Vermeidender Bindungsstil.... oder Narzissmus?
Ein vermeidender Bindungsstil begünstigt narzisstische Verhaltensweisen, darf jedoch nicht mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung verwechselt werden. Wir sehen uns anschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede an, in der Praxis ist jedoch immer eine professionelle Diagnose erforderlich.
Vermeidender Bindungsstil: Was ist das?
Kinder, die von ihren nächsten Bezugspersonen zurückgewiesen werden, entwickeln oft Angst und Unsicherheit. Ein vermeidender Bindungsstil drückt sich im Erwachsenenalter häufig durch eine distanzierte Haltung aus, denn Betroffene versuchen, sich vor Verletzungen zu schützen. Der Aufbau gesunder Beziehungen ist deshalb kompliziert. Der “einsame Wolf” entspricht häufig diesem Bindungsmuster, Betroffene ziehen sich zurück, um Gefahren aus dem Weg zu gehen.
Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil sind misstrauisch, distanziert und verletzlich.
Narzissmus: Was ist das?
Es handelt sich um eine Persönlichkeitsstörung, die sich durch übermäßige Selbstherrlichkeit kennzeichnet. Betroffene stehen gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und nutzen ihre manipulativen Fähigkeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Narzissten fühlen sich überlegen und erwarten sich deshalb eine vorteilhafte Behandlung.
Narzisstische Persönlichkeiten sind an ihrem Bedürfnis nach Bewunderung, fehlendem Einfühlungsvermögen und an Mustern der Großartigkeit zu erkennen. Erfolg, Macht, Perfektion und Brillanz stehen für sie im Vordergrund. Sie fühlen sich einzigartig und erwarten sich, entsprechend behandelt zu werden. In einer Beziehung zeigen sie in der Regel kaum affektive Verantwortung und keine Sensibilität. Sie sind jedoch an ihrem hohen Anspruchsdenken und ihrer Verachtung anderen gegenüber zu erkennen.
Auch interessant: Wenn dich ein Narzisst wie alte Kleidung aussortiert…
Vermeidender Bindungsstil…. oder Narzissmus?
Obwohl es sich um zwei sehr unterschiedliche Realitäten handelt, können wir auch Gemeinsamkeiten beobachten. Folgende Verhaltensmuster kommen sowohl bei Narzissten als auch bei Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil vor:
- Schwierigkeiten, Gefühle und Zuneigung gegenüber dem Partner auszudrücken. Es mangelt beiden an Zärtlichkeit und Nähe, sie sind nicht in der Lage, das Bedürfnis nach Liebe anderer Personen zu erfüllen.
- Mangelnde Kommunikationsfähigkeiten bei Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten. Sie sind nicht fähig, über Gefühle zu sprechen, haben ein schlechtes Einfühlungsvermögen.
- Vermeidungsverhalten in schwierigen Situationen. Sie sind an ihrem Vermeidungsverhalten zu erkennen: In schwierigen Situationen distanzieren sie sich, um sich diesen Herausforderungen nicht stellen zu müssen. Sie haben die Tendenz, davonzulaufen.
- Spärliche Beteiligung an der Beziehung. In beiden Fällen verbringen die Betroffene lieber Zeit mit anderen Aktivitäten, als sich in der Beziehung zu engagieren. Sie vernachlässigen ihren Partner oder ihre Partnerin häufig, was zu Konflikten führt.
Die Unterschiede
Besonders hervorzuheben ist, dass die Absichten und Hintergründe sehr verschieden sind, auch wenn sie sich in der Praxis durch ähnliche Verhaltungsmuster äußern.
Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil haben nicht gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen und diese auszudrücken. Sie sind verletzlich und versuchen, sich vor Enttäuschungen zu schützen, indem sie emotionale Nähe vermeiden. Sie sind in gefühlsbetonten Situationen schlichtweg überfordert. Trotzdem kümmern sie sich um ihren Partner oder ihre Partnerin, können sich einfühlen und beabsichtigen keinesfalls, die andere Person zu verletzen.
Im Gegensatz dazu denken narzisstische Menschen nur an sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse. Sie verstehen ihre Partnerin oder ihren Partner als Mittel zum Zweck. Häufige Strategien sind das bestrafende Schweigen, die bewusste Vernachlässigung und Rücksichtslosigkeit. Außerdem sind Narzissten geschickt darin, andere zu manipulieren und ungerechtfertigt zu beschuldigen. Sie sind auch gute Schauspieler und täuschen Traurigkeit oder Enttäuschung vor, um ihre Ziele zu erreichen.
Narzissten sind manchmal kalt, distanziert und vermeidend, an anderen Tagen jedoch übertrieben aufmerksam oder schmeichelhaft: Sie versuchen mit allen Methoden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Schon gelesen? Test: Wie du deinen Bindungsstil erkennst
Fazit
Der Hauptunterschied zwischen vermeidendem Bindungsstil und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung liegt in der Empathie: Eine Person mit Bindungsängsten kann sich über ihre Schwierigkeiten bewusst sein und daran leiden. Sie hat keine egoistischen Absichten, blickt jedoch auf prägende Erfahrungen in der Kindheit zurück, die sie ängstlich und unsicher machen. Deshalb ist ihre Strategie, Situationen, die sie verletzlich machen, zu vermeiden.
Eine narzisstische Person ist jedoch auf sich selbst konzentriert: Ihre Handlungen zielen darauf ab, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie strebt keine Veränderungen an, da sie sich überlegen und mächtig fühlt.
In beiden Fällen kann eine Psychotherapie entscheidende Veränderungen herbeiführen. Die narzisstische Person wird jedoch nicht selbst auf diese Idee kommen und sich auch kaum davon überzeugen lassen, während eine Person mit vermeidendem Bindungsstil oft selbst das Bedürfnis nach psychologischer Hilfe äußert.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- López, F. (2003). Apego y relaciones amorosas. Informació Psicològica, (82), 36-48.
- Trechera, J. L., Millán Vásquez de la Torre, G., & Fernández Morales, E. (2008). Estudio empírico del trastorno narcisista de la personalidad (TNP). Acta colombiana de psicología, 11(2), 25-36.