Was ist Vertrauen?
Vertrauen bedeutet, dass du dich auf jemanden verlassen kannst. Es basiert auf vergangenen Erfahrungen und ist gleichzeitig zukunftsbezogen. Dieses zentrale Konstrukt jeder Beziehung durchdringt alle Lebensbereiche. Selbstvertrauen und Fremdvertrauen geben uns Halt und Zuversicht.
Eine in der Zeitschrift The Journal of Neuroscience veröffentlichte Studie erinnert uns daran, dass Gegenseitigkeit und die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen das Selbst- und Fremdvertrauen fördern. Dabei erhöht sich die Aktivität in Bereichen wie dem ventralen Striatum und dem medialen präfrontalen Kortex. Diese Regionen sind mit unserem sozialen Belohnungssystem verbunden. Deshalb sind vertrauensvolle Gefühle sehr bereichernd.
Wir sehen uns nachfolgend an, was Vertrauen ist und welche Arten es gibt.
“Optimismus ist der Glaube, der zum Erfolg führt. Ohne Hoffnung und Vertrauen kann nichts erreicht werden.”
Helen Keller
1. Fremdvertrauen
Wenn du Ängste, Bedürfnisse und Wünsche mit anderen teilst, kannst du Fremdvertrauen aufbauen. Die emotionale Offenheit, die wir einander entgegenbringen, braucht Mut und wird manchmal enttäuscht. Wenn du jedoch einer Person vertrauen kannst, sparst du dir Zeit und Energie, denn du musst sie nicht kontrollieren und kannst dich entspannen.
Fremdvertrauen in der Familie sowie gegenüber Partner und Freunden gibt uns emotionale Sicherheit und Stabilität. Vertrauenswürdige Menschen stehen zu ihrem Wort, sie sind zuverlässig und bieten uns bei Bedarf einen sicheren Zufluchtsort.
Soziales Vertrauen
In der Soziologie beschreibt der Begriff soziales Vertrauen das Gefühl der kulturellen Übereinstimmung mit anderen Menschen. Wir benötigen diese Fähigkeit, um in unsere Gesellschaft vertrauen zu können. Es geht also um Bereiche wie Arbeit, Kultur, Justiz, Politik oder Bildung.
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2. Selbstvertrauen
Selbstvertrauen ist eine Einstellung, die dir selbstbestimmtes Denken und Handeln ermöglicht. Es ist eine wesentliche Voraussetzung, um mit Herausforderungen und schwierigen Situationen effektiv umgehen zu können, berufliche und persönliche Ziele zu erreichen und Erfahrungen und Erkenntnisse optimal zu nutzen. Ein Beispiel dafür sind Profisportler, die ein starkes Selbstvertrauen benötigen, um sich kontinuierlich zu verbessern und zu übertreffen.
Ein gesundes Selbstvertrauen ermöglicht bereichernde Beziehungen, Motivation und effektive Entscheidungen. Außerdem können Menschen mit dieser Fähigkeit mit Stress und Ängsten besser umgehen.
Wir sprechen auch von instrumentellem Vertrauen, wenn jemand davon überzeugt ist, ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu haben, um Probleme zu lösen. Dazu kommt das Wissen, bei Bedarf in andere vertrauen zu können, um Mittel und Wege zur Überwindung von Herausforderungen zu finden.
Angeborenes und erlerntes Vertrauen
Menschen sind biologisch darauf programmiert, einander zu vertrauen, um bereichernde Beziehungen aufbauen zu können, was evolutionäre Vorteile hat. Wir sprechen von Urvertrauen, einem tiefen menschlichen Bedürfnis, das uns die Grundfähigkeit zu vertrauensvollen Beziehungen gibt. Wir können auch von Naivität sprechen, denn Babys sind wehrlos und wissen nicht, was sie erwartet. Sie vertrauen darauf, dass sie von ihren Bezugspersonen gut behandelt werden.
Manche Menschen sind von Natur aus unsicher und misstrauisch, andere hingegen offen und vertrauensvoll.
Dieses Urvertrauen wird in sicheren Bindungen aufgebaut und entwickelt. Kinder müssen jedoch auch lernen, dass sie nicht jedem blind vertrauen können. Das erlernte Vertrauen ist eine entscheidende soziale und kognitive Fähigkeit, die auf Erfahrungen aufbaut. Eine sichere Bindung zu den wichtigsten Bezugspersonen ist außerdem für das Selbstvertrauen von zentraler Bedeutung.
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Die negativen Seiten des Vertrauens
Übermäßiges Fremdvertrauen oder eine zu offene Einstellung führt in der Regel zu Enttäuschung, denn andere können diese Situation ausnutzen. Eine Studie des Journal of Personality and Social Psychology hebt hervor, dass unter anderem Narzissten häufig die Technik des “Charming” anwenden: Sie versuchen, das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Ein übertriebenes Selbstvertrauen kann zur Selbstüberschätzung und zu toxischen Verhaltensweisen führen. Es ist keine Seltenheit, dass Führungskräfte, die zu sehr von ihren Fähigkeiten überzeugt sind, riskante Entscheidungen treffen, die ihrem Unternehmen schaden. Fehleinschätzungen oder die fehlende Offenheit für Kritik und Feedback können ernste Folgen haben.
Wie in allen Lebensbereichen ist ein gesunder Ausgleich wichtig, um mit Vertrauen erfolgreich umgehen zu können. Wird das Vertrauen verletzt, bleiben oft tiefe Wunden zurück. Ein Vertrauensbruch liegt vor, wenn eine Person, die wir als verlässlich betrachten, unsere Erwartungen nicht erfüllt oder Verrat begeht. Die Enttäuschung ist groß, Misstrauen, Angst und eine geringere Risikobereitschaft sind die Folgen.
Menschen mit Depressionen sehen nur die negativen Seiten des Lebens, sie haben kein Vertrauen in die Zukunft und auch kein Selbstvertrauen, das ihnen helfen könnte, diese schwierige Phase zu überwinden.
Vertrauen als Grundlage für Glück
Wir alle wissen, wie wichtig es ist, in andere und in uns selbst vertrauen zu können. Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, tiefgehende Beziehungen aufzubauen und Enttäuschungen oder schwierige Situationen zu überwinden. Vertraue in dich selbst, in andere und in das Leben im Allgemeinen!
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