Trennungsschmerz und Liebeskummer
Wie alle Prozesse, in denen ein geliebter Mensch verloren geht, kann auch die Trauer um eine kaputte Beziehung, der Trennungsschmerz, sehr hart sein. Viele Menschen fühlen sich nach einem Beziehungsende von unzähligen Emotionen übermannt, die sie nicht kontrollieren können, vor allem, wenn die Entscheidung einseitig war oder der bisherige Partner einfach so, ohne Erklärung, verschwunden ist.
Nichtsdestotrotz ist die Trauer um eine in die Brüche gegangene Beziehung den anderen Arten der Trauer sehr ähnlich. Das hat einen großen Vorteil: Psychologen haben jahrzehntelang studiert, wie man einen Verlust überwinden kann. Deswegen kennen sie zahlreiche Werkzeuge, die uns helfen können, besser mit einem Verlust umzugehen. Nachfolgend möchten wir uns zusammen mit dir ein paar dieser Werkzeuge anschauen.
Die Trauerphasen beim Ende einer Liebesbeziehung
Der Trauerprozess bei einem Beziehungsende durchläuft fünf Phasen. Die Besonderheit ist, dass diese etwas anders aussehen können, als wenn ein geliebter Mensch stirbt. Die grundlegende Struktur ist jedoch die Gleiche.
Wenn uns unser Partner verlässt, durchlaufen wir normalerweise die folgenden fünf Phasen der Trauer:
- Leugnung
- Wut
- Verhandeln
- Depression
- Akzeptanz
Diese Phasen müssen nicht in jedem Fall in der gleichen Reihenfolge durchblaufen werden. So beginnt jemand vielleicht mit der Phase der Wut, geht dann zur Leugnung über und danach zur Depression. Jemand anderer kann zwischen dem Verhandeln und der Depression feststecken und springt für eine lange Zeit von einem zum anderen.
Der Schlüssel ist, sich daran zu erinnern, dass all diese Gefühle vollkommen normal sind. Darüber hinaus müssen wir uns vor Augen halten, dass bei einer Trennung vom Partner fast zwangsläufig Trauer auftritt, wenn die Gefühle für den anderen sehr stark waren. Daher kann es den emotionalen Schmerz schon stark lindern, wenn wir verstehen, wie jede Phase der Trauer aussieht.
Schauen wir uns also die einzelnen Phasen genauer an.
1 – Leugnung
Die für gewöhnlich erste der Trauerphasen, die wir durchmachen, wenn wir unseren geliebten Partner verloren haben, ist die Phase der Leugnung. Bei einer Trennung ist die betroffene Person nicht dazu in der Lage, zu glauben, dass die Beziehung ein Ende gefunden haben soll. Deshalb verhält sie sich weiterhin so, als würde der Ex-Partner jeden Moment wieder zurückkommen.
Je nach Person kann dies auf verschiedene Arten geschehen. Für manche scheint die Trennung nichts weiter als ein üblicher und gegenwärtiger Kampf zu sein. In diesen Fällen glaubt die betroffene Person, dass es in Kürze eine Versöhnung geben würde. Für andere hingegen ist es offensichtlich, dass ein echter Beziehungsbruch stattgefunden hat, aber sie glauben, dass sie mit etwas Mühe in der Lage sein würden, ihren Ex-Partner zurückzugewinnen.
Wenn du denkst, dass du dich gerade in dieser Phase befindest, solltest du langsam anfangen, zu sehen, was wirklich passiert ist. Die Realität zu leugnen wird nur längeres Leiden zur Folge haben.
2 – Wut
Sobald die Person, die mit dem Trennungsschmerz zu kämpfen hat, akzeptiert, dass ihre Beziehung vorbei ist, machen sich in der Regel feindselige Gefühle und Wut breit. Diese spielen eine fundamentale Rolle: Sie bezwecken, dass unser Liebeskummer an Intensität verliert.
Einige der typischen Gedanken, die in dieser Phase auftauchen, sind die folgenden:
- „Er hat mich im Grunde genommen nicht verdient.“
- „Er weiß nicht, was er an mir verloren hat.“
- „Ich bin ohne ihn besser dran.“
Hinter diesem mentalen Dialog verbergen sich jedoch Groll und Schmerz. Um mit dem Trauerprozess voranzukommen, müssen wir verstehen, dass der Ex-Partner eine normale und gewöhnliche Person ist, die nur so handelt, wie sie es am besten kann. Nur dann kann die Wut langsam verschwinden und der nächsten Phase weichen.
3 – Verhandeln
In der Phase des Verhandelns versucht die trauernde Person, ihren Ex-Partner in irgendeiner Weise zurückzuerobern. Deswegen greift sie auf romantische Gesten, Bitten oder sogar emotionale Erpressung zurück. Das ist insbesondere bei Menschen mit bestimmten Persönlichkeitstypen der Fall, wie zum Beispiel bei Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung oder depressiven Personen.
Der einzige Weg, diese Phase zu überwinden, besteht darin, zu akzeptieren, dass der Ex-Partner nicht zurückkommen wird. Nur dann ist es möglich, in die nächste Phase der Trauer vorzudringen.
4 – Depression
Während dieser Phase akzeptiert die Person, die unter dem Trennungsschmerz leidet, schließlich, dass ihr Ex nicht zu ihr zurückkommen wird. Der Prozess der Überwindung der Trauer bei einem Beziehungsende ist jedoch noch nicht abgeschlossen. In der Phase der Depression ist die betroffene Person davon überzeugt, dass sie ohne den andern nicht leben könnte.
Deshalb sind einige der häufigsten Gedanken in dieser Phase:
- „Ich werde nie wieder so jemanden finden.“
- „Niemand wird mich jemals so lieben wie er.“
- „Ich werde allein sterben.“
- „Mir wird es nie wieder gut gehen.“
Die Glaubenssätze, die sich die betroffene Person selbst vorsagt, sind meist irrationale Gedanken. Um die Trauer zu überwinden, ist es notwendig, zu akzeptieren, dass es uns ohne den anderen gut gehen kann und dass der Verlust dieser Beziehung nicht unendlich schlimm ist.
5 – Akzeptanz
Die letzte Phase der Trauer tritt ein, wenn die Person schließlich akzeptiert, was passiert ist. Außerdem erkennt sie, dass sie ihren Ex-Partner nicht braucht, damit es ihr gut geht. In dieser Zeit können die Betroffenen ihr Leben neu aufbauen und sogar auf gesunde Weise eine neue Beziehung beginnen.
Die Zeit, die benötigt wird, um durch die fünf Phasen der Trauer zu gehen, ist individuell. Wenn du gerade dabei bist, eine Trennung zu überwinden, dann musst du mit dir selbst geduldig sein. Das einzig Wichtige ist, dass du Schritt für Schritt vorwärtsgehst und aktiv an deiner Erholung von der Trauer arbeitest.