Warum glauben Erwachsene nicht mehr an Magie?
Die meisten Menschen glauben im Erwachsenenalter nicht mehr an Magie. Wir suchen logische, kohärente und wissenschaftliche Erklärungen, die in unsere Denkweise passen und uns helfen, Unbekanntes zu verstehen. Doch es gibt auch Menschen, die an außergewöhnliche Fähigkeiten glauben und ihr Leben mit Magie färben. Wir sprechen allerdings von Ausnahmen, denen viele mit Vorurteilen begegnen. Doch warum glauben die meisten Erwachsenen nicht mehr an Magie?
Was ist Magie?
Wenn wir von Magie sprechen, denken wir an Glaubensvorstellungen und Erklärungen für Ereignisse fantastischer Natur, die uns aus der Kindheit bekannt sind. Ob Zahnfee, Osterhase, Wichtel, Zauberer oder andere Fantasiegestalten: Kinder lieben magische Wesen und nähren damit ihre Vorstellungskraft.
Magie basiert auf übersinnlichen Kräften, die wir gerne hätten, um so manches Hindernis im realen Leben zu bewältigen. Es geht unter anderem um Gegenstände, die plötzlich zum Leben erwachen, um die Überwindung von Zeit und Raum, um übersinnliche Kräfte und geheimnisvolle, unerklärliche Ereignisse. Die Magie widersetzt sich den heute bekannten Naturgesetzen.
Warum glauben wir an Magie?
Aus anthropologischer Sicht ist der Glaube an Magie ein Schlüsselelement, das Dinge erklären konnte, für die es keine offensichtlichen, logischen oder wissenschaftlich erklärbaren Argumente gab. Das Gleiche gilt für die gesamte evolutionäre Entwicklung. In der Kindheit ist die Phase zwischen 2 und 7 Jahren durch symbolisches Denken gekennzeichnet. Piaget betont, dass in dieser präoperationalen Phase Fantasie und Magie Dinge erklären können, die Kinder anders nicht verstehen.
In dieser Zeit entwickeln sich irrationale Ängste, die Kinder durch Fantasie zu begreifen versuchen. Andererseits glauben Kinder, ihre Wünsche und Hoffnungen durch magische Wesen erfüllen zu können. Sie haben vor Dunkelheit Angst, da ein Monster auftauchen könnte, hoffen jedoch, dass sie vom Weihnachtsmann ein Fahrrad erhalten. Kinder schaffen sich durch die Magie eine Parallelwelt, in der alles möglich ist und gelöst werden kann.
Auf dem Weg zur Rationalität
Ab dem Alter von 7 Jahren endet diese Phase jedoch und weicht der Phase der konkreten Handlungen. Kinder sind jetzt kognitiv besser darauf vorbereitet, die reale Welt von der Fantasiewelt zu unterscheiden. Das liegt daran, dass sie anfangen, logischer zu denken und mit Regeln und Hypothesen zu arbeiten. Insbesondere hören sie auf, an Magie zu glauben, weil diese Kinder die folgenden Fähigkeiten erwerben:
- Sie vergleichen Elemente und ordnen anhand von Unterschieden. Sie gehen mit Zahlen, Zeit, Maßen und Orientierung besser um.
- Jetzt klassifizieren die Kinder Gegenstände nach Merkmalen und teilen in Hierarchien ein: Lebewesen, Menschen, Säugetiere …
- Sie sind fähig zu erkennen, dass sich ein Gegenstand im Aussehen verändern kann, es sich jedoch trotzdem um denselben Gegenstand handelt.
- Außerdem sind Kinder ab diesem Alter in der Lage, einen Gegenstand oder eine Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
- Sie verstehen räumliche Beziehungen. Das bedeutet, dass die Kinder beispielsweise die Zeit voraussehen können, die sie für eine bestimmte Route benötigen, oder dass sie sich an bestimmten Punkten orientieren, um ein Ziel zu erreichen.
- Ab diesem Alter können sich Kinder Urteile über die Kausalität bilden. Sie ziehen logische Schlussfolgerungen.
- Sie sind auch in der Lage, logische Beziehungen herzustellen. Wenn sie wissen, dass ein Chihuahua ein Hund ist und dass Hunde Säugetiere sind, begreifen sie auch, dass Chihuahuas Säugetiere sind.
- Der Egozentrismus geht zurück und Kinder entwickeln die Fähigkeit, die Perspektive anderer Menschen einzunehmen und darüber nachzudenken, wie andere die Welt verstehen.
Du hörst nicht komplett auf, an Magie zu glauben!
Bedeutet dies, dass Erwachsene, die noch immer an Magie glauben, diese Entwicklungsstufe nicht überwunden haben? Diese Frage ist genauso interessant wie die Antworten. Zwar gibt es nicht viele Studien zu diesem Thema, doch es bestehen Hinweise darauf, dass das magische Denken im Laufe des Lebens nicht abnimmt – zumindest bis zur späten Pubertät. Forscher erklären dies unter anderem damit, dass der Glaube an Magie selektiv wird: Die Erfahrungen und das Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens erwerben, bestimmen, wann Magie zum Einsatz kommt.
Personen, die über fortgeschrittene Kenntnisse in der Physik verfügen, stützen sich auf wissenschaftliche Grundlagen, wenn sie einen schwebenden Gegenstand sehen. Ist das Wissen weniger ausgeprägt, könnte diese Situation mit Magie erklärt werden.
In diesem Zusammenhang fand eine interessante Studie heraus, dass sich die kognitiven und emotionalen Abwehrmechanismen gegen Magie mit zunehmendem Alter manifestierten. So erklärten die Teilnehmer das Verschwinden eines Gegenstandes unter anderem mit ihrer fehlenden Aufmerksamkeit.
Außerdem stellte das Wissenschaftlerteam Erwachsenen zwei hypothetische Szenarien vor, in denen diesen Personen jemand auf der Straße zwei Zaubersprüche anbot (reich und glücklich zu sein oder Sklave des Teufels zu sein). Überraschenderweise wählten 60 % der Personen, die nach ihren eigenen Angaben nicht an Magie glaubten, den ersten Zauberspruch und kein einziger den zweiten. Sie dachten tatsächlich, dass der negative Zauber Auswirkungen auf ihr zukünftiges Leben haben könnte. Wenn die Zaubersprüche jedoch andere Menschen betrafen, erklärten die Personen, dass sie nicht an Magie glaubten.
Zusammenfassung
Der Glaube an Magie scheint uns allen bis zu einem gewissen Grad innezuwohnen. Doch die kognitive Entwicklung und die Suche nach logischen Erklärungen führen zu einer Kompensation. Überdies ist es im Erwachsenenleben schwierig, im Widerspruch zwischen den Naturgesetzen und magischen Erfahrungen zu leben, auch wenn wir oft an einem gewissen Aberglauben festhalten.
Im Laufe unseres Lebens können wir oft stimmige Erklärungen finden, aber nicht immer. Auch wenn du wissenschaftlich ausgerichtet bist und logisches Denken bevorzugst, solltest du die Fantasie nicht beiseitelassen. Der Gedanke, dass einige der schönsten Dinge, die uns passieren, nicht erklärbar sind, ist magisch und erfüllt uns mit Illusion.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Subbotsky, E. (2011). The Ghost in the Machine: Why and How the Belief in Magic Survives in the Rational Mind. Human Development, 54, 126–143. https://doi.org/10.1159/000329129
- Bolton, D., Dearsley, P., Madronal-Luque, R., & Baron-Cohen, S. (2002). Magical thinking in childhood and adolescence: Development and relation to obsessive compulsion. British Journal of Developmental Psychology, 20(4), 479–494. https://doi.org/10.1348/026151002760390819