Was sagt die Wissenschaft über die Liebe?

Was sagt die Wissenschaft über die Liebe?

Letzte Aktualisierung: 11. April 2017

Wir alle haben unsere Vorstellung davon, was Liebe ist. Die meisten von uns haben schon einmal erlebt, welche Gefühle uns überkommen, wenn wir verliebt sind. Aber was passiert in unserem Organismus, wenn wir lieben? Was sagt die Wissenschaft über die Liebe? In den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft viel auf diesem Gebiet geforscht, um herauszufinden, wieso wir uns verlieben und welche Prozesse dabei in unserem Gehirn ablaufen.

Die Liebe hat zweifellos einen großen Einfluss auf unser Leben. Sie verändert unser Verhalten, unsere Laune und wir denken unentwegt an diesen einen Menschen. Das kann uns sogar bei unseren alltäglichen Aufgaben beeinträchtigen. Im Hinblick auf die Evolution dient unsere Liebe der Sicherung unseres Nachwuchses und der Sorge um ihn in den ersten Lebensjahren. Laut Angaben der Wissenschaftler würde es uns die Liebe einfacher machen, Paare zu bilden.

Die Chemie der Liebe

Im Hinblick auf das Verlieben spielen verschiedene Neurotransmitter eine wichtige Rolle. Die chemischen Reaktionen in unserem Gehirn verändern unsere Gefühlswelt. Die Neurotransmitter, die hierbei am wichtigsten sind, sind Dopamin, Noradrenalin und Serotonin.

Die Dopamin- und Noradrenalinsekretion steigen, während der Serotoninspiegel sinkt. Die ersten zwei genannten Neurotransmitter beeinflussen unser Belohnungssystem. Dieses ist dafür verantwortlich, dass wir uns auf diesen einen Menschen konzentrieren, wodurch die Person der Begierde zum Mittelpunkt unserer Welt wird. Unser einziges Ziel ist es nun, wahrgenommen zu werden und die Aufmerksamkeit dieses Menschen zu bekommen. Die konkrete Aufgabe des Dopamins ist es, uns an winzige Details dieses Menschen zu erinnern, während uns das Noradrenalin dabei hilft, neue Reize abzuspeichern. Durch den niedrigeren Serotoninwert haben wir obsessive Gedanken.

Diese „chemische Bombe“ gleicht dem, was beim Konsum von Kokain im Hirn passiert. Daher kann die anfängliche Verliebtheit mit der Befriedigung einer Sucht verglichen werden.

Welche Gehirnareale spielen beim Schauspiel der Liebe eine Rolle?

Es gibt zwei Gehirnareale, die in direktem Zusammenhang mit der Liebe stehen. Diese Bereiche sind die Area tegmentalis ventralis, in der Dopamin ausgeschüttet und Euphorie erzeugt wird, dieses Gefühl von riesiger Freude, das uns dazu anhält, unsere Ziele zu verfolgen. Der zweite ist der Nucleus caudatus. Er ist für die Leidenschaft zuständig und ist eines der bedeutendsten Kerngebiete unseres Gehirns.

Mit Hilfe von Bildern des Gehirns konnten Wissenschaftler bei Verliebten erhöhte Aktivitäten in diesen Gehirnarealen feststellen. Diese Bereiche sind Teil des oben bereits erwähnten Belohnungssystems, dessen Aufgabe es ist, dass wir all unsere Kraft darauf konzentrieren, etwas zu erreichen.

Übrigens hat sich gezeigt, dass eine ähnliche Aktivität in diesen Arealen auch dann entsteht, wenn wir Schokolade essen.

Die Liebe als Sucht ist dafür verantwortlich, dass Besessenheit und zwanghaftes Verhalten auftreten. Das Objekt der Begierde, das diesem Verhalten ausgesetzt ist, ist der (gewünschte) Partner. Es entsteht eine emotionale und physische Abhängigkeit und wir verändern sogar unsere Persönlichkeit und unsere Vorlieben. Wir haben von nun an das Gefühl, nicht ohne diesen Menschen leben zu können, was auf den gestiegenen Dopaminwert in den genannten Gehirnarealen zurückzuführen ist.

Verlangen, Liebe und Eifersucht

Ein Verlangen nach jemandem zu haben und ihn zu lieben, sind zwei verschiedene Sachen. Wenn wir jemanden lieben, vor allen Dingen in den ersten Jahren, haben wir natürlich ein Verlangen nach ihm. Doch sich zu jemandem hingezogen zu fühlen bedeutet nicht auch gleichzeitig, ihn zu lieben. Verlangen hat mit dem Hormon Testosteron zu tun. Erhöhte Mengen an Testosteron werden freigesetzt, wenn wir verliebt sind und unsere Dopamin- und Noradrenalinsekretion angestiegen ist.

Und wie sieht es anders herum aus? Kann aus Verlangen Liebe werden? Das ist möglich, aber muss nicht zwingend so sein. Der erhöhte Testosteronwert kann Liebe erzeugen, da die mit der Liebe verbundenen Neurotransmitter vermehrt ausgeschüttet werden. Wenn wir nur wegen unseres Verlangens eine Beziehung führen, macht es uns nichts aus, wenn unser Partner auch mit anderen Beziehungen eingeht. Aber anders sieht es aus, wenn wir verliebt sind.

Wenn wir also verliebt sind, besteht eine Besessenheit danach, geliebt zu werden, und wir analysieren alles, was der andere tut. Sobald wir das Gefühl haben, von unserem Partner nicht beachtet zu werden, kann diese Besessenheit zu Eifersucht führen, was nichts weiter als ein Zeichen für unsere Unsicherheit ist. Eifersucht lässt sich für beide Geschlechter evolutiv erklären: Frauen sind aus Angst davor, alleinerziehend zu sein, eifersüchtig. Männer sind es aus Angst davor, einen Nachwuchs aufzuziehen, der nicht ihr eigener ist.

Wenn die Liebe endet

Zurückgewiesen zu werden oder ein Bruch sind nur schwierig zu ertragen und auch hier sind unser Gehirn und die Neurotransmitter für unsere Gefühlswelt verantwortlich. Wenn es in der Partnerschaft kriselt, wird mehr Dopamin freigesetzt. Das kommt daher, weil wir vermehrt für das kämpfen, was wir wollen und was wir vor allen Dingen am Leben erhalten wollen. Wenn der Dopaminwert steigt und wir nicht die Belohnung bekommen, nach der wir suchen, wird die Amygdala aktiviert und Wut macht sich breit.

In dieser ersten Zeit der Trennung führt unsere Wut dazu, dass sich die Liebe in Hass verwandelt. Da unser Gehirn nicht über einen längeren Zeitraum so viel Energie aufwenden kann, tritt die zweite Phase ein, in der wir hinsichtlich des Verlustes resignieren. Dann überkommt uns eine tiefe Traurigkeit und wir müssen mit der Tatsache zurechtkommen, dass wir nicht mehr geliebt werden.

Die Dopaminwerte sinken dramatisch, was starke Traurigkeit und Niedergeschlagenheit hervorruft. Dieser Mechanismus bereitet uns darauf vor, wieder von vorn zu beginnen. Auch wenn die Dauer der Traurigkeit von verschiedenen äußeren als auch inneren Faktoren abhängt, erholen wir uns wieder und werden erneut dazu bereit sein, einen Partner kennenzulernen.

Hat die Liebe ein Verfallsdatum?

Das ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, denn es gibt viele Beispiele, die sowohl die bejahende als auch die verneinende Seite stützen. Die Wissenschaft hat versucht, diese Frage so genau wie möglich zu beantworten und hat dabei eines auf jeden Fall herausgefunden: Wir sind monogame Wesen, wenn auch auf sukzessive Art und Weise. Demnach sind die chemischen Reaktionen in unserem Gehirn darauf ausgelegt, einen einzigen Partner zu haben, das aber mit einem Verfallsdatum von ungefähr vier Jahren.

Es zeichnet sich eine allgemeine Tendenz dazu ab, den Partner zu wechseln und sich in einen neuen zu verlieben, und das immer nach einer gewissen Zeit. Aus revolutionärer und wissenschaftlicher Sicht wäre dabei der Hintergedanke eine größere genetische Vielfalt, mehr Nachwuchs zu bekommen und unsere DNA im Laufe der Zeit und auf der ganzen Welt zu verbreiten.

Aber heutzutage ist es so, dass die meisten von uns einen Partner auf Lebenszeit suchen. Auch wenn einige biologische Fakten dagegen sprechen, einen Partner lebenslang zu haben, muss das nicht heißen, dass es unmöglich ist. Es gibt Paare, die es schaffen, dass das Verlangen, die Gegenseitigkeit, die Liebe und das Vertrauen ewig anhalten. Glücklicherweise sind wir mehr als nur sich wiederholende chemische Prozesse, während der die Sekretion der Neurotransmitter variiert.

Was die Wissenschaft zur Verbesserung einer Beziehung rät

In jeder Beziehung gibt es nach einer bestimmten Zeit, und zwar häufig
schneller als gedacht, Probleme, unbefriedigte Bedürfnisse… >>> Mehr


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.