Weinen ist okay, wenn dir danach ist
Anders als du vielleicht denkst, ist der Mensch nicht das einzige Lebewesen, das weint. Alle Säugetiere sind dazu in der Lage, ihren Schmerz, ihre Einsamkeit und Traurigkeit auf diese Art und Weise auszudrücken. Der größte Unterschied liegt darin, dass wir mit einer bestimmten Vorstellung davon aufwachsen, wann ein guter Zeitpunkt zum Weinen ist und wann nicht.
Mädchen wird gesagt, dass es gut ist, zu weinen, denn es ist eine Form, sich selbst auszudrücken. Doch später sagt man dann über uns, dass wir zu nah am Wasser gebaut sind. Jungen wird beigebracht, dass sie nicht weinen sollen, weil es ein Zeichen von Schwäche sei. Und so wachsen wir auf – manche mit einer größeren “Freiheit” und andere unterdrückt. Weinen ist okay, wenn dir danach ist. In diesem Artikel zeige ich dir ein paar Gründe auf, wieso du weinen solltest.
„Weinen? Ja! Aber es geht darum, aufrecht zu weinen und zu arbeiten. Es ist mehr wert, eine Ernte zu sähen, als wegen dem zu weinen, was man verlor.“
Alejandro Cosana
Du entdeckst deine Gefühle auf eine viel tiefergehende Art
Weine und du wirst Gefühle und Emotionen entdecken, die du vielleicht bereits vergessen hattest. Ist es dir auch schon einmal so ergangen, dass du wegen etwas angefangen hast zu weinen und aber wegen etwas völlig anderem weitergeweint hast? Das passiert, weil du dir selbst nicht die Möglichkeit gibst, deinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, wenn sie entstehen.
„Zu weinen bedeutet nicht, dass du schwach bist. Seit deiner Geburt war Weinen immer ein Zeichen dafür, dass du am Leben bist.“
Charlotte Brontë
Wenn wir zulassen, dass Wut und Schmerz immer größer werden, ohne uns davon zu befreien, wird daraus irgendwann eine Art Gift, das unserer Gefühlswelt schadet. Manche ziehen es vor, diese Gefühle so weit wie möglich von sich wegzuschieben. Doch das ist ein Fehler, denn je tiefer du in dich hineinhörst, desto besser kannst du dich kennenlernen und dich selbst befreien. Habe keine Angst davor, deine tiefsten Ängste und Sehnsüchte zu entdecken. Nur wenn du an diesen Punkt kommst, kannst du dich wahrhaft frei fühlen.
Weine, um deine Seele zu reinigen
So wie eine gründliche Dusche deinen Körper reinigt, reinigen deine Tränen deine Seele. Nachdem du geweint hast, wirst du dich befreit fühlen, du hast mehr Energie und mehr Lebensfreude, so düster es in deinem Leben momentan vielleicht auch sein mag. Wir häufen so viele Gefühle an, die wir nicht rauslassen wollen, weil wir der Meinung sind, dass unsere Situation dadurch nur noch komplizierter und schmerzvoller für uns oder für andere werden würde. Doch das Problem dabei ist, dass all diese Traurigkeit, Frustration, Angst und Wut uns auch schaden kann.
„Manchmal können wir uns Tränen oder ein Lachen nicht aussuchen, sondern uns bleiben nur die Tränen. Und deshalb müssen wir wissen, wie wir uns für das Schönste entscheiden.“
Maurice Maeterlinck
Die Zeit wird dir zeigen, was dich verletzt. Als nächstes solltest du eine Strategie entwickeln, um noch ausstehende Punkte weiter auszuführen oder Lösungen für Probleme zu suchen. Lasse deinen Gefühlen freien Lauf und weine so sehr, wie du es eben brauchst. Danach stehst du wieder auf und blickst nach vorn. Denn es existieren auch Glückstränen, die darauf warten, dass du sie vergießt.
Weinen erspart uns den Gang zum Arzt
Ab und an vergessen wir, dass unser Verstand und unser Körper eine Einheit bilden, und wir behandeln sie so, als wären sie zwei vollständig unterschiedliche Dinge. Das ist aber ein großer Irrtum, denn wenn es unserem Verstand oder unserer Gefühlswelt schlecht ergeht, wird unser Körper krank.
Aus diesem Grund passiert es nicht selten, dass uns depressive Menschen oder Personen begegnen, die in gnadenloser Einsamkeit leben, was ebenfalls physische Probleme hervorruft. Ein anderes Beispiel hierfür ist Stress, der allzu gern Rückenschmerzen auslöst. Also höre auf deinen Körper und weine, wenn dir danach ist. Dein Körper ist wesentlich weiser, als du denkst und er gibt dir immer Signale dafür, was du gerade brauchst.
„Tränen laufen über meine Wangen, ohne dass ich das Bedürfnis verspüre, die Augen ein wenig zu öffnen. Was bringt mich dazu, von Zeit zu Zeit auf diese Art zu weinen? Hier gibt es nichts, das traurig machen kann. Vielleicht liegt es an einem verwirrten Gehirn. Auf jeden Fall ist das bisherige Glück komplett aus meinem Gedächtnis verschwunden, wenn es überhaupt irgendwann einmal darin vorkam.“
Samuel Beckett
Es erinnert dich daran, dass du menschlich bist
Weine nicht nur wegen deiner Gesundheit, sondern auch, um dir wieder vor Augen zu führen, dass du ein Mensch bist. Wir wachsen mit dieser Vorstellung auf, dass Weinen uns schwach oder angreifbar erscheinen lässt. Vielleicht stimmt das auch in manchen Fällen, aber es ist auch eine Art, mit deiner menschlichsten und verletzlichen Seite in Kontakt zu treten.
„Sehr oft sind Tränen das letzte Lächeln der Liebe.“
Stendhal
Gib dir selbst die Möglichkeit, vor anderen zu weinen, sogar wenn du denkst, dass es seltsam wäre oder sie stören würde. Tränen können dir dabei helfen, deine Gefühle am besten zu zeigen und somit zuzulassen, dass du sie spürst, wenn sie entstehen. Was du vermeiden solltest, ist, das Weinen als eine Art der Erpressung zu benutzen. Du solltest dich nicht dafür schämen, wenn dir danach ist, zu weinen. Denn eigentlich gibt es keinen wirklichen Grund, Tränen zu vermeiden. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass Weinen etwas Schlechtes ist!
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Christiaan Lieverse