Wie Schlaf die Kreativität entfesselt

Möchtest du deine Kreativität maximieren? Dann empfehlen wir dir die Technik, die Salvador Dalí verwendete: Schlaf!
Wie Schlaf die Kreativität entfesselt
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 08. März 2024

Der deutsche Chemiker August Kekulé entdeckte im Schlaf die Struktur des Benzols. Ebenso erging es Paul McCartney, als er den Song “Yesterday” komponierte, und Regisseur James Cameron nutzte die Traumwelt, um das Drehbuch von “Terminator” zu visualisieren. Dies sind nur einige Beispiele für den faszinierenden Zusammenhang zwischen Schlaf und Kreativität, den die Wissenschaft zunehmend zu verstehen beginnt.

Während das Gehirn eine gute Nachtruhe benötigt, um grundlegende kognitive und metabolische Aufgaben zu erfüllen, regt gerade die REM-Schlafphase das innovative Denken an. Aktuelle Studien zeigen, wie wichtig diese Phase für die Förderung der Kreativität ist. Du möchtest deine Kreativität entfalten? Beachte folgende Schlüsselfaktoren!

“Ich träume vom Malen und dann male ich meinen Traum.”

Vincent Van Gogh (Briefe an Theo, 1914)

Der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen Schlaf und Kreativität

Es gibt einen interessanten Aspekt, den David Lynch in seinem berühmten Werk Catching the Big Fish (2016) erklärt: Wir alle haben eine gewisse Kontrolle über unsere Kreativität und können sie fördern. Der berühmte Filmregisseur nutzt die Meditation, Salvador Dalí und der Schriftsteller Leewis Carroll ließen sich beim Nickerchen inspirieren.

Die Wissenschaft liefert Beweise dafür, dass der Tiefschlaf kognitive Prozesse anregen kann. Dazu gehören das Gedächtnis, die Intelligenz und die Kreativität. Eine in der Zeitschrift Trends in Kognitive Sciences veröffentlichte Studie zeigt, dass die hohe Erregung, Plastizität und Konnektivität des REM-Schlafs ein ideales Umfeld für die Bildung neuer und unerwarteter Verbindungen bietet, weshalb diese Phase für das kreative Denken bedeutungsvoll ist.

Andererseits verweist eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature and Science of Sleep auf die Rolle von hypnagogischen Halluzinationen, die im REM-Schlaf auftreten. Dieses Phänomen des geistigen Umherwanderns fördert den kreativen Erfolg.

1. Hypnagogie und die Vorteile des Nickerchens

Ein in Scientific Reports publizierter Artikel beschreibt, dass die Einschlafphase (Stadium N1) ideal für kreative Ideen ist. In einer Studie hielten die Teilnehmer ein kurzes Nickerchen, bei dem sie von den Forschern zu einer Reihe von Themen angeleitet wurden. Nach ihrem Nickerchen waren sie im Zusammenhang mit den vorgeschlagenen Themen kreativer. Der Zustand des Übergangs zwischen Wachsein und Schlaf (Hypnagogie) scheint für die Vorstellung und Reflexion über innovative Realitäten ideal zu sein.

Salvador Dalí verwendete diese Technik, die erst viel später genauer beschrieben wurde, um Inspiration zu finden. In seinem Werk 50 Secrets of Magic Craftsmanship  (1948) beschreibt der spanische Künstler seine Methode. 

2. Die Bedeutung des REM-Schlafs

Die Verbindung zwischen Schlaf und Kreativität findet ihren Ursprung in der REM-Phase. Während dieser Phase, in der wir träumen, zeigt das Gehirn eine intensive Aktivität. Viele neurologische Strukturen funktionieren in diesem Zustand ähnlich wie im Wachzustand, was divergentes Denken ermöglicht. Erst im Tiefschlaf kann das Gehirn bestimmte Informationen konsolidieren und unnötige Daten löschen. Diese Reinigungs- und Homöostasefunktionen sind entscheidend für kreatives Denken.

  • Sie begünstigen und optimieren die Plastizität des Gehirns.
  • Gleichzeitig verwerfen sie unnütze Ideen und Erinnerungen.
  • Sie integrieren neue Informationen, die als kreative Anreize dienen.
  • Außerdem fördern sie die Freischüttung von Neurotransmittern, die grundlegende kognitive Prozesse erleichtern.
  • Des Weiteren entstehen im Schlaf neue neuronale Verbindungen zwischen nicht zusammenhängenden Konzepten.

3. Assoziatives Denken

Im Schlaf ist das Denken freier. Die Ideen fließen spontaner und sind weniger durch die Regeln und Beschränkungen des bewussten Verstandes eingeschränkt. Du kannst deshalb kreative Lösungen für Alltagsprobleme finden. Allerdings vergessen viele Menschen ihre Träume sofort und können sie nicht als kreative Ressource nutzen.

Ein in Current Opinion in Behavioral Sciences veröffentlichter Artikel beschäftigt sich mit der Makrostruktur des Schlafs und der Intelligenz. Obwohl diese komplexen Mechanismen nicht ausreichend erforscht sind, wissen wir, dass die Nachtruhe entscheidend für die kognitiven Fähigkeiten ist, also auch für die Kreativität.

Viele Menschen vergessen das Geträumte schnell, doch die Fähigkeit, Träume kreativ zu nutzen, kann trainiert werden.

4. Der Persönlichkeitsfaktor

Manche Menschen sind offen für neue Erfahrungen, während andere an ihren gewohnten Routinen festhalten. Im Allgemeinen ist zu beobachten, dass neugierige und kreative Personen der Traumwelt eine größere Bedeutung beimessen. Sie wissen, dass Schlaf nicht nur für die körperlichen Funktionen entscheidend ist. Zahlreiche Beispiele bekannter Persönlichkeiten belegen dies.

Der Wissenschaftler Otto Loewi entdeckte im Schlaf die Funktionsweise von Acetylcholin und erhielt dafür den Nobelpreis. Ähnlich erging es dem russischen Chemiker Dmitri Mendelejew, der sein berühmtes Periodensystem der chemischen Elemente in einem Traum entwarf.

Ein Traum ist nichts anderes als ein Spiegelbild des Gehirns, das nachts aktiv ist, jedoch auf eine freiere Art und Weise. Das kann eine sensationelle Ressource für jeden Geist sein, der forscht, der schafft und der neue Ansätze in die Welt bringen möchte.

Wie du deine Traumwelt kreativ nutzen kannst

An dieser Stelle bist du bereits mit der bedeutsamen und anregenden Verbindung zwischen Schlaf und Kreativität vertraut. Vielleicht bist du nun interessiert daran, diese Beziehung zu vertiefen, um deinen innovativen Geist weiter zu fördern. Zu diesem Zweck gibt es verschiedene Strategien. Beachte jedoch, dass es Übung erfordert, um die Traumwelt kreativ zu nutzen. Folgende Tipps helfen dir dabei:

  • Nickerchen: Kurze Schlafzeiten sind ideal, um den von Dalí verwendeten Zustand der Hypnagogie zu erreichen. Dieser Übergang zwischen Wachsein und Schlaf ist eine nützliche Grundlage für neue Ideen.
  • Visualisierungsübungen: Schließe vor dem Einschlafen die Augen und visualisiere das Problem, das du lösen möchtest. Stelle dir verschiedene Szenarien und Ansätze vor, um deinen Geist vorzubereiten und anzuregen, sich im Traum damit zu beschäftigen.
  • Nutzung der Ideen: Nimm die Ideen und Ansätze, die dir im Schlaf einfallen, mit in deinen Wachzustand oder deine bewusste Welt. Wenn du aufwachst, notiere dir sofort alle Bilder und Gedanken, bevor du sie vergisst. Denke dann tagsüber darüber nach, um sie auszuwerten.
  • Vorsätze vor dem Einschlafen: Denke vor dem Einschlafen an ein Problem oder Projekt, an dem du arbeitest. Du kannst so dein Unterbewusstsein aktivieren, um im Schlaf Lösungen zu finden.
  • Reduziere Licht in der Nacht: Wie in der Zeitschrift International Journal of Environmental Research and Public Health beschrieben, kann künstliches Licht von elektronischen Geräten deine Fähigkeit, die REM-Phase zu erreichen, beeinträchtigen. Schränke deshalb die Nutzung von Bildschirmgeräten bereits zwei Stunden vor der Nachtruhe ein.

Schlaf und Kreativität: Fazit

Unser Gehirn birgt noch zahlreiche Geheimnisse, doch dank der fortschreitenden wissenschaftlichen Forschung gewinnen wir zunehmend Erkenntnisse, die unser Leben verbessern können. Die Welt der Träume ist mysteriös, es gibt noch viele unerforschte Bereiche, die unser Interesse auf sich ziehen. Wir verbringen rund ein Drittel unseres Lebens im Schlaf, was keinesfalls eine Zeitverschwendung ist: In dieser Zeit regeneriert sich unser Körper und unser Geist. Außerdem können wir den Schlaf nutzen, um unsere Kreativität zu fördern und innovative Lösungen zu finden.


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