Wie sich das polyzystische Ovarialsyndrom auf die Psyche auswirkt

Das polyzystische Ovarialsyndrom verursacht nicht nur körperliche Symptome, es wirkt sich auch auf die Psyche aus. Deshalb ist psychologische Unterstützung wichtig.
Wie sich das polyzystische Ovarialsyndrom auf die Psyche auswirkt
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 21. August 2023

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist die häufigste endokrine Störung bei Frauen im reproduktiven Alter. Es führt zu einem erhöhten Androgenspiegel und Zyklusstörungen, wobei die Folge oft Unfruchtbarkeit ist. Deshalb wirkt sich diese Krankheit nicht nur auf die physische, sondern auch auf die mentale und psychische Gesundheit aus.

In vielen Fällen ist zusätzlich zur ärztlichen Behandlung auch psychologische Unterstützung hilfreich. Wir dürfen nicht vergessen, dass das polyzystische Ovarialsyndrom die Lebensqualität beeinträchtigt und zu Depressionen, Ängsten oder Problemen mit dem Selbstbild führen kann. Nicht immer erhalten diese “Nebenwirkungen” ausreichend Aufmerksamkeit. 

Das polyzystische Ovarialsyndrom: Was ist das?

Wir sprechen über eine endokrine Störung, die ein hormonelles Ungleichgewicht und Stoffwechselprobleme verursacht. Wenn Frauen im reproduktiven Alter einen zu hohen Androgenspiegel aufweisen, kommt es zu folgenden Problemen:

  • Unregelmäßige Menstruation
  • Unfruchtbarkeit oder Reproduktionsprobleme
  • Vorhandensein von kleinen und multiplen Zysten an den Eierstöcken
  • Akne, besonders im Gesicht, auf der Brust und auf dem Rücken
  • Abnormaler Haarwuchs im Gesicht und am Körper (an Stellen wie Brust, Bauch, Rücken oder Fingern)
  • Gewichtszunahme, die schwer zu kontrollieren ist und zu Fettleibigkeit führen kann
  • In den Achselhöhlen, im Nacken, an den Ellenbogen oder Knöcheln können dunkle oder verdickte Hautstellen auftreten.
  • Eine Insulinresistenz ist bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom häufig.
  • Andere Symptome wie Müdigkeit, Energielosigkeit oder Schlafstörungen können ebenfalls auftreten.
Das polyzystische Ovarialsyndrom: Was ist das?
Das polyzystische Ovarialsyndrom kann die Lebensqualität der betroffenen Frau beeinträchtigen.

Wie wirkt sich das polyzystische Ovarialsyndrom auf die Psyche aus?

Neben den körperlichen Veränderungen verursacht dieses Syndrom verschiedene psychologische Auswirkungen, die sich stark auf das emotionale Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen auswirken.

1. Stress und Ängste

Zu den häufigsten Folgen zählen Stress und starke psychische Belastungen, die sich auf das Selbstbild auswirken. Insbesondere bei bedrohlichen Ereignissen tendieren betroffene Frauen zur Überreaktion. Die ständige Anspannung führt schließlich zu Müdigkeit, Übergewicht und unregelmäßigen Menstruationszyklen.

Frauen mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom leiden dreimal häufiger unter Angstzuständen und schweren Symptomen. Dies korreliert mit Insulinresistenz und ist besonders häufig bei Frauen mit einem höheren Body-Mass-Index (BMI) zu beobachten.

2. Depressionen

Im Vergleich zur Restbevölkerung treten bei Frauen mit PCOS auch häufiger depressive Verstimmungen auf, speziell in Kombination mit Übergewicht und Unfruchtbarkeit.

3. Geringes Selbstwertgefühl und negatives Selbstbild

Betroffene Frauen haben oft ein verzerrtes Körperbild, eine negative Einstellung zu ihrem eigenen Aussehen und ein geringes Selbstwertgefühl. Meistens verbergen sich dahinter Fettleibigkeit, Akne und das Vorhandensein von Gesichts- und Körperbehaarung.

4. Emotionale Probleme

Neben depressiven Verstimmungen und einem erhöhten Risiko für Angstzustände leiden Frauen mit PCOS auch häufiger an Stimmungsschwankungen, Frustration, Reizbarkeit, Schwierigkeiten im Umgang mit Ärger und neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen.

5. Soziale Schwierigkeiten

Die vielen körperlichen und emotionalen Symptome, die das polyzystische Ovarialsyndrom auslöst, wirken sich letztlich auch auf die sozialen und persönlichen Beziehungen aus. Frauen können soziale Ängste oder Beziehungsprobleme entwickeln, die auf ein geringes Selbstwertgefühl und ein negatives Selbstbild zurückzuführen sind und durch Kritik, Urteile oder Schikanen zusätzlich verschlimmert werden können.

Beziehungen können auch durch die negativen emotionalen Zustände, die Unzufriedenheit und die sexuelle Probleme beeinträchtigt werden, die durch das polyzystische Ovarialsyndrom ausgeprägter sind.

Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten

Verschiedene Studien haben ergeben, dass das polyzystische Ovarialsyndrom ebenfalls zu kognitiven Schwierigkeiten führen kann, insbesondere im Zusammenhang mit der Genauigkeit und Geschwindigkeit bei verbalen Tests. Wissenschaftler vermuten, dass dies auf den veränderten Hormonspiegel zurückzuführen ist.

Frau hat das polyzystische Ovarialsyndrom
Eine Studie legt nahe, dass Frauen mit PCOS Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis haben könnten.

Das polyzystische Ovarialsyndrom: Fazit

Die spezifischen Ursachen, die dieses Syndrom auslösen, sind bisher nicht ausreichend bekannt. Verschiedene Forschungen legen nahe, dass es sich um eine Fehlfunktion des Enzyms handelt, welches die Ausschüttung der männlichen Hormone reguliert, wodurch der Androgenspiegel steigt. Außerdem wird ein Zusammenhang mit dem Serotoninspiegel und den Werten anderer Neurotransmitter vermutet.

Auch Erbfaktoren spielen eine Rolle, da das polyzystische Ovarialsyndrom in manchen Familien häufiger zu beobachten ist. Weitere Faktoren sind Übergewicht und Insulinresistenz, die ebenfalls zu hormonellen Veränderungen führen. Allerdings gibt es auch normalgewichtige Frauen mit PCOS.

Zusätzlich zu den genannten Einflussfaktoren könnten Ernährungsgewohnheiten und Mangelbewegung zu dieser Störung beitragen. Unabhängig von den Ursachen müssen mögliche Ängste und emotionale Veränderungen in der Behandlung berücksichtigt werden. 

Dies ist nicht nur wichtig, um die Lebensqualität betroffener Frauen zu verbessern, die psychologische Unterstützung wirkt sich auch positiv auf die Behandlung aus, da diese eher eingehalten wird. Es geht nämlich unter anderem darum, gesündere Lebensgewohnheiten anzunehmen. Betroffene müssen lernen, mit den Symptomen umzugehen und auch fähig sein, ihre Zufriedenheit und Motivation zu verbessern. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für eine umfassende PCOS-Behandlung.


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