Warum mögen wir knusprige Lebensmittel? Die Antwort ist faszinierend

Wir essen nicht nur mit den Augen und dem Mund, auch das Gehör spielt dabei eine wichtige Rolle. Erfahre heute mehr darüber.
Warum mögen wir knusprige Lebensmittel? Die Antwort ist faszinierend
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 13. März 2023

Pommes frites, Frühlingsrollen, knusprige Nüsse und Schokolade auf einem Eis, knusprige Brötchen… Die meisten von uns lieben es knackig und kross. Doch warum lieben wir knusprige Lebensmittel? Neurowissenschaftler haben darauf eine faszinierende Antwort gefunden.

Wenn wir auf ein knuspriges Brötchen beißen oder Kartoffelchips essen, klingt dies für unsere Ohren wie Musik. Denn auch über den Hörsinn nehmen wir Informationen über das Essen, das wir verspeisen, auf. Ein knackiger Apfel ohne das dazugehörige Geräusch bringt nicht das gewünschte Geschmackserlebnis. Er ist vermutlich überreif oder faul.

Unser Gehirn interpretiert knusprige Lebensmittel als appetitlich und gesund. Diese Tatsache ist sehr interessant, aber es gibt noch andere erstaunliche Erklärungen…

Auch wenn das Geräusch keinen Ernährungsnutzen bringt, ergänzt es das Gesamterlebnis.

Warum mögen wir knusprige Lebensmittel?
Nicht nur Geschmack und Aussehen sind für das Geschmackserlebnis wichtig: Auch das Geräusch, das beim Verzehr eines Lebensmittels entsteht, gibt uns wichtige Informationen.

Knusprige Lebensmittel: eine verführerische, oft ungesunde Versuchung

Alle Chefs und die ganze Küchenbrigade wissen, wie wichtig der Klang in den Ohren ist, um das Genusserlebnis zu vervollständigen. Beim Servieren bereiten wir uns mit dem Blick auf das Essen vor, dann folgt der Geruch und beim ersten Bissen beurteilen wir den Geschmack. Gleichzeitig fasziniert uns jedoch das Geräusch, das dabei entsteht, vor allem wenn es knusprig klingt.

Marketingexperten wissen auch, wie wichtig Lebensmittelverpackungen sind. Bei Kartoffelchips ist die Tüte ausschlaggebend, das Brot drücken wir am liebsten, um herauszufinden, ob es außen knusprig und innen weich ist. Unsere geschulten Ohren nehmen sofort wahr, ob die Qualität unseren Erwartungen entspricht.

Charles Spence ist Experimentalpsychologe an der Universität Oxford und erforscht seit Jahren die Neurowissenschaften des Essens. Einige seiner Erkenntnisse erklärt er in seinem Buch “Gastrologik: Die erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung“. 2015 veröffentlichte er eine Studie, die erklärt, dass unser Gehirn jedes knusprige und genussvolle Lebensmittel als gesund betrachtet. Natürlich wissen wir, dass dies nicht unbedingt zutreffend ist, doch es handelt sich um einen Instinkt, dem wir kaum widerstehen können…

“Kochen ist die vielseitigste Kunst. Und ich versuche, alle Sinne zu stimulieren.”

Ferrán Adrià

Knusprige Lebensmittel helfen bei Stress

Die Ball State University hat einige aufschlussreiche Untersuchungen durchgeführt. Im Umgang mit Stress haben wir ganz bestimmte Nahrungsbedürfnisse: Wir möchten knusprige Lebensmittel. Das gilt sowohl für süße als auch für herzhafte Speisen. Der Grund dafür ist, dass sie beruhigend auf das Gehirn wirken, die Serotoninproduktion ankurbeln und eine entspannende Wirkung haben.

Mit anderen Worten: Es sind nicht nur unsere neurologischen Mechanismen, die uns davon überzeugen, dass alles, was in unserem Mund knackt und knuspert (scheinbar) gesund ist. Ein Cracker oder eine knusprige Brezel hat auch eine kathartische Wirkung: Wir experimentieren damit Wohlbefinden und Entspannung und können folglich Stress abbauen.

Viele knusprige Lebensmittel enthalten Fett (und das Gehirn liebt es)

Wie bereits erwähnt, geht das Gehirn davon aus, dass alles, was knusprig ist, gesund, gut und essenswert ist. Es stimmt, dass Obst und Gemüse besonders gut schmecken, wenn sie knackig und frisch sind. Viele knusprige Lebensmittel sind jedoch fettreich und ungesund. Da sie jedoch das unwiderstehliche Geräusch erzeugen, das für unsere Ohren  Wohlgenuss darstellt, lieben wir sie. Das Gehirn belohnt uns sogar mit Dopamin, Endorphinen, Serotonin…

knusprige Lebensmittel schmecken lecker
Lebensmittel, die nicht knackig oder knusprig schmecken, sind für unser Gehirn lange nicht so reizvoll und faszinierend.

Der Geschmack bleibt länger im Mund (und ist angenehmer)

Es gibt noch einen anderen, nicht weniger interessanten Aspekt, der ebenfalls erklärt, warum wir eine Vorliebe für knusprige Lebensmittel haben: Krosse, knusprige Produkte müssen länger gekaut werden und sind deshalb länger in unserem Mund. Deshalb ist auch der Genuss intensiver!

Was ist dir lieber? Eine Suppe oder eine knusprige Käsepizza? Natürlich sind die individuellen Vorlieben ganz verschieden und wir können sie auch bewusst trainieren. Doch in der Regel kommt die Pizza besser an, denn sie ist nicht nur knusprig, sondern enthält auch viel Fett und den besonders ansprechenden Geschmack von Käse.

Kartoffelchip-Erzeuger wissen, dass ihre Snacks mit Toppings und Soßen besonders gut ankommen. Damit verlängert sich die Kauzeit zusätzlich, außerdem ist der Kontrast der Geschmacksrichtungen faszinierend und ermöglicht eine multisensorische Erfahrung.

Wir lieben es nicht nur, die Tüten zu öffnen und an ihnen zu riechen. Besonders anregend ist das Knacken im Mund, das auch für unsere Ohren eine Symphonie darstellt. Diese Erfahrung macht uns süchtig, es bleibt sicher nichts für den nächsten Tag übrig.


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  • Spence, C. Eating with our ears: assessing the importance of the sounds of consumption on our perception and enjoyment of multisensory flavour experiences. Flavour 4, 3 (2015). https://doi.org/10.1186/2044-7248-4-3
  • van Bloemendaal L, Veltman DJ, ten Kulve JS, Drent ML, Barkhof F, Diamant M, IJzerman RG. Emotional eating is associated with increased brain responses to food-cues and reduced sensitivity to GLP-1 receptor activation. Obesity (Silver Spring). 2015 Oct;23(10):2075-82. doi: 10.1002/oby.21200. Epub 2015 Aug 31. PMID: 26331843.
  • Ventriglio, A., Sancassiani, F., Contu, M. P., Latorre, M., Di Slavatore, M., Fornaro, M., & Bhugra, D. (2020). Mediterranean Diet and its Benefits on Health and Mental Health: A Literature Review. Clinical practice and epidemiology in mental health : CP & EMH16(Suppl-1), 156–164. https://doi.org/10.2174/1745017902016010156

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