Was sind parasoziale Beziehungen?
Bevor wir uns näher mit dem Thema parasoziale Beziehungen befassen, bitten wir dich, folgende Frage zu beantworten: Hast du dich jemals gefragt, welchen Einfluss bestimmte Medien auf dein Verhalten haben? Parasoziale Beziehungen entstehen nämlich durch die Interaktion eines Menschen mit einer Medienperson, zum Beispiel mit einem Influencer. Sie finden einseitig statt, auch wenn sie den Anschein einer Interaktion erwecken.
Dies ist eine Realität, der wir uns alle stellen müssen. Es ist nicht zu leugnen, dass soziale Medien die Fähigkeit haben, das Verhalten, die Gedanken und die Handlungen von Menschen zu beeinflussen (potenziell, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt).
In vielen Fällen wird in den Massenmedien gerne der Eindruck erweckt, dass die Einzelperson auf eine personalisierte Weise angesprochen wird. Dies entspricht jedoch nicht der Realität; die Wahrheit ist, dass alle Zuschauer nichts anderes als eine homogene Masse von Menschen sind. Denke beispielsweise an Spam-E-Mails. Obwohl sie an Millionen von Menschen gesendet werden, enthalten sie deinen Namen und erwecken den Anschein, direkt an dich gerichtet zu sein.
In diesem Artikel werden wir darüber sprechen, was parasoziale Beziehungen sind, warum sie auftreten, welche Gefühle mit ihnen verbunden sind und wie sie unser Verhalten beeinflussen. Lies weiter und erfahre mehr zum Thema!
Was genau sind parasoziale Beziehungen?
Parasoziale Beziehungen sind solche, die Einzelpersonen mit berühmten Personen, Prominenten oder Social-Media-Influencern aufbauen. In Wirklichkeit können diese Beziehungen mit jeder Medienfigur bestehen, egal ob diese real oder fiktiv ist. Tatsächlich kann dies auch mit Zeichentrickfiguren passieren.
Um dies zu verdeutlichen, stelle dir folgende Situation vor: Du triffst im Supermarkt eine berühmte Person, der du in sozialen Netzen folgst. Du versuchst, ein Autogramm dieser Person zu erhalten und ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Dabei tust du so, also ob du sie von früher kennen würdest, obwohl das gar nicht der Fall ist.
Parasoziale Beziehungen sind also keine richtigen Beziehungen. Sie sind nicht real, sondern entstehen durch Bewunderung oder dem Wunsch, eine bestimmte Person irgendwann im Leben zu treffen.
Es ist möglich, diese Beziehung als eng und intim wahrzunehmen, obwohl du diese Person in Wirklichkeit gar nicht kennst; du kennst lediglich das Profil, das sie in den sozialen Medien zeigen möchten. Darüber hinaus bestätigen Experten, dass es sich um eine nicht wechselseitige Beziehung handelt, also um nichts anderes als eine Pseudo-Bindung.
Woher kommt dieser Begriff?
Die Autoren Horton Donald und Richard Wohl sprachen 1956 zum ersten Mal über parasoziale Beziehungen. Konkret definierten sie den Begriff als „die unbewusste Herstellung einer intensiv engen Beziehung zu einer Medienperson“.
Außerdem fügten diese Autoren hinzu, dass diese Art von Beziehung einseitig ist (in keiner Weise wechselseitig). Ihnen zufolge und wie Caro (2015) zitierte, entsteht sie durch „die Illusion des Publikums, wechselseitig mit Medienfiguren zu interagieren“.
Assoziierte Gefühle
Kennzeichnend für parasoziale Beziehungen ist, dass sich das Individuum stark mit der jeweiligen Medienperson identifiziert fühlt. Dies hat zur Folge, dass sie eine reale Beziehung zu dieser Person wahrnehmen. Natürlich entwickeln sie eine starke Empathie für sie. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, wobei du eine Ablehnung oder Abneigung gegenüber dieser Person empfindest.
Was diese Art von Beziehungen am meisten auszeichnet, ist das Gefühl, eine Person wirklich zu kennen, nur weil man sie auf Social-Media-Plattformen sieht oder ihr folgt. Es ist eine ganz besondere Beziehung, weil sie in Wirklichkeit völlig einseitig ist. Dies erklärt, warum wir von einer Pseudo-Bindung sprechen.
Andererseits sind parasoziale Beziehungen laut der Kommunikatorin Ileana Caschi ein kommunikatives Phänomen, das uns bestimmte Medieninhalte nur deshalb wahrnehmen lässt, weil jemand darüber spricht. Diese Situation entsteht dadurch, dass wir glauben, mehr als nur ein Teil des Publikums zu sein. Wie du sehen wirst, hat das Gehirn viel damit zu tun; erfahre im Folgenden auf welche Weise.
Mit wem entwickeln Menschen parasoziale Beziehungen?
Wie du siehst, kann sich diese Art von Beziehung mit jeder berühmten Person entwickeln. Sie kann mit Menschen zustande kommen, die im Fernsehen, Radio, in sozialen Netzwerken und sogar in Zeitungen auftreten.
Darüber hinaus kann sich dieses Phänomen auf Musiker, Schauspieler, Sportler, Moderatoren und Politiker beziehen. Natürlich schließt dies auch fiktive Charaktere ein, wie zum Beispiel die Protagonisten von Zeichentrickfilmen (dies geschieht meist bei Kindern).
Wie lange halten diese Beziehungen an?
Auf diese Frage gibt es keine konkrete Antwort, da parasoziale Beziehungen unbestimmbar sind. Sie hängen unter anderem davon ab, wie lange die Medienperson für den Rezipienten bedeutsam ist. Das hängt natürlich auch damit zusammen, wie lange diese Person in den Medien relevant ist.
Warum entwickeln sich parasoziale Beziehungen?
In gewisser Weise hat die Tatsache, dass parasoziale Beziehungen entstehen, mit dem Unbewussten zu tun. Wir werden dies anhand eines einfachen Beispiels veranschaulichen. Wenn du berühmte Personen im Fernsehen siehst (oder auf YouTube, im Radio…), glaubt dein Verstand unbewusst, dass all diese Inhalte speziell für dich erstellt wurden.
Mit anderen Worten, selbst wenn du weißt, dass du unter allen Zuschauern dieser Show nur ein Sandkorn bist, täuscht dich dein Verstand und lässt dich glauben, dass der Inhalt in gewisser Weise exklusiv für dich ist. Das erklärt, warum du dich möglicherweise so sehr auf eine bestimmte Person oder einen bestimmten Kontext beziehst.
Die Strategien in sozialen Medien
Andererseits sind sich Medienpersonen über parasoziale Beziehungen ihrer Rezipienten sehr wohl bewusst und versuchen oft, entsprechende Gefühle zu verstärken. Ein Beispiel ist die Tatsache, dass sie in die Kamera schauen und ihr Publikum (uns alle) direkt ansprechen. YouTuber oder TV-Show-Moderatoren tun dies sogar relativ häufig.
Tatsächlich stellt die Neurowissenschaft fest, dass das Gehirn darauf programmiert ist, einen direkten Blick in die Augen als Zeichen dafür zu interpretieren, dass eine Person aufmerksam ist.
Mit anderen Worten, wenn du wahrnimmst, dass die Person dir in die Augen schaut, kannst du das Gefühl haben, dass sie direkt mit dir spricht. Infolgedessen interpretiert dein Gehirn, dass die Person, die du so sehr bewunderst, dich bis zu einem gewissen Grad kennt.
Kurz gesagt: Die ausgeführten Gründe und das Gefühl von Empathie und Aufmerksamkeit, das diese Menschen durch ihre verbale und nonverbale Sprache wecken, führen zu parasozialen Beziehungen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass dabei auch der Grad der Glaubwürdigkeit der Person und ihre physische und intellektuelle Attraktivität eine Rolle spielen.
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- Caro, C.L. (2015). Relaciones e interacciones parasociales en redes sociales digitales. Una revisión conceptual. Revista ICONO14, Revista Científica de Comunicación y Tecnologías Emergentes, 13(2): 23-47.
- Giles, D.C. (2002). Interacción parasocial: una revisión de la literatura y un modelo para futuras investigaciones. Psicología mediática, 4(3): 279-305.
- Horton, D. & Whol, R. (1956). Mass Communication and Para-social Interaction: Observations on Intimacy at a Distance. Estados Unidos.
- Rubin, R.B. & McHugh M.P. (1987). Development of parasocial interaction relationships. Journal of Broadcasting & Electronic Media, 31(3): 279-292.