Vertrauensbruch: Die psychischen und emotionalen Folgen nach Untreue
Untreue ist eine schmerzhafte Erfahrung, die Wut, Traurigkeit, Scham, Unsicherheit und oft auch Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle nach sich zieht. Der Vertrauensbruch hinterlässt tiefe psychische und emotionale Wunden, die nicht nur die Beziehung selbst, sondern auch das soziale Umfeld, einschließlich Familie und Freunde belasten. Untreue führt jedoch nicht automatisch zum Ende einer Beziehung, es gibt Paare, die es schaffen, diese schwierige Situation zu überwinden.
Wir beleuchten in diesem Artikel die emotionalen und psychischen Folgen eines Seitensprungs aus verschiedenen Perspektiven.
Vertrauensbruch: Die Folgen für den Betrüger oder die Betrügerin
Normalerweise denken wir zunächst an die schwierige Situation, die das Opfer durchlebt. Doch auch der Betrüger oder die Betrügerin leidet häufig an den Konsequenzen der Untreue.
Schuldgefühle und Gewissensbisse
Nach dem Fremdgehen entwickeln viele Täter starke Schuldgefühle und bereuen ihre Tat zutiefst. Mit der Zeit werden sie sich der vollen Tragweite ihrer Handlungen bewusst und wünschen sich, diese rückgängig machen zu können.
Interne Konflikte mit Werten
Untreue kann das persönliche Wertesystem ins Wanken bringen. Wer die eigenen Überzeugungen verrät, entwickelt häufig eine kognitive Dissonanz, einen Zustand innerer Spannung und Unruhe, der aus dem Widerspruch zwischen Werten und Taten resultiert. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, versuchen manche, ihr Verhalten zu verändern und zu ihren Werten zurückzukehren, während andere ihre Werte anpassen und zum Beispiel die Untreue herunterspielen und als “normal” betrachten.
Angst, den Partner zu verlieren
Nach einem Vertrauensbruch entwickeln viele Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlieren, denn die Untreue bedeutet nicht, dass sie keine Liebe oder Wertschätzung mehr empfinden. Diese Angst kann sich in Form von körperlichen Symptomen wie Unruhe, einem Knoten im Magen, Herzrasen, Muskelverspannungen oder unspezifischen Kopfschmerzen äußern.
Scham
Scham und Schuldgefühle gehen meistens Hand in Hand. Untreue bedeutet nicht nur Verrat am Partner oder an der Partnerin, sondern auch die Verletzung gesellschaftlicher Normen. Sie zeugt von innerer Schwäche und kann das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Diese Gefühle können langfristige psychische Belastungen verursachen und die Fähigkeit zur offenen Kommunikation und zum Aufbau vertrauensvoller Beziehungen stark beeinträchtigen.
Vertrauensbruch: Die Folgen für das Opfer
Natürlich ist der Vertrauensbruch für das Opfer besonders belastend. Die betrogene Person stellt sich viele Fragen nach dem Warum und muss wichtige Entscheidungen über die Zukunft der Beziehung treffen. Die Folgen sind oft weitreichend:
Vertrauensverlust
Eine gesunde Beziehung baut auf Vertrauen auf, das genährt werden muss. Beide Partner entwickeln und festigen das gegenseitige Vertrauen im Laufe der Beziehung, deshalb ist Untreue ein Verrat mit meist weitreichenden Folgen. Diesen Vertrauensbruch zu reparieren, ist ein komplexer Prozess, denn die emotionalen Wunden sind tief und heilen nur langsam.
Eifersucht und Unsicherheit
Andererseits kann Untreue zu eifersüchtigem und besitzergreifenden Verhalten führen. Die betrogene Person hat das Bedürfnis nach Kontrolle, um nicht erneut verletzt oder enttäuscht zu werden, doch dies führt zu Spannungen in der Beziehung.
Die Eifersucht nimmt zu, wenn das Vertrauen schwindet.
Wut auf sich selbst oder die andere Person
Die betrogene Person entwickelt häufig Wut gegen sich selbst und gegen den Partner oder die Partnerin. Dieses intensive Gefühl führt oft zu Streit und übereilten Entscheidungen. Deshalb ist es besonders wichtig, die Wut auf gesunde Weise zu kanalisieren
Unsicherheiten und Komplexe
Betroffene Personen, die sich selbst die Schuld für die Untreue ihres Partners oder ihrer Partnerin zuschreiben, leiden häufig an Unsicherheiten und Komplexen. Wenn sie nicht an ihren Schuldgefühlen arbeiten, ist es für sie schwierig, Vertrauen aufzubauen oder neue Beziehungen einzugehen.
Grübeleien und Blockaden
Wiederholte Gedanken über das Geschehene und Denkblockaden sind bei Menschen, die Untreue erlitten haben, weitverbreitet. Das Gedankenkarussell dreht sich oft um die Gründe für den Vorfall, doch nicht immer lassen sich konkrete Ursachen für einen Seitensprung finden.
Psychopathologische Symptome
Häufig entwickeln Menschen nach einem Vertrauensbruch Symptome wie Ängste, Niedergeschlagenheit oder Schlaflosigkeit. Untreue stellt einen erheblichen Stressfaktor dar, deshalb sind auch psychische Probleme nicht selten. Diese
Solche Symptome lassen in der Regel mit der Zeit und der Anpassung an die neue Situation nach. Wenn sie jedoch anhalten oder das Alltagsleben stark beeinträchtigen, ist professionelle Hilfe notwendig.
Vertrauensbruch: Die Folgen für nahestehende Personen
Untreue betrifft nicht nur die direkt beteiligten Partner, sondern auch diejenigen, die ihnen nahestehen. Familienmitglieder, insbesondere gemeinsame Kinder, leiden oft unter den emotionalen Spannungen und Konflikten, die durch Untreue ausgelöst werden. Die Atmosphäre zu Hause kann von Unsicherheit und Misstrauen geprägt sein, was das emotionale Wohlbefinden aller Beteiligten beeinträchtigt.
Freunde und Verwandte, die beiden Partnern nahe stehen, können sich ebenfalls in einem Loyalitätskonflikt wiederfinden, was die sozialen Beziehungen zusätzlich belastet.
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Psychologische Unterstützung nach einem Vertrauensbruch
Untreue und der daraus resultierende Vertrauensbruch können erhebliche emotionale und psychologische Belastungen mit sich bringen. Professionelle Unterstützung kann Betroffenen helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Eine Einzeltherapie oder eine Paartherapie fördert den Heilungsprozess und trägt zur Wiederherstellung der emotionalen Stabilität bei. Zweifle deshalb nicht daran, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen!
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