Unkontrollierte Sorgen sind absolut sinnlos
Manche Menschen leben in einer Welt, in der sie ständig von Sorgen umgeben sind. Sie stellen sich das Leben wie ein riesiges Feld voller Minen und Gefahren vor, und diese Denkweise macht es ihnen unmöglich, ein entspanntes Leben zu führen. Sie befürchten, dass sie ein Unglückskarussell von einem zum nächsten Unglück bringt.
Diese Personen sind davon überzeugt, dass ihr Kind durch die nächste Woche anstehende Prüfung fallen wird. Sie glauben, dass sie einen Herzinfarkt erleiden werden, sobald sie ein Stechen in der Brust verspüren. Sie erschrecken beim Gedanken daran, dass sie Krebs haben könnten, wenn sie bei sich eine Warze entdecken. Sie fürchten sich jedes Mal davor, dass ihre Tochter einen Unfall haben könnte, wenn sie das Auto nimmt usw.
„In meinem Leben habe ich unter vielen Unglücken gelitten, die niemals passiert sind.“
Selbsterfüllende Prophezeiungen: ein eigenartiger psychischer Effekt
Hierbei sollte erwähnt werden, dass es wesentlich unwahrscheinlicher ist, dass selbst prophezeite negative Ereignisse eintreffen werden, als es diese Menschen glauben, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht bei null liegt. Das Seltsamste daran ist vor allem, dass sie selbst manchmal dafür verantwortlich sind, dass sich ihre Prophezeiungen erfüllen, was zu sog. selbsterfüllenden Prophezeiungen führt, wie wir Psychologen dazu sagen. Diese Art zu denken, hat zur Folge, dass sie gemäß ihren Ängsten fühlen und handeln.
Schauen wir uns ein Beispiel für eine selbsterfüllende Prophezeiung an: Ein Autofahrer hat große Angst davor, Auto zu fahren, weil er glaubt, dass er einen Unfall haben wird. Wenn er Auto fährt, fährt er auf eine ängstliche Weise, sodass er nicht sicher hinterm Steuer ist, was das Risiko erhöht, dass er einen so sehr gefürchteten Autounfall haben wird.
„Versuche den Tag zu leben und warte darauf, dass die Dinge passieren. Erst dann solltest du wegen ihnen leiden.“
Carmen Serrat-Valera
Einige Menschen leben ihr Leben tatsächlich in der Angst davor, dass etwas geschieht, was niemals passieren wird. So entgehen ihnen Erlebnisse, die sogar positiv sein könnten, und das nur, wegen ihrer Angst vor möglichen Gefahren und unschönen Ereignissen, die sich vielleicht ereignen könnten. Ihre krankhafte Besorgnis führt dazu, dass sie auf Katastrophen warten, aus denen nie Realität werden wird, und sie deswegen leiden.
4 Eigenschaften von krankhaft besorgten Menschen
Unsicherheit
Eine unsichere Person sucht im Grunde genommen Gewissheit, und nicht die Realität. Aus diesem Grund sieht sie nicht, dass man die Wahrheit in der Zukunft findet, indem man auch mal einen Fehler oder ein Abenteuer riskiert und in gewisser Weise Sicherheiten ablehnt.
Deshalb sucht ein unsicherer Mensch immer nach Beweisen dafür, dass das wovor er sich fürchtet, niemals passieren wird, und verstärkt dadurch seine Besorgnis nur noch mehr.
Niedriges Selbstwertgefühl
Ein niedriges Selbstwertgefühl kann ebenfalls zur Folge haben, dass sich jemand stets extrem sorgt. Darüber hinaus wird das oft mit Unsicherheit in Verbindung gebracht. Wer ein niedriges Selbstwertgefühl hat, neigt dazu, daran zu denken, was er von sich selbst erwartet anstatt an das, was er wirklich machen will.
Wenn wir an unsere Erwartungen an unsere eigene Person denken, verlieren wir unser Wesen und werden zu Marionetten. Der ganzen Welt gefallen zu wollen, führt dazu, dass unsere Besorgnis außergewöhnlich groß wird.
Emotionale Abhängigkeit
Wer stark emotional abhängig ist, hat Angst davor, dass es zu einer Trennung von der Person kommen könnte, von der derjenige abhängig ist. Somit muss dieser Mensch mit dem Druck leben, bloß nichts zu machen, was dafür sorgen könnte, dass der andere ihn verlässt.
Auch hier liegt der Fokus wieder stark auf einer personenbezogenen Sorge, denn wir leben in einer Gesellschaft und sind umgeben von Menschen, die für uns wertvoll sind. Wenn wir emotional abhängig sind, bestätigt jegliches Indiz für einen Verlust oder Bruch das Bedürfnis der ständigen Besorgnis.
Vermeidungsbedürfnis
Eine Person, die dazu neigt, Vermeidungsstrategien anzuwenden, um vor ihren Ängsten zu flüchten, wird immer intensivere und sie ausbremsende Ängste verspüren. Da diese nie mit der Realität verglichen werden, werden diese Befürchtungen sogar sowohl durch Details als auch durch Phantasien genährt; Vorstellungen, die genau deswegen überleben, weil sie nie auf ihre Richtigkeit geprüft werden.
Die Vermeidung der Gegenwart ist ein heutzutage immer öfter antreffendes Problem. Wir leben gedanklich mehr in der Zukunft oder Vergangenheit als in der Gegenwart. Daraus folgt, dass wir pausenlos besorgt sind wegen dem, was passieren könnte oder passiert ist, und können deswegen das Hier und Jetzt nicht voll auskosten.
„Denke daran, dass heute der Morgen ist, über den du dir gestern Sorgen gemacht hast.“
Dale Carnegie
Was kann ich tun, um mir nicht ständig wegen allem Sorgen zu machen?
Von ständigen Sorgen loszulassen, ist für Menschen, die daran gewöhnt sind, keine einfache Aufgabe. Doch es gibt ein paar Strategien, die sehr nützlich sein können und ich die ich dir nachfolgend mit auf den Weg geben möchte:
- Versuche ganz klar zu definieren, was dir Sorgen bereitet. Frage dich: „Weshalb bin ich besorgt?“. Denke über jede Sorge nach und schreibe sie auf. Probiere, deine Sorgen so genau wie möglich aufzuschreiben.
- Entscheide, ob du diesbezüglich etwas tun kannst. Wenn die Antwort Nein ist, dann musst du dir deswegen auch keine Sorgen machen, denn es wird sich nichts ändern. Akzeptiere das und versuche, deine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Falls du Antwort Ja lautet, dann gehe weiter zu Schritt 3.
- Erstelle eine Liste mit Dingen, die du tun könntest, um eine Lösung für deine Sorge oder Problem zu finden. Überlege: „Gibt es etwas, das ich jetzt tun könnte?‘“ Wenn dem so ist, solltest du das sofort in die Tat umsetzen. Falls nicht, erstelle einen Plan, in dem du festhältst, wann, wo und wie du das in der Zukunft in die Tat umsetzen wirst.
- Lerne, dich abzulenken. Wir können uns nur auf eines vollkommen konzentrieren. Wenn du also vielen Dingen Aufmerksamkeit schenkst, kannst du deine Sorge nicht mehr fokussieren.
Wie kann ich mich ablenken, wenn mir alles Sorgen bereitet?
Konzentriere dich voll und ganz auf das, was sich in deinem Umfeld befindet. Du kannst versuchen, dir Autokennzeichen zu merken oder raten, womit die Menschen ihr Geld verdienen. Du könntest auch Preise für verschiedene Artikel in einem Geschäft summieren, den Vögeln beim Singen zuhören, etc. Mache Puzzles, Kreuzworträtsel, Sudokus, singe ein Lied, zähle von 100 rückwärts, lese etwas Interessantes usw. Sich körperlich zu betätigen und sich fit zu halten, ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, jeglicher Erkrankung vorzubeugen und gegen eine krankhafte Besorgnis anzukämpfen.
Doch du solltest etwas sehr Wichtiges auf keinen Fall vergessen: Du solltest Ablenkungsstrategien keinesfalls dazu gebrauchen, um dich nicht mit deinen Sorgen auseinandersetzen zu müssen. Du solltest die Sorgenanalyse vornehmen bevor du auf diese Ablenkungstechniken zurückgreifst.
Was mache ich, wenn mir meine Sorgen den Schlaf rauben?
Normalerweise machen wir uns während der Nacht mehr Sorgen als tagsüber. Wenn wir im Bett liegen und versuchen, einzuschlafen, reduziert sich die Stimulation durch unsere Umgebung erheblich und wir neigen dazu, uns auf unsere eigenen Gedanken und körperlichen Empfindungen zu konzentrieren.
Selbstverständlich ist es keine gute Idee, voller Sorgen im Kopf ins Bett zu gehen. Um das zu vermeiden, reicht es schon, in einem kleinen Notizbuch niederzuschreiben, was dir alles Sorgen macht und welche möglichen Lösungen es dafür gibt. Dadurch können wir unsere Sorgen bis zum nächsten Tag dort abladen. Du wirst dich sicherer fühlen und besser schlafen.
Eine andere Technik, mit der du gute Ergebnisse erzielen kannst, ist die „Schrottzeit“. Diese Technik besteht darin, ca. 20 Minuten unserer täglichen Zeit ausschließlich unseren Sorgen zu widmen. Du solltest dir die „Schrottzeit“ genau einplanen und während dieser Zeit in der Tat nur daran denken, was dich besorgt, und an nichts anderes sonst. Und wenn ich sage, an nichts anderes, dann meine ich das so, wie ich es sage. Den restlichen Tag über wirst du ganz entspannt sein, weil du weißt, dass es 20 Minuten gibt, um dich wegen dem zu sorgen, was dich beschäftigt, und so musst du nur auf diesen Tageszeitpunkt warten. Natürlich darfst du dir auf gar keinen Fall die restliche Zeit des Tages Sorgen machen.
Ich betone es immer wieder und möchte es auch an dieser Stelle nochmals erwähnen: Diese Ratschläge können die professionelle Hilfe eines kompetenten Psychologen nicht ersetzen. Im Falle einer generalisierten Angststörung, die sich durch eine krankhafte übermäßige Besorgnis und Ängstlichkeit auszeichnet, ist es am besten, so schnell wie möglich, einen Spezialisten aufzusuchen.