Was ist Liebe?

Kann Liebe, ein gleichermaßen komplexes, widersprüchliches und faszinierendes Phänomen, definiert werden?
Was ist Liebe?
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2021

Kann Liebe, ein gleichermaßen komplexes, widersprüchliches und faszinierendes Phänomen, definiert werden? Sie ist nicht unter dem Mikroskop zu sehen, doch Wissenschaftler versuchen, die chemischen Grundlagen zu erkennen. Was ist Liebe? Inspiration, Leben, Leid… die meisten kennen das Gefühl, doch trotzdem ist es nicht einfach, es zu definieren.

Mahatma Gandhi sagte: „Wo Liebe ist, ist Leben“. Dies ist zweifellos eine der einfachsten, dennoch realistischen Definitionen dieser wunderbaren Dimension. Diese Emotion nährt das gerade geborene Baby, ermöglicht unsere Entwicklung und lässt uns Teil einer sozialen Gruppe sein. Liebe schenkt uns sozusagen die Welt…

Die Liebe wählt uns aus

Liebeslieder versuchen zu erklären, was dieses Gefühl bedeutet und auslöst: Glück, Leid, Inspiration, Leidenschaft… Sie erzählen von unerwiderter Liebe, von interessierter, romantischer oder freundschaftlicher Liebe…

Liebe ist ein brennendes Ding,
sie erzeugt einen feurigen Ring.

Johnny Cash

Wenn du bereits einmal verliebt warst, weißt du genau, wovon wir sprechen, auch wenn du keine Worte findest, um alle Nuancen auszudrücken. Wir haben nicht immer die Möglichkeit, selbst zu wählen, wen wir lieben möchten. Und auch wenn dies der Fall ist, können wir uns irren und dabei großes Leid erfahren. Warum ist unsere Kontrolle in diesem Zusammenhang so gering? Warum können wir nicht objektiv und rational sein?

Was ist Liebe?

Was ist Liebe? Was sagt die Wissenschaft?

In der Liebe gibt es eine gewisse biologische Komponente: Die chemische Formel besteht aus Neurotransmittern wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin. Sie erzeugt Herzrasen, ein flaues Gefühl im Bauch und schwitzige Hände. Doch auch externe Einflüsse beeinflussen uns stark, insbesondere Kultur und Gesellschaft.

Die psychologische Sicht

Die Psychologie definiert Liebe als affektive Erfahrung, die spezifische Variablen umfasst: das Bedürfnis nach Bindung und Intimität, Leidenschaft, Sexualität… All diese Prinzipien spiegeln sich in Sternbergs Dreieckstheorie wider.

Robert Sternberg, Professor an der Yale University, veröffentlichte 1986 in seinem Buch The Triangular Theory of Love eine erste psychologische Definition der Komponenten der Liebe:

  • Vertrautheit oder Intimität: Sie entsteht durch positive Gefühle wie Nähe, Wertschätzung, Zuneigung und Respekt.
  • Leidenschaft: Hier geht es um das Verlangen, jedoch nicht nur um die aus der neurochemischen Komponente resultierende sexuelle und körperliche Hingabe. Leidenschaft kommt auch durch Bewunderung, tiefe Zuneigung und das Bedürfnis, der geliebten Person nahe zu sein, zum Ausdruck.
  • Entscheidung oder Bindung: Es handelt sich um die ausdrückliche Entscheidung, mit der anderen Person ein Projekt aufzubauen. Wir sprechen also von einer kognitiven Komponente, die als Grundlage einer gemeinsamen Gegenwart und Zukunft dient.
Was ist Liebe?

Helen Fisher und die Neurobiologie der Liebe

Die Anthropologin und Biologin Helen Fisher hat sich an der Rutgers University intensiv dem Studium des menschlichen Verhaltens gewidmet. Ihre weltbekannten Werke vermitteln eine etwas andere Vision der Liebe als Motivation und Grundimpuls zur Befriedigung verschiedener Bedürfnisse.

  • Das Hauptbedürfnis ist, sich geliebt zu fühlen. Diese Sehnsucht ist intensiver als die Sexualität selbst. So erklärt Helen Fisher, dass dieses vitale Verlangen des Menschen das ausmacht, was wir als „romantische Liebe“ kennen. Es geht um eine ganze Reihe emotionaler Dynamiken, die geprägt sind von Motivation, der Sehnsucht nach Bindung, dem Wunsch, das Leben und Projekte zu teilen.
  • Auch der Sexualtrieb ist ein Motivator. Dabei geht es um die Suche nach Vergnügen, Selbstzufriedenheit…
  • Das dritte Ziel aus dieser neurobiologischen Perspektive ist die Bindung. Helen Fisher spricht in diesem Zusammenhang von dem Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit, von romantischer Liebe und Stabilität.

Liebe, Vorurteile und soziale Implikationen

Was, wenn du mit 40 Jahren noch immer das Ideal der reinen Liebe vor Augen hast? Manche raten dir vielleicht, realistischer zu sein, doch dies sollte dich nicht weiter kümmern. Denn du lebst deine eigene Realität. Es wäre ein Fehler, deine Gefühle oder Sehnsüchte zu verleugnen, nur weil sie von anderen nicht geteilt werden.

Historisch betrachtet waren Liebe und das Verhalten dem anderen Geschlecht gegenüber katalogisiert. Wir sprechen von dem anderen Geschlecht, da das LGTB-Kollektiv ein Tabu war, was leider auch heute noch oft der Fall ist.

Wie wirkt sich dies auf unsere heutige Gesellschaft aus? Noch immer gelten gesellschaftliche Normen, die den Ausdruck von Liebe begrenzen und beschneiden. Haben etwa Menschen mit Behinderungen keine emotionalen und sexuellen Bedürfnisse? Und wie sieht es mit der Sexualität im Alter aus?

Was ist Liebe?

Die wahre Bedeutung

Liebe kennt keine Tabus und keine Grenzen, kein Geschlecht, kein Alter und keine Farben, keine Ideologie und keine Sprache. Sie kennt keine Vorurteile und hat keine Angst. Liebe ist der größte Beweis für Mut. Die Definition umfasst Hingabe, ohne die eigene Persönlichkeit zu verlieren. Teilen, gemeinsam lernen und entdecken… Sie kommt, wenn du es dir am wenigsten erwartest und muss gepflegt werden, wenn sie bestehen bleiben soll.

Was ist Liebe nicht?

Wie wir bereits gesehen haben, ist die Definition von Liebe komplex. Deshalb wird sie oft mit anderen Gefühlen und Ausdrucksformen verwechselt. Um die Frage, was lieben bedeutet, zu beantworten, musst du wissen, in einer gesunden Beziehung Grenzen zu setzen und negative Aspekte zu vermeiden.

Emotionale Abhängigkeit

Dazu kommt es, wenn eine Person übermäßig stark von der anderen abhängt. Wohlbefinden und Glück sind einzig und allein durch die Anwesenheit des Partners gewährleistet. Emotional abhängige Personen haben ständig Angst, dass die Bindung endet.

Eifersucht

Dieses negative Gefühl ist keineswegs ein Zeichen dafür, jemanden zu lieben. Eifersucht ist das Produkt von Unsicherheit und ein Zeichen fehlenden Vertrauens. Dies führt in der Regel zu einem Kontrollbedürfnis, das sich sehr negativ auf die Beziehung auswirkt.

Besitz

Liebe bedeutet nicht, eine Person zu besitzen. Dieser Gedanke führt zu Kontrollverhalten, das wiederum negative Auswirkungen hat, wie wir bereits erwähnt haben. Besitz hat nichts damit zu tun, eine andere Person zu lieben.

Manipulation

Liebe hat nichts mit Manipulation, Kontrolle und emotionaler Erpressung zu tun. Lieben bedeutet genau das Gegenteil: Freiheit und Akzeptanz!

Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.

Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Erich Fried


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