Wie du die versteckte Bedeutung deiner Träume erkennst

Du hast schon einmal geträumt, von einer Klippe zu stürzen, im freien Flug nach unten zu fallen oder einen Zahn zu verlieren? Entdecke anschließend drei Methoden, um deine Träume besser zu verstehen.

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. November 2023

Du kannst die versteckte Bedeutung deiner Träume erkennen, ohne Kenntnisse über die Theorien von Carl Jung oder Sigmund Freud zu benötigen. Meistens sind Träume nichts anderes als ein Spiegelbild deiner Gefühle und Erlebnisse. Wenn du sie verstehst, kannst du deine Lebensqualität positiv beeinflussen.

Es ist interessant zu wissen, dass sich Neurowissenschaftler in dieser Frage bisher nicht einig sind. Für viele Experten sind Träume und Albträume nichts anderes als Nebenprodukte neuronaler Prozesse. Es lohnt sich jedoch, die Traumwelt zu erkunden und zu analysieren. Wir zeigen dir heute drei Wege auf, die dir helfen, ihre Bedeutung zu verstehen.

Die versteckte Bedeutung deiner Träume

Träume sind oft surreal, unzusammenhängend und konfus. Ein in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass wir uns nicht erwarten können, sie zu verstehen. Meistens handelt es sich nur um kurze, bruchstückhafte Empfindungen, die sich mit Bildern vermischen. Es handelt sich um ein neurologisches Produkt, das zum Teil mit unseren bewussten Erfahrungen zusammenhängt.

Träume sind jedoch nicht nur ein biologischer Mechanismus, sie enthalten auch psychologische Elemente, deren Analyse höchst interessant ist. Auch wenn du deine Träume nur zum Zeitvertreib deutest und die Ergebnisse keine wissenschaftliche Gültigkeit haben, kannst du davon profitieren.

1. Emotionale Erkundung

Die wissenschaftliche Literatur ist sich darüber einig, dass Träume bei emotionalen Prozessen eine wichtige Rolle spielen. Eine Studie der Universität La Sapienza in Rom beschreibt, dass das Traumerlebnis vielfach durch die realen Emotionen geprägt wird.

Tägliche Frustrationen, Traurigkeit oder Enttäuschungen tauchen oft in Träumen auf, die eine Leinwand voller Symbole und Botschaften darstellen. Matthew Walker, Autor von Das große Buch vom Schlaf¹, erklärt, dass der REM-Schlaf unter anderem dazu dient, schmerzhafte emotionale Belastungen aufzulösen. Das ist nicht immer einfach und die Träume sind oft beunruhigend. Folgende Schritte helfen dir, sie besser zu verstehen:

• Schreibe deinen Traum auf, sobald du aufwachst.
• Zeichne ein Bild von deinem Traum.
• Analysiere, welche Emotionen du während des Traums erlebt hast.
• Finde heraus, ob bestimmte Traumbilder mit möglichen Traumata in Verbindung stehen.
• Überlege, was in deinem Leben passiert, warum du bestimmte Gefühle empfindest.
• Szenen wie Laufen, Fliehen oder Eingesperrtsein haben oft mit Angst zu tun.

2. Analyse von Traummetaphern

Die Nanjing Normal University in China berichtet, dass Träume in der Konsolidierung des Gedächtnisses, der Regulierung von Emotionen und der Aufnahme von äußeren Reizen eine wichtige Rolle spielt. Wir dürfen jedoch die universellen Metaphern nicht vergessen, von denen bereits Carl Jung in seinem Buch Archetypen: Urbilder und Wirkkräfte des kollektiven Unbewussten² schreibt. Es gibt gewisse Traumbilder, die sich im Laufe der Zeit wiederholen. Das deutet darauf hin, es in unserem unbewussten Universum Erzählungen mit einer bestimmten Bedeutung gibt. Dafür gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Beweise.

Schlüssel zur metaphorischen Analyse

Traum-Metaphern sind symbolische Elemente, die Ideen, Erfahrungen oder Konzepte bildlich darstellen. Wenn du sie verstehst, kannst du Herausforderungen und Probleme im Alltag besser verstehen. Hier sind einige Beispiele:

• Fliegen kann eine Metapher für den Wunsch nach Befreiung von einer stressigen Situation oder von einem emotionalen Problem sein.
• Der Zahnverlust ist eine klassische Metapher, die in der Regel bei Sorgen um das Aussehen oder das Selbstwertgefühl auftritt. Dieses Traumbild könnte bedeuten, dass du an deinem Selbstbewusstsein arbeiten solltest.
• Wasser steht oft auch mit Sorgen im Zusammenhang. Wenn du das Gefühl hast, zu ertrinken oder in tiefem Wasser zu versinken, kann unterschwellige Angst eine Rolle spielen.
• Der Traum von einer Straße kann eine Metapher für das Leben und die Richtung, die du einschlägst, sein. Wenn du auf Hindernisse stößt, handelt es sich um eine symbolische Darstellung von Herausforderungen, die du bewältigen musst.
• Das Gefühl, im Traum zu fallen, kann auf starken Stress und Angstzustände hinweisen. Du solltest unbedingt deine Situation in der realen Welt analysieren.
• Tiere haben verschiedenste symbolische Bedeutungen. Analysiere, wie du dich nach dem Traumerlebnis fühlst. Der Traum von einem Wolf oder von einer Raubkatze deutet manchmal auf Angst im Alltag hin.

3. Kognitive Erkundung

Die Neurowissenschaftler Anthony Zadra und Robert Stickgold schlagen einen weiteren Mechanismus vor, um versteckte Bedeutungen in Träumen zu finden. Sie nennen ihre Strategie in ihrem Buch When Brains Dream³ “NEXTUP”. Diese Experten betrachten Traumerzeugnisse als vorhandene Erinnerungen und Empfindungen, die du analysieren musst, um Entscheidungen zu treffen.

Schlüssel zur kognitiven Erkundung

Träume, so dieser kognitive Ansatz, fördern die Kreativität und sind eine Quelle persönlichen Wissens. Das Wichtigste ist, die Ideen, Gedanken und Botschaften zu erforschen, die diesen Bildern innewohnen. Das mag kompliziert erscheinen, aber es ist nichts anderes als eine Übung der Selbstreflexion.

Beachte folgende Schritte:

• Beschreibe den Traum in einem Notizbuch, sobald du aufgewacht bist.
• Teile den Traum in mehrere Abschnitte auf.
• Frage dich, ob der Traum mit einer vergangenen Erfahrung zu tun hat.
• Analysiere auch, ob er mit etwas zu tun hat, das dir jetzt widerfährt.
• Versuche herauszufinden, was der Traum dir sagen könnte: Veränderungen, Entscheidungen usw.
• Schreibe die Ideen oder Gedanken auf, die dieser Traum hervorruft.
• Das Ziel ist, in diesem Traum eine Botschaft für Veränderungen zu deinem Wohlbefinden zu erkennen.

Die Traumdeutung

Die Traumdeutung ist keine exakte oder gültige Wissenschaft. Es gibt keine schlüssigen Studien, die es uns ermöglichen, die Bedeutung jedes Bildes, jeder Erzählung und jedes Symbols zu ergründen. Außerdem ist es unmöglich, sie zu extrapolieren, denn jeder Traum hat ausschließlich mit seinem Träumer zu tun.

Trotzdem ist die Bedeutung von Träumen für die Psychologie wichtig. Sie können in der Therapie berücksichtigt werden, weil sie Aufschluss darüber geben, wie sich ein Patient fühlt. Albträume aus der Kindheit sind zum Beispiel eine Variable, die immer berücksichtigt werden sollte. Die Jungsche Therapie ist auf die Arbeit mit der Traumwelt spezialisiert. 

Das menschliche Bedürfnis, die Bedeutung von Träumen zu verstehen, ist so alt wie der Wind. Wir sehnen uns danach, einen Sinn in diesen seltsamen Bildern zu finden. Doch anstatt versteckte Botschaften zu suchen, solltest du diese Dimension als Spiegel deines Gemütszustands betrachten. Tatsächlich finden Traumata oft ihren Fluchtweg in diesem nächtlichen Szenario.

Wenn du dich für dieses Thema interessierst, empfehlen wir dir, dein eigenes Traumtagebuch zu führen und es auf deinem Nachttisch aufzubewahren. Du kannst deine Träume so beim Aufwachen festhalten und analysieren. Träume sind manchmal Teil des seelischen Heilungsprozesses.

▶ Lese-Tipp

1. Das große Buch vom Schlaf: Die enorme Bedeutung des Schlafs -Beste Vorbeugung gegen Alzheimer, Krebs, Herzinfarkt und vieles mehr, Prof. Dr. med. Matthew Walker, Goldmann 2018
2. Archetypen: Urbilder und Wirkkräfte des Kollektiven Unbewussten, C. G. Jung, Patmos 2022
3. When Brains Dream: Exploring the Science and Mystery of Sleep, Antonio Zadra, Robert Stickgold, Norton 2021