Welche Eigenschaften besitzt ein Soziopath?

Welche Eigenschaften besitzt ein Soziopath?
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Laut der Harvard-Psychologin und Autorin des Buches The Sociopath Next Door,  Martha Stout, sei einer von 25 Menschen ein Soziopath. Das kann ein echtes Problem für die heutige Gesellschaft darstellen.

Die Soziopathie ist eine Störung, die im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders  (DSM-5; englisch für Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen) als „antisoziale Persönlichkeitsstörung“ aufgeführt ist. Diese Störung wird von der National Library of Medicine (USA) als „psychische Störung, bei der eine Person eine andauernde Verhaltensstörung, geprägt von Manipulation, Ausbeutung oder der Verletzung der Rechte anderer, aufweist“ definiert.

Ein Soziopath leidet unter einer antisozialen Persönlichkeitsstörung

Das Hauptmerkmal dieser Störung ist ein allgemeines Verhaltensmuster, das mit der Verachtung und Verletzung der Rechte anderer einhergeht. Das beginnt bereits in der Kindheit oder in der frühen Jugend. Die Erkrankung setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Dieses Verhaltensmuster wird auch als Psychopathie, Soziopathie oder dissoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet.

Um die Diagnose zu stellen, muss die betroffene Person mindestens 18 Jahre alt sein. Sie muss darüber hinaus schon vor dem 15. Lebensjahr Symptome einer Verhaltensstörung gezeigt haben.

Eine Verhaltensstörung beinhaltet ein sich wiederholendes und anhaltendes Verhaltensmuster, das die Grundrechte anderer oder wichtige soziale Normen verletzt. Verhaltensweisen, die für Verhaltensstörungen charakteristisch sind, lassen sich in vier Kategorien einteilen: Angriffe auf Menschen und Tiere, Zerstörung von Eigentum, Betrug oder Diebstahl, und schwerer Regelverstoß. Tatsache ist, dass sich ein Soziopath nicht an soziale Normen hält und in vielen Fällen auch illegal handelt.

Frau mit zwei Gesichtern

Diagnosekriterien der antisozialen Persönlichkeitsstörung

Laut dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders  würden sich Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung durch folgende Kriterien auszeichnen:

A. Es besteht ein tiefgreifendes Muster von Missachtung und Verletzung der Rechte anderer, das seit dem 15. Lebensjahr auftritt. Mindestens drei der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

  • Versagen, sich in Bezug auf gesetzmäßiges Verhalten gesellschaftlichen Normen anzupassen, was sich in wiederholtem Begehen von Handlungen äußert, die einen Grund für eine Festnahme darstellen
  • Falschheit, die sich in wiederholtem Lügen, dem Gebrauch von Decknamen oder dem Betrügen anderer zum persönlichen Vorteil oder Vergnügen äußert
  • Impulsivität oder Versagen, vorausschauend zu planen
  • Reizbarkeit und Aggressivität, die sich in wiederholten Schlägereien oder Überfällen äußert
  • Rücksichtslose Missachtung der eigenen Sicherheit bzw. der Sicherheit anderer
  • Durchgängige Verantwortungslosigkeit, die sich im wiederholten Versagen zeigt, eine dauerhafte Tätigkeit auszuüben oder finanziellen Verpflichtungen nachzukommen
  • Fehlende Reue, die sich in Gleichgültigkeit oder Rationalisierungen äußert, wenn die Person andere Menschen gekränkt, misshandelt oder bestohlen hat

B. Die Person ist mindestens 18 Jahre alt.
C. Eine Störung des Sozialverhaltens war bereits vor Vollendung des 15. Lebensjahres erkennbar.
D. Das antisoziale Verhalten tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Schizophrenie oder einer bipolaren Störung auf.

Welche Eigenschaften weist ein Soziopath auf?

Dem Soziopathen mangelt es oft an Empathie und er ist für uns der Inbegriff eines grausamen Menschen. Er ist darüber hinaus zynisch und verachtet die Gefühle, Rechte und das Leiden anderer. Eine soziopathische Person kann sehr von sich selbst überzeugt und arrogant sein, sodass wir sie als eingebildet bezeichnen könnten. Soziopathen denken beispielsweise, dass gewöhnliche Arbeit nicht anspruchsvoll genug für sie sei oder sorgen sich nicht realistisch um ihre gegenwärtigen Probleme oder ihre Zukunft.

Mangelndes Einfühlungsvermögen und ein hohes Selbstverständnis sind Eigenschaften, die oft in die Definition eines Psychopathen mit einfließen. Ein Soziopath kann auch unverantwortlich und ausbeuterisch sein, was seine sexuellen Beziehungen und Partnerschaften anbelangt. Soziopathen besitzen einen einfachen und oberflächlichen Charme und drücken sich verbal unberechenbar und gekünstelt aus. Zum Beispiel verwenden sie Fachbegriffe oder einen Jargon, der jemanden beeindrucken könnte, der mit dem Thema nicht vertraut ist.

Oft werden viele Beziehungen begonnen; eine monogame Beziehung führen diese Menschen nur selten. Diese Verantwortungslosigkeit überträgt sich auch auf die Vaterrolle. Dies zeigt sich anhand von Mangelernährung oder mangelnder Hygiene bei den eigenen Kindern. Es kann auch sein, dass er sich selbst nicht versorgen kann, verarmt oder gar obdachlos wird. Betroffene verbringen manchmal auch viel Zeit in Justizvollzugsanstalten.

Mann mit schwarzem Hut schaut böse nach oben

Auch ein Soziopath leidet unter Stress und anderen psychischen Störungen

Ein Soziopath kann unter einer Disphobie leiden, Schwierigkeiten damit haben, mit einem sehr geringen Maß an Stress umzugehen, oder besitzt eine ausgeprägte Unfähigkeit, Langeweile zu tolerieren. Darin verliert er sich, weil er selbst sich nur schwer unterhalten kann. Unter Umständen hat ein Soziopath eine Angststörung,  Depression, Suchtmittelabhängigkeit, eine Sucht nach Glücksspielen oder eine Störung der Impulskontrolle entwickelt.

Häufig besitzen Soziopathen Persönlichkeitsmerkmale, die sie anfällig für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung oder eine histrionische und narzisstische Persönlichkeitsstörung machen. Die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter eine antisoziale Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, steigt, wenn sich eine Verhaltensstörung oder Aufmerksamkeitsstörung in der Kindheit zeigt.

Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung im Kindesalter, instabile oder unregelmäßige Beziehungen zu den Eltern oder unbewusste elterliche Disziplinen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer Verhaltensstörung eine antisoziale Persönlichkeitsstörung wird. Das heißt, sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Person zu einem Soziopathen heranwächst.

Wie wir sehen, handelt es sich bei Soziopathen um Menschen, die keine Empathie für andere empfinden und keine Reue für ihre Handlungen zeigen. Die als Persönlichkeitsstörung klassifizierte Soziopathie wird heutzutage als antisoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Im Umgang mit solchen Menschen ist höchste Vorsicht geboten.


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