Warum Frauen öfter Fahrangst haben

Die Prävalenz von Fahrangst ist bei Frauen deutlicher ausgeprägt als bei Männern. Warum ist das so, obwohl Frauen weniger Unfälle verursachen?
Warum Frauen öfter Fahrangst haben
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 10. Juni 2024

Die Prävalenz von Fahrangst ist bei Frauen deutlicher ausgeprägt als bei Männern. In manchen Fällen kann dies sogar zu einer spezifischen Phobie führen, die als Amaxophobie bekannt ist. Doch was sind die Gründe dafür, dass Frauen beim Autofahren häufiger unter Stress und Angst leiden als Männer?

Kulturelle Faktoren spielen oft eine entscheidende Rolle, und Frauen sind häufig Zielscheibe von Stereotypen und Vorurteilen, die sie als weniger kompetente Fahrerinnen darstellen. Darüber hinaus kann ein geringes Selbstwertgefühl am Steuer zu Ängsten führen.

Heute werden wir uns genauer mit den psychologischen Variablen befassen, die sich hinter der Fahrangst verbergen.

“Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.”

Marie Curie

Warum Frauen häufiger Fahrangst haben

Vorurteile über Frauen am Steuer sind leider immer noch weitverbreitet, obwohl sie unbegründet und ungerecht sind. Frauen sind keineswegs weniger geschickt im Autofahren, ganz im Gegenteil: Aus Statistiken geht hervor, dass Männer deutlich mehr Autounfälle verursachen. Deshalb ist die Kfz-Versicherung für Frauen oft günstiger. Allerdings wirken sich die Vorurteile negativ auf Frauen aus, deshalb haben mehr Autofahrerinnen Angst hinter dem Steuer.

Es ist erfreulich zu beobachten, dass immer mehr Frauen sowohl Taxis als auch Busse und Lastwagen lenken. Diese Entwicklung signalisiert einen positiven Schritt in Richtung Überwindung von Stereotypen, Vorurteilen und Ängsten.

Kulturelle Aspekte

Die Ausprägung von Ängsten ist nicht an ein bestimmtes Geschlecht gebunden, kann jedoch stark durch das kulturelle Umfeld beeinflusst werden. Ein Beispiel hierfür sind die Einschränkungen, denen Frauen in Saudi-Arabien bis 2018 unterlagen, indem ihnen das Recht auf einen Führerschein verwehrt wurde. Ähnliche Barrieren existierten in Ländern wie Belize und Kasachstan, wo Frauen untersagt war, im Personenverkehr zu arbeiten.

Es gibt zahlreiche Länder mit verschiedenen Einschränkungen für Frauen im Bereich des Autofahrens. Für viele Frauen gehört es zur Normalität, nur auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Die stärkere Prävalenz von Fahrängsten ist daher teilweise auf diese kulturellen Konditionierungsfaktoren zurückzuführen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es auch Männer mit Fahrangst gibt. Der gesellschaftliche Druck, der auf Männern lastet, ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Fahrzeugen zu demonstrieren, kann dazu führen, dass sie ihre Ängste verbergen und nicht darüber sprechen.

Irrationale Fahrangst

Die Fahrangst ist bei Frauen real und betrifft einen Teil dieser Bevölkerungsgruppe. Ein in der Fachzeitschrift Journal of Transport & Health veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass Frauen um das 35. Lebensjahr ein höheres Maß an Angst beim Autofahren aufweisen. Ab dem 55. Lebensjahr nimmt das Unbehagen ab, bis zu dem Punkt, dass beide Geschlechter mit zunehmendem Alter weniger ängstlich sind. Dies könnte auf erworbene Erfahrungen und eine bessere Regulation von Emotionen und einschränkenden Glaubenssätzen zurückzuführen sein.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Bedeutung irrationaler Gedanken hervorzuheben. Zu den häufigsten gehören folgende:

  • Angst vor dem Umgang mit ungünstigen Bedingungen wie Nachtfahrten, Regen oder Nebel. Die meisten Fahrer haben einen gewissen Respekt vor solchen Situationen, manche haben dabei jedoch auch Angst vor einem Unfall und vermeiden deshalb solche Fahrten.
  • Angst davor, jemanden zu verletzen, insbesondere wenn sie Kinder haben. Die Vorstellung, dass sie jemanden überfahren oder die Insassen ihres Fahrzeugs verletzen könnten, löst häufig Ängste aus.
  • Das Hochstapler-Syndrom, bei dem Frauen sich selbst als schlechte Fahrerinnen sehen und glauben, dass sie bestimmte Fahrsituationen nicht bewältigen können. Eine Studie in Frontiers in Psychology legt nahe, dass dieses Syndrom häufiger bei Frauen auftritt und ihre Kompetenz stark untergräbt.

Die Angst vor dem Autofahren wird oft durch traumatische Erlebnisse oder frühere Unfälle ausgelöst. 

Die Theorie Bedrohung durch Stereotype

Die Theorie Bedrohung durch Stereotype liefert eine Erklärung für die verstärkte weibliche Fahrangst. In vielen Fällen sind negative Denkmuster das Ergebnis der kulturellen Konditionierungsfaktoren, die wir zuvor erwähnt haben. Eine in der Zeitschrift Accident; Analysis and Prevention veröffentlichte Studie beschreibt, dass soziale Vorurteile die Selbsteinschätzung beeinflussen, je stärker sie sind. Es ist schwer, selbstbewusst zu sein, wenn man von seinem Umfeld und sogar von der Gesellschaft angezweifelt wird.

Diese Arbeit betont jedoch auch eine andere wichtige Tatsache: Die Realität zeigt, dass Frauen weniger Unfälle verursachen und sicherer fahren als Männer. Somit beruhen solche Stereotypen auf falschen Annahmen.

Soziale Faktoren, die oft übersehen werden

Auch wenn sowohl viele Jungen als auch Mädchen mit 18 Jahren den Führerschein machen, haben männliche Jugendliche öfter und früher ein eigenes Auto. Wenn junge Frauen nach der Fahrprüfung länger nicht am Steuer sitzen, verlieren sie die Übung und gewöhnen sich außerdem an ihren Platz als Beifahrerinnen. Kommen dann noch Kommentare aus dem Umfeld dazu, die das Selbstwertgefühl verletzen, sind Mädchen deutlich im Nachteil. Obwohl sich diese Dynamiken allmählich ändern, erleben einige Frauen nach wie vor solche persönlichen Realitäten.

Fahrangst

Obwohl Frauen weniger Unfälle verursachen, haben sie mehr Angst vor dem Autofahren. Aus einer in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlichten Studie geht hervor, dass jüngere Männer nicht nur weniger Angst vor dem Autofahren, sondern auch vor Verkehrsunfällen haben. Dies führt dazu, dass ihr Verhalten im Straßenverkehr risikoreich ist und sie Verkehrsregeln und Sicherheitsmaßnahmen häufiger missachten.

Impulsivität, Rücksichtslosigkeit und sogar Selbstüberschätzung sind oft für diese Verhaltensweisen verantwortlich. Obwohl es natürlich individuelle Unterschiede gibt, ist diese Tendenz zu beobachten.

Wie können wir dieses Problem lösen? Frauen, die unter Amaxophobie leiden, benötigen eine effektive psychologische Therapie, um ihre Ängste zu bewältigen. Doch viele Frauen würden erst gar keine Fahrangst entwickeln, wenn keine Vorurteile und Stereotypen existieren würden. Daher ist es wichtig, an der Veränderung dieser sozialen Faktoren zu arbeiten und irrationale Ängste abzubauen.


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