Wie man die Auswirkungen von Schuld lindert

Wie man die Auswirkungen von Schuld lindert

Letzte Aktualisierung: 30. April 2018

Wir leben in einer kulturellen Umgebung, die versucht, bestimmte Verhaltensnormen durchzusetzen. Uns wird gesagt, dass es Belohnungen und Strafen für unsere Handlungen gäbe. Und wenn wir einen Fehler machen oder etwas tun, das den Regeln des „akzeptierten Verhaltens“ widerspricht, entsteht deshalb ein Schuldgefühl. Dies kann auch dann zutreffen, wenn wir einfach aufhören, etwas zu tun, das „erwartet“ wird. Hier beginnen alle unsere Probleme: bei den Schuldgefühlen und den Auswirkungen von Schuld.

Wir können diese Arten von Regeln überall finden. In der Familie, bei der Arbeit, in der Schule, in unserem Alltag. Zu jeder Zeit werden unsere Entscheidungen anhand einer Art Verhaltenskodex überprüft, um richtig und falsch zu erkennen. Dieser Verhaltenskodex ist wie ein moralischer Kompass, der uns leitet, wenn wir zu sozialen Wesen werden.

“Nicht ich habe Schuld daran, dass sich das Leben von Tugend und Sünde, von Schönem und Hässlichem ernährt.”

Benito Pérez Galdós

Manchmal scheinen die Dinge noch weiter zu gehen. Zum Beispiel sind Vertreter einiger Religionen, wie dem Katholizismus, davon überzeugt, mit einer Schuld geboren worden zu sein, die „die Erbsünde“ genannt wird. Diese Sünde kann nur durch das Sakrament der Taufe ausgelöscht werden. Wir werden für schuldig erklärt, noch bevor wir diese Welt betreten. Aber wir wissen nicht einmal, was der Grund für dieses Urteil ist.

Das Ideal wäre, dass wir uns nicht von dieser Angst lähmen lassen. Es ist gut, unsere Fehler zu erkennen, über sie nachzudenken und aus ihnen zu lernen. Aber es ist nicht gesund, lebenslang Schuldgefühle in sich zu tragen. Niemand wäre in der Lage, als Person zu wachsen und seine Ziele auf diese Weise zu erreichen. Ein Schuldgefühl, das so stark ist, dass es unser Leben regiert, ist gefährlich.

Richtet euch nicht so hart, lasst andere nicht eure Henker sein

Wir achten stets auf gesellschaftliche Akzeptanz. Oft sind wir nicht in der Lage, einen Schritt vorwärtszugehen, ohne darüber nachzudenken, was andere denken werden. Anstatt ein Schatz zu sein, verwandelt sich unsere Existenz in einen Ort, der kalt und hoffnungslos ist. Wir isolieren uns und haben nicht den Mut, unsere Meinung zu äußern. Letztendlich tun wir alles in unserer Macht Stehende, um möglichst nicht aufzufallen.

Frau mit Vogelnest auf dem Kopf

Die Situation wird kompliziert, wenn wir jemanden oder uns selbst enttäuschen. Unabhängig davon, wer Recht hat, ist das Erste, was wir tun müssen, die Schuld anzunehmen. Dies führt uns dazu, uns manchmal grausam und gnadenlos zu verurteilen. Das Vertrauen, das wir in uns selbst haben, und unser Selbstwertgefühl, erhalten einen brutalen Schlag.

Es könnte auch passieren, dass andere es auf sich nehmen, uns zu sagen, dass unser Verhalten nicht angemessen sei. Sie verhängen eine ungerechte, willkürliche und unverhältnismäßige Sanktion über uns. Zwangsläufig sind wir die einzigen, die am Ende verletzt werden. Denke stattdessen daran, dass wir den Respekt verdienen, den wir anderen geben. Das ist eine der grundlegenden Garantien für die Koexistenz. Niemand hat das Recht, dir eine zweite Chance zu verweigern. Deine Fehler zu akzeptieren ist eine edle Tat, die dich (und deinen Gegenüber) bereichern wird. Wir sind alle gleichberechtigt.

Damit Schuld nicht zu einem Hindernis in deinem Leben wird, musst du dir selbst vergeben. Außerdem musst du wissen, wie du vergeben und verstehen kannst, dass deine Freunde und Kollegen keine Macht über dich haben.

Lass die Schuld in der Vergangenheit und beginne, in der Gegenwart vorwärtszugehen

Viele Leute missverstehen diese Aussage: „Wer seine Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.”  Dieser Satz wird dem spanischen Dichter Jorge Agustin Nicolas Ruiz zugeschrieben. So mancher sieht in ihm einen Anreiz, in der Vergangenheit zu verweilen. Ja, es ist notwendig, sich an seine Geschichte zu erinnern, um nicht dieselben Fehler erneut zu begehen. Nichtsdestotrotz kann niemand wachsen, während er das Gewicht der Dinge mit sich schleppt, die hätten sein können, aber niemals geschehen sind.

Vielleicht ist einer der häufigsten Fehler, die wir machen, in der Vergangenheit zu verharren. Wir verhalten uns wie ein Häftling mit einer lebenslänglichen Haftstrafe. Wir bewegen uns nur innerhalb bestimmter Grenzen, und nichts und niemand kann uns aus dieser physischen und geistigen Lähmung herausholen. Später wird diese Schuld jede unserer Handlungen beherrschen, bis wir zu Menschen werden, die durch Frustration gekennzeichnet sind.

Mit buntem Regenschirm auf den dunklen Horizont zu

Wir sind leben in Raum und Zeit. Unser Leben ist sehr kurz im Vergleich zu den Takten, in denen das Universum tickt. Hier messen wir den Lauf der Zeit in Sekunden, Minuten und Stunden. Dann in Tagen und Nächten. Und wir enden mit Zyklen von Wochen, Monaten und Jahren. Aber das Universum kennt keine Sekunden, Tage, und selbst Jahre bedeuten nichts. Die Erde ist nichts anderes als ein hellblauer Punkt in einer unendlichen Zeit”,  wie Carl Sagan es beschrieb.

Wenn wir konstruktiv auf die Vergangenheit schauen, wird das Schuldgefühl verschwinden. Wir werden es schaffen, aus dieser Spur herauszukommen. Es ist der einzige Weg, wirklich zu reifen. Wenn wir aber im Gegenteil unserer Vergangenheit erlauben, uns in eine Ecke zu zwingen und sich unserer Gegenwart aufzudrängen, werden wir nicht vorwärtskommen können. Wir sind die Architekten unseres eigenen Schicksals, denn die Zukunft liegt in unseren Händen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.