagen.
Wenn unser Kind einen Wutanfall hat, liegt die Lösung nicht darin, ihm zu geben, was es will, damit es aufhört, zu weinen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Eine klare Antwort und unser Kind anzuregen, seine Haltung zu überdenken, führt in der Regel zu besseren Ergebnissen. Wir müssen nur Geduld mitbringen, denn am Ende setzen wir uns mit einem Kind auseinander und nicht mit Erwachsenen.
Wir wissen, dass dies nicht immer einfach ist. Manchmal ist es ziemlich schwierig, geduldig zu bleiben, insbesondere wenn das Verhalten des Kindes unangemessen ist. Im Laufe der Zeit werden wir jedoch positive Ergebnisse erzielen. Zum einen verbessert es das kindliche Verhalten, auf der anderen Seite lernen Eltern so, konsequent zu handeln.
3. Ich weiß genau, was mein Kind braucht
Dies ist ein weiteres verbreitetes Missverständnis zur Kindererziehung. Es steht im Zusammenhang mit der ersten irrigen Annahme, die wir weiter oben erwähnt haben. Versuchen wir, diese Fragen zu beantworten: Kann man eigentlich genau wissen, was Kinder wollen? Sind wir so einfühlsam, dass wir ihre Gedanken lesen können und erkennen können, was sie brauchen und sich wünschen?
Eltern, die das glauben, neigen dazu, einen autoritären Erziehungsstil zu haben. Daher ignorieren sie die Ideen und Bedürfnisse ihres Kindes. Aber was würde passieren, wenn ihre Plätze vertauscht würden? Wenn den Eltern nicht mehr zugehört würde? Natürlich wären sie unglücklich darüber, dass ihnen nicht mehr zugehört würde. Warum sollten wir uns also gegenüber unserem Kind so verhalten?
Eltern sollten nicht in die Falle tappen, zu glauben, dass sie immer wüssten, was ihr Kind brauche. Eine Pflicht der Eltern besteht darin, auf die Bedürfnisse ihres Kindes zu hören und zu versuchen, diese zu erfüllen, solange es machbar ist und bestimmte Grenzen nicht überschritten werden.
4. Mein Kind wird dieses Hobby LIEBEN!
Es ist verrückt, wie weit verbreitet dieses Missverständnis ist. Oft möchten Eltern, dass ihr Kind die gleichen Dinge mag wie sie. Schlimmer noch, Eltern bringen ihr Kind dazu, an Aktivitäten teilzunehmen, in die die Eltern selbst gerne involviert gewesen wären, als sie noch Kinder waren. Wenn ein Elternteil beispielsweise Fußball mag, könnte er darauf bestehen, dass das Kind ebenfalls einem Fußballverein beitritt. Andere Eltern möchten, dass ihre Kinder Maler, Schriftsteller, Sportler, Musiker werden … Stattdessen sollten sie sich fragen, was ihr Kind wirklich interessiert.
Vielleicht hat unser Kind nicht die gleichen Interessen wie wir. Daran ist nichts Falsches. Viel eher sollten wir unser Kind ermutigen, verschiedene Dinge auszuprobieren und zu sehen, was ihm gefällt. Natürlich teilen Kinder manche Interessen mit ihren Eltern! Was wir als Eltern vermeiden sollten, ist unser Kind zu Hobbys zu zwingen, die ihm nicht gefallen. Denn wir alle wollen unsere Freizeit mit Aktivitäten verbringen, die uns glücklich machen, und unser Kind bildet da keine Ausnahme.
5. Wir sind die Eltern, wir haben das Sagen
Dies ist ein weiterer Irrtum über Kindererziehung, den viele Eltern pflegen. In vielen Fällen enden dann Argumente mit Sätzen wie „Weil ich es gesagt habe!“ oder „Solange du deine Beine unter meinen Tisch steckst …!“. Können wir uns die Ohnmacht und Frustration vorstellen, die so bei Kindern erzeugt wird? Haben wir jemals versucht, uns in ihre Lage zu versetzen?
Stellen wir uns vor, wie frustriert wir uns fühlen würden, wenn unser Chef uns solche Antworten gäbe. Unser Kind fühlt sich genauso. Denken wir daran, dass unser Kind Unabhängigkeit und Führung braucht, auch wenn wir in jeder Situation die Eltern sind. Eltern haben mehr Erfahrung und wollen in der Regel das Beste für ihr Kind. Aber wir sollten auch die Meinungen unseres Kindes berücksichtigen. Denn das wird das Kind ermutigen, uns zu vertrauen und seine Umwelt zu entdecken.
Die Wahrheit ist, dass wir, egal wie schwierig es auch sein mag, versuchen sollten, mit unserem Kind so ruhig wie möglich zu streiten. Eine Vereinbarung mit unserem Kind zu treffen, ist immer besser, als auf körperliche Bestrafung zurückzugreifen oder mit purer Wut zu reagieren.
Dieser Artikel soll eine Leitlinie für Eltern sein. Das heißt aber nicht, das jeder Punkt eine goldene Regel wäre. Es ist wichtig, dass wir wissen, wie unser Kind auf Reize reagiert, um als Eltern entscheiden zu können, was für unser Kind am besten ist.