Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung: Was tun?

Erfahre heute Allgemeines über Persönlichkeitsstörungen und über die ersten Schritte, die nötig sind, wenn ein Familienmitglied daran leidet.
Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung: Was tun?
Brigida Higueras Madsen

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Brigida Higueras Madsen.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Rund 10 Prozent der Allgemeinbevölkerung leiden an einer Persönlichkeitsstörung. Die damit einhergehende extreme Ausprägung von Persönlichkeitsmustern führt häufig zu großem Leidensdruck und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen und deren Familie ein. Deshalb ist es grundlegend, eine Persönlichkeitsstörung zu erkennen und angemessen zu behandeln.

“Wer keine üblen Gewohnheiten hat, hat wahrscheinlich auch keine Persönlichkeit”

William Faulkner

Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

Manche Menschen haben starre, unflexible Persönlichkeitszüge und sind nicht fähig, sich anzupassen. Sie entwickeln Denkmuster sowie Reaktionen, die zu Leid führen und den Alltag beeinträchtigen.

“Persönlichkeitsstörungen sind langanhaltende, tiefgreifende Muster des Denkens, der Wahrnehmung, der Reaktion und Bezugnahme, die dazu führen, dass die jeweilige Person stark darunter leidet und/oder ihr Lebensalltag beeinträchtigt wird.”

MSD

Persönlichkeitsstörungen treten zumeist in der Jugend oder im Erwachsenenalter auf, in manchen Fällen jedoch bereits in der Kindheit. Die Symptome können über einen längeren Zeitraum andauern oder auch zurückgehen. Wichtig sind eine fachärztliche Diagnose und eine entsprechende Behandlung, denn es handelt sich um eine ernste Erkrankung.

Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung: Was tun?
Persönlichkeitsstörungen führen zu starren, unflexiblen Persönlichkeitszügen.

Es gibt verschiedene Arten von Persönlichkeitsstörungen, generell sind jedoch folgende Merkmale zu beobachten:

  • Im Allgemeinen entspricht das Selbstbild der Betroffenen nicht der Wahrnehmung anderer. Betroffene Personen haben auch eine andere Wahrnehmung der Realität und ihrer Mitmenschen.
  • Die emotionalen Reaktionen der Betroffenen sowie die Art und Weise, wie diese mit anderen umgehen, weichen von den gesellschaftlichen Erwartungen ab.
  • Betroffene haben Schwierigkeiten mit Stresssituationen und können ihre Reaktionen nicht immer kontrollieren.

Eine Persönlichkeitsstörung sollte nicht mit einer persönlichen Krise verwechselt werden. Es handelt sich um eine einschränkende Krankheit, die über die Zeit anhält und bestimmte Schwierigkeiten im Umgang mit anderen mit sich bringt. Dies wirkt sich nicht nur auf persönliche Beziehungen, sondern auch auf das berufliche Umfeld aus. Häufig leiden Betroffene an Angstzuständen, Depressionen, Drogenmissbrauch, Essstörungen, sexuellen Problemen und Ehekonflikten.

Leben mit einer Persönlichkeitsstörung

Das Leben mit einer Persönlichkeitsstörung kann sehr komplex sein, insbesondere wenn die betroffene Person keine psychiatrische beziehungsweise psychologische Betreuung erhält. Familienangehörige und nahestehende Personen fühlen sich oft überfordert und wissen nicht, wie sie mit den oft komplizierten Situationen umgehen sollen, die durch die Persönlichkeitsstörung entstehen.

Betroffene wenden häufig Strategien wie emotionale Erpressung oder Selbstmorddrohungen an. Im familiären Umfeld gibt es außerdem vielfach emotionale Konflikte und Beziehungsschwierigkeiten, welche die Situation zusätzlich verschlimmern. Es kommt häufig zu Konfrontationen und Konflikten. Angehörige haben oft Angst, da Betroffene mit Ärger oder Wutausbrüchen reagieren. In den meisten Fällen erhalten Betroffene erst spät Hilfe, da Persönlichkeitsstörungen in der Regel nicht sofort erkannt werden.

Was tun?

Professionelle Hilfe ist der erste Schritt, um Menschen in dieser Situation zu helfen. Die therapeutische Intervention ist in vielen Fällen erfolgreich und verbessert die persönliche und die familiäre Situation. Wenn nahestehende Menschen das Verhalten der betroffenen Person besser verstehen, fällt ihnen der Umgang einfacher, auch wenn die Situation noch immer komplex ist.

Folgende Schritte sind nötig, um der betroffenen Person zu helfen:

  • Die Reaktionen der Familienmitglieder haben einen starken Einfluss auf Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung. Dieser Einfluss kann negativ oder positiv sein, deshalb ist die Motivation und das Wissen der Familie grundlegend.
  • Akzeptanz der Situation und Verständnis der Diagnose. Die Akzeptanz erfordert Verständnis, deshalb ist professionelle Hilfe so wichtig. Zu verstehen, wie diese Störung genau funktioniert, ist die Grundlage für den Umgang damit. Einfühlungsvermögen bedeutet nicht, dass wir alles gutheißen und mit allem einverstanden sind, es ermöglicht jedoch, ruhig zu bleiben und Konflikte besser zu bewältigen.
  • Die Kommunikation innerhalb der Familie ist ebenfalls sehr wichtig: Sie sollte klar und deutlich sein. Ironie oder Doppeldeutigkeiten sind fehl am Platz.
  • Betroffene müssen lernen, die Konsequenzen ihres Verhaltens zu verstehen, um Veränderungen zu erzielen.
  • Die Störung kann bestimmte Verhaltensweisen erklären, jedoch nicht entschuldigen. Es handelt sich um Menschen, die psychisch nicht gesund sind, deshalb müssen nahestehende Menschen lernen, Angriffe oder Kritik nicht persönlich zu nehmen.
Mann mit Persönlichkeitsstörung in der Therapie
Eine Psychotherapie kann für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen eine große Hilfe sein.

Was tun, wenn die betroffene Person professionelle Hilfe ablehnt?

Es gibt Menschen, die professionelle Hilfe ablehnen und davon überzeugt sind, diese nicht zu benötigen. In diesen Fällen spielt das Umfeld eine besonders wichtige Rolle. Die Familie benötigt fachärztliche Hilfe, um den richtigen Umgang mit der betroffenen Person zu lernen und als Vermittler aufzutreten. Ihre Überzeugungskraft ist ausschlaggebend, um die Person dazu zu bewegen, einer Therapie zuzustimmen.

Ehrlichkeit ist eine wichtige Voraussetzung, denn wenn die Person das Vertrauen verliert, wird es bedeutend schwieriger sein, ihr zu helfen. Sie muss selbst die Vorteile einer Therapie erkennen und ihren Widerstand abbauen. Dies erfordert Geduld und Zeit. Handelt es sich um einen sehr ernsten Fall, ist diese Zeit allerdings nicht vorhanden.


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