13 Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eines der wirksamsten Modelle für die Behandlung einer Vielzahl psychologischer Probleme. Im Folgenden werden einige der wirksamsten und interessantesten Techniken vorgestellt.
13 Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 06. April 2024

Die Haupttechniken der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) umfassen eine Reihe von Strategien, die von Psychologen in ihrer täglichen Arbeit äußerst effektiv und praktisch eingesetzt werden können. Dank dieses seit Langem etablierten Ansatzes ist es möglich, depressive Störungen, Süchte, Beziehungsprobleme und sogar schwere psychische Störungen erfolgreich zu behandeln. Diese Therapie stellt daher eine äußerst wertvolle Ressource dar.

Forschungen, wie eine in Frontiers in Psychiatry veröffentlichte Studie, haben die kognitive Verhaltenstherapie als den “Goldstandard der Psychotherapie” bezeichnet, denn es gibt zahlreiche Studien, die ihre Wirksamkeit belegen. Ein genaues Verständnis der Mechanismen, die ihr zugrunde liegen, verleiht einen klaren Einblick in diese therapeutische Schule.

Die kognitive Verhaltenstherapie war das erste Modell, das strenge Kriterien erfüllte, um die Wirksamkeit und Nützlichkeit wissenschaftlich zu belegen.

Was ist kognitive Verhaltenstherapie?

In den 1960er-Jahren entwickelte der Psychotherapeut Aaron Beck die KVT, die seitdem als Grundlage für die Behandlung verschiedener psychiatrischer Störungen dient.

Diese Methode, die auf Gesprächen basiert und sich auf das Problem konzentriert, stellte einen Fortschritt gegenüber anderen eher klassischen Modellen wie der Psychoanalyse dar. Sehen wir uns nun die Grundsätze an, auf denen sie beruht:

  • Psychische Probleme entstehen durch dysfunktionale und wenig hilfreiche Denkweisen.
  • Wir alle können neue Strategien erlernen, um eine gesündere Denk- und Verhaltensweise zu entwickeln.
  • Leiden wird durch automatische Denkmuster ausgelöst, die wir erlernt haben und täglich verstärken.

Die kognitive Verhaltenstherapie verfolgt dabei folgende Ziele:

  • Das Verhalten und die Motivation des Individuums zu verstehen.
  • Dem Patienten ein gestärktes Selbstvertrauen zu vermitteln.
  • Neue Werkzeuge und effektive Bewältigungsstrategien zu vermitteln.
  • Gedankenverzerrungen und irrationale Denkmuster aufzudecken.
  • Den Patienten zu befähigen, sein eigener Therapeut zu werden.

Im Gegensatz zur Psychoanalyse ist die Vergangenheit bei diesem Modell weniger relevant. Vielmehr ist es wichtig, dem Individuum Werkzeuge zur Bewältigung von Leid und Problemen im Hier und Jetzt zu vermitteln.

Haupttechniken der kognitiven Verhaltenstherapie

Das strategische Prinzip der KVT ist, dass die Denkweise einer Person ihre Gefühle und ihr Verhalten beeinflusst. Daher konzentriert sich die Therapie darauf, in die kognitiven Mechanismen einzugreifen, die nach diesem Ansatz die Grundlage für psychische Störungen bilden. Eine Reihe von Techniken bezwecken, d ieses Ziel zu erreichen:

1. Kognitive Umstrukturierung

Die kognitive Umstrukturierung ist ein psychologischer Prozess, der es ermöglicht, negative oder dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Dabei werden automatische negative oder verzerrte Denkmuster der Person infrage gestellt, die oft unbewusst sind und zu emotionalem Leid und unangepasstem Verhalten führen.

Diese Technik, eine der am häufigsten verwendeten und effektivsten in der KVT, wurde in einer Studie der Stanford University und anderen Forschungsarbeiten als nützlich bei der Behandlung von Ängsten bestätigt.

2. Expositionstherapie

Die Expositionstherapie zielt darauf ab, Patienten dabei zu helfen, ihre Ängste und Befürchtungen zu konfrontieren und zu überwinden, indem sie sich schrittweise Situationen oder Reizen aussetzen, die Unbehagen auslösen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Expositionstherapie die Vorteile der virtuellen Realität zunutze gemacht. Der Therapieprozess beginnt mit einer Analyse, um die Mechanismen und Gedanken zu verstehen, die Ängste oder Phobien verstärken. Ziel ist es, den Kreislauf des Vermeidens zu durchbrechen und die Patienten zu befähigen, ihre Ängste besser zu bewältigen. In jeder Sitzung leitet die Psychologin oder der Psychologe die Person schrittweise an, sich ihren Ängsten zu stellen.

3. Systematische Desensibilisierung

Die systematische Desensibilisierung, eine der wichtigsten Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie, wurde von dem Psychologen Joseph Wolpe entwickelt und ähnelt der Expositionsmethode, geht jedoch von einer spezifischen Prämisse aus: Diese Methode basiert auf der Idee, dass Angst und Entspannung nicht gleichzeitig existieren können. Daher wird vor der Exposition gegenüber Ängsten eine Entspannungsreaktion bei den Patienten ausgelöst. Der Therapeut führt die folgenden Schritte durch:

  • Erstellung einer Hierarchie der Ängste des Patienten
  • Training von Entspannungstechniken
  • Imaginäre Exposition
  • Live-Exposition

Eine in der Fachzeitschrift American Journal of Pharmaceutical Education veröffentlichte Studie sowie andere Forschungsarbeiten belegen die Wirksamkeit dieser Methode bei der Behandlung von Prüfungsangst.

4. Journaling

Das Führen eines Tagebuchs ist eine gängige Praxis in der kognitiven Verhaltenstherapie. Diese Technik unterstützt den therapeutischen Prozess, indem sie den Patienten hilft, sich ihrer mentalen Narrative bewusst zu werden und wie diese ihre Stimmung und ihr Verhalten beeinflussen.

5. Aktivitätsplanung und Verhaltensaktivierung

Verhaltensaktivierung und Aktivitätsplanung sind wichtige Techniken, insbesondere für Patienten mit Depressionen oder Suchtproblemen. Das Hauptziel ist es, die Patienten zu gesünderen Verhaltensweisen zu ermutigen. Neue Aktivitäten werden geplant, um das Wohlbefinden und die geistige Konzentration zu verbessern und selbstzerstörerische Verhaltensmuster zu durchbrechen.

6. Modellierungstechniken

Modellierungstechniken werden eingesetzt, um Menschen dabei zu helfen, neue Fähigkeiten und Verhaltensweisen durch Beobachtung zu entwickeln. Das kann eine große Wirkung auf den Einzelnen haben und ihm ermöglichen, nützliche Werkzeuge für Veränderung und Wohlbefinden zu erlernen. Diese Techniken umfassen:

  • Verbale Modellierung durch Anweisungen oder Erklärungen
  • Symbolische Modellierung durch Videos, Filme oder Geschichten
  • Live-Modellierung durch die direkte Beobachtung einer Person, die das gewünschte Verhalten zeigt
  • Selbstverstärkung durch die Modellperson, welche die richtigen Verhaltensweisen des Beobachters durch Lob oder Belohnung fördert

7. Stressimpfung

Die Stressimpfungstechnik wurde in den 1970er-Jahren von Donald Meichenbaum entwickelt und soll Menschen dabei helfen, mit stressigen Situationen umzugehen. Eine Studie der Isfahan University of Medical Sciences sowie andere Untersuchungen haben ihre Wirksamkeit bei der Verringerung von Stress bei Krebspatienten belegt. Diese Technik basiert auf drei Prinzipien:

  • Psychoedukation über Stress und seine Auswirkungen
  • Erlernen von Bewältigungsstrategien, um mit stressigen Situationen umzugehen
  • Übung und Anwendung der erlernten Techniken im Alltag, um die Stressresistenz zu stärken

8. Problemlösetraining

In einer zunehmend komplexen Welt sind Problemlösefähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Die kognitive Verhaltenstherapie widmet diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit und führt die Patienten durch die folgenden Schritte:

  • Identifizieren alltäglicher Herausforderungen und Probleme
  • Verstehen der Ursachen und Hintergründe der Probleme
  • Erwägen verschiedener Strategien zur Lösung der Probleme
  • Bewertung und Auswahl der am besten geeigneten Lösungsstrategie
  • Regulation von Stress und Angst während des Lösungsprozesses
  • Überprüfung der Ergebnisse und Anpassung der Strategien bei Bedarf

9. Selbstbeherrschung meistern

Die Selbstbeherrschung ermöglicht es uns, überlegter zu handeln und das Gefühl zu haben, dass wir unser Leben im Griff haben. Wenige Ressourcen sind im Bereich der psychischen Gesundheit so notwendig wie die Befähigung der Patienten, sich selbst zu beherrschen. Dank dieser psychologischen Kompetenz erreicht die Person:

  • Reduzierung von Impulsivität
  • Bessere Regulation von Emotionen
  • Treffen beständigerer Entscheidungen
  • Gesündere zwischenmenschliche Bindungen

10. Operante Techniken zur Verhaltensänderung

Operante Strategien zur Verhaltensänderung sind eine wesentliche Säule innerhalb der kognitiven Verhaltenstherapie. Das Ziel ist, gesündere Verhaltensweisen zu etablieren und diejenigen einzuschränken, die dysfunktional oder schädlich sind. Zu diesen Strategien gehören:

  • Bestrafung
  • Extinktion
  • Sättigung
  • Auszeit
  • Überkorrektur
  • Differenzielle Verstärkung
  • Positive oder negative Verstärkung

11. Entspannungs- und Atemtechniken

Die kognitive Verhaltenstherapie hat in den vergangenen Jahren Achtsamkeitstechniken in ihre Methodik integriert. Diese uralte Praxis enthält nützliche Werkzeuge, um viele Arten von Symptomen zu lindern. Eine in der Zeitschrift Indian Journal of Psychological Medicine veröffentlichte Studie sowie andere Forschungen zeigen, dass die KVT in Verbindung mit Achtsamkeit bei der Behandlung von Angststörungen wirksam ist.

Atem-, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sind effektive Mittel, um das psychische Wohlbefinden zu fördern.

12. Die Abwärts-Pfeil-Technik

Mit der Abwärts-Pfeil-Technik spürt der kognitiv-behaviorale Psychologe die Wurzel der dysfunktionalen Gedanken des Patienten auf. Durch eine Reihe von Fragen wird die auslösende Ursache ermittelt, und der Patient wird sich bewusst, wie seine irrationalen kognitiven Einstellungen sein Unbehagen konstruieren. Dies ermöglicht eine tiefere Einsicht in die zugrunde liegenden Mechanismen und unterstützt den Therapieprozess.

13. Zielsetzungstechnik

In der kognitiven Verhaltenstherapie ist es entscheidend, den Patienten in der Klärung und Setzung von Zielen zu unterstützen. Dabei ist anzunehmen, dass Menschen in ihrem täglichen Leben Motivation benötigen, um voranzukommen, sich nützlich zu fühlen und Leidenschaften zu verfolgen. Um den Patienten in der Anwendung dieser Technik zu schulen, folgen Therapeuten folgenden Richtlinien:

  • Klarstellung von Träumen und Leidenschaften
  • Definition von Zielen
  • Setzung von SMART-Zielen (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden)
  • Aufgliederung dieser Ziele in kleinere Schritte
  • Entwicklung von Handlungsplänen und Mechanismen
  • Aufrechterhaltung der Motivation
  • Verfolgung und Bewertung der Ergebnisse

Vorteile und Grenzen der kognitiven Verhaltenstherapie

In einem in der Zeitschrift Education and inspiration for general practice veröffentlichten Artikel wird der Hauptvorteil der Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie hervorgehoben. Diese Strategien zeigen eine lang anhaltende, positive Wirkung auf die Patienten. Bei der Betrachtung ihrer Grenzen sollte jedoch beachtet werden, dass sie darauf abzielen, aktuelle Probleme zu behandeln.

Das bedeutet, dass sie sich nicht mit der Vergangenheit des Patienten befassen und nicht immer die zugrunde liegende Ursache des Problems angehen. Dennoch befähigen sie die Person, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, indem sie sich auf ihren mentalen Fokus konzentriert. Dies ist ein guter Ausgangspunkt, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern.


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