Tantra-Sex: Was ist das?

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 15. September 2023

Tantra ist mehr als die Kunst der Liebe: Diese Lehre umfasst philosophische und religiöse Aspekte und strebt die Verbindung von Körper, Geist und Seele an. Es handelt sich um eine ganzheitliche Erfahrung, die im Idealfall nicht nur zur Verschmelzung des Körpers, sondern auch des Bewusstseins führt. Wir skizzieren anschließend, was Tantra-Sex bedeutet und stellen vier einfache Übungen vor, um diese alte Praxis umzusetzen.

Was ist Tantra-Sex?

Obwohl Tantra mehrheitlich mit sexuellen Praktiken in Verbindung gebracht wird, handelt es sich in Wahrheit um eine ganzheitliche Strömung der indischen Philosophie, die ihren Ursprung im Hinduismus und Buddhismus hat. Der Tantrismus stellt einen Weg der Selbsterfahrung vor. Bestimmte Techniken und Rituale dienen dazu, mit dem Universum oder einer höheren Realität eins zu werden. Die körperliche Lust spielt dabei eine Rolle, doch wir können Tantra nicht nur auf Sex reduzieren. Vielmehr handelt es sich um eine Lebenseinstellung, die es ermöglicht, das Bewusstsein zu erweitern und sich als Teil eines großen Ganzen zu fühlen. 

In unserem heutigen Artikel konzentrieren wir uns jedoch auf verschiedene Übungen, die im Tantra-Sex praktiziert werden. Dabei geht es um das Hier und Jetzt, um die Lustempfindungen des Augenblicks. Das bewusste Erleben der sexuellen Energie steht im Vordergrund. Die Freisetzung der sexuellen Kraft wird dabei zu einer spirituellen Erfahrung auf einer neuen Bewusstseinsebene.

Tantra-Sex: Übungen für eine spirituelle Erfahrung

Tantrischer Sex dauert sehr lange, schnelle Befriedigung ist nicht das Ziel. Auch die Leistung spielt keine Rolle, denn diese Liebeskunst konzentriert sich auf die freigesetzte Energie und die Kräfte, die eine bewusste, spirituelle Erfahrung ermöglichen. Es handelt sich um eine intensive, befriedigende Art des Lustgefühls, das eine tiefe Verbindung mit der geliebten Person herstellt.

Wir präsentieren vier Übungen, die sehr einfach sind und neuen Schwung in eine Beziehung bringen können. Bevor ihr mit Tantra-Sex beginnt, solltet ihr euch einen geeigneten Raum schaffen, in dem ihr euch rundum wohlfühlt und loslassen könnt. Es handelt sich um einen “heiligen” Raum, in dem ihr euch ungestört verbinden könnt. Kerzen oder eine Öllampe, ein Kaminfeuer, Hintergrundmusik oder ein Duftvernebler sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

Soul Gazing

Die Augen sind das Fenster der Seele und sehr aussagekräftig. Diese Übung besteht darin, Blicke auszutauschen. Beginnt zuerst mit ein paar Dehnungen und einer kurzen Meditation und Entspannung mit geschlossenen Augen. Beide Partner sitzen sich gegenüber und sehen sich danach intensiv in die Augen, um eine Verbindung herzustellen.

Zuerst schaut jeder dem anderen in das linke Auge, um euch in einen rezeptiven Zustand zu versetzen.  Danach blickt ihr euch in beide Augen. Versucht, euch dabei in den Partner einzufühlen, berührt euch sanft mit den Händen. Atmet tief, während ihr euch in die Augen blickt und konzentriert euch ausschließlich auf den gegenwärtigen Moment. Ihr öffnet mit dieser Übung eurem Partner das Tor zu eurer Seele.

Die Entdeckung des Tals

Für diese Übung zeigst du deinem Partner oder deiner Partnerin volle, empfängliche Aufmerksamkeit. Du versuchst, mit deinen fünf Sinnen jedes Detail des Gesichtes und des Körpers zu entdecken, zu bewundern und zu würdigen. Die Konzentration auf die Körpermerkmale kann das Lustgefühl und das Gefühl der gegenseitigen Begierde steigern.

Tempowechsel

In unserer täglichen Routine entwickeln wir Gewohnheiten und Automatismen. Auch bei Sex ist dies der Fall. Neue Erfahrungen helfen euch, die Libido zu steigern, euch gegenseitig zu überraschen und Spaß zu haben. Diese Übung besteht darin, den Rhythmus zu verändern. Nehmt euch Zeit und verlangsamt das Tempo immer wieder. Abwechselnde Intensitäten und Rhythmen setzen Energie frei und ermöglichen intensive sexuelle Erfahrungen.

Loslassen im Hier und Jetzt

Tantra-Sex verlangt von beiden, sich komplett auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Alle Empfindungen, alle Wahrnehmungen, die ihr gerade erlebt, verschmelzen zu einem Ganzen. Es geht darum, Geist und Körper auf eine bewusste, spirituelle Begegnung zu fokussieren. Du musst alltägliche Gedanken loslassen, in den Flow kommen und dich deinem Partner öffnen, um dich mit ihm zu verbinden und eins zu werden.

Es handelt sich um eine Art Meditation auf einer anderen Ebene. Atmet bewusst ein und aus. Ihr könnt dabei dei Augen schließen. Allmählich sollten sich die Atemzüge synchronisieren, um mit dem Partner eine Einheit zu bilden. 

Tantra-Sex bedeutet Energie, Kraft und Vitalität. Er kann Stunden oder Tage dauern und lädt zum bewussten Erleben auf einer höheren Ebene ein. Mit dieser Erfahrung könnt ihr euch besser kennenlernen und innig verbinden.