Stresslaxing: Wenn Entspannung Stress verursacht
Du beendest einen langen Arbeitstag, steigst in die überfüllte U-Bahn, kommst nach Hause, gehst mit dem Hund Gassi und willst endlich zur Ruhe kommen und dich entspannen. Doch jetzt tauchst du in deine Gedankenwelt ein: All die negativen und stressigen Ereignisse des Tages, die unerledigten Aufgaben und die noch offenen Verpflichtungen gehen dir durch den Kopf. Kommt dir das bekannt vor? Die Unfähigkeit abzuschalten und die Tatsache, dass Entspannung zusätzlich Stress verursacht, wird als Stresslaxing bezeichnet.
Es handelt sich um eine relativ neue Wortschätzung, die beschreibt, was viele von uns erleben: Stress beim Relaxing. Obwohl es widersprüchlich erscheinen mag, leiden 30 bis 50 Prozent der Personen, die Entspannungstechniken üben möchten, an Stress. Es handelt sich also keinesfalls um ein ungewöhnliches Phänomen. Zum Teil können sogar körperliche Symptome wie Herzklopfen und Schweißausbrüche beobachtet werden.
Wir führen ein schnelllebiges, hektisches Leben, das uns zu einem Rhythmus zwingt, der uns viel abverlangt. Die “Maschine” danach wieder “herunterzufahren” ist alles andere als einfach. Stressabbau kann Stress auslösen. Erfahre heute mehr darüber.
Die Ursachen für Stresslaxing
Wir nennen nachfolgend mögliche Ursachen dafür, dass du auch dann gestresst bist, wenn du Zeit zum Entspannen hast:
1. Verleugnung von Stress
Du bist dir vielleicht nicht bewusst oder gibst nicht zu, dass du ständig unter Stress stehst. Die Verleugnung dieses Zustands schadet dir jedoch nur. Anstatt hilfreiche Maßnahmen zu treffen, um ein besseres Stressmanagement zu erlangen, läufst du einfach davon oder schließt die Augen.
Du beginnst damit, Verpflichtungen und Aufgaben aufzuschieben und gerätst durch Prokrastination in eine Spirale, die zusätzlichen Stress verursacht. Das schlechte Gewissen führt schließlich zu Stresslaxing: Wenn du dich entspannen willst, empfindest du den Stress und Druck als besonders belastend.
2. Physiologische Aktivierung
Stress ist eine Alarmreaktion, die zur Aktivierung des Sympathikus führt und die Adrenalin-, Noradrenalin-, Cortisol- und ACTH-Werte erhöht. Der Körper bereitet sich auf die Abwehr einer Bedrohung vor. Chronischer Stress führt zu einer kontinuierlichen Aktivierung, die gesundheitliche Probleme zur Folge hat.
In diesem Zustand fällt es dir schwer, dich zu entspannen. Selbst wenn du Zeit und Muße hast, ist der Körper angespannt und konzentriert sich auf zu erledigende Verpflichtungen, nach dem Motto: “Wenn ich es jetzt nicht mache, habe ich morgen doppelt so viel Arbeit.” Kommt dir das bekannt vor?
3. Anspruchsdenken
Zu hohe Selbstansprüche setzen dich zusätzlich unter Druck. Deine Perfektion reicht so weit, dass du glaubst, auch im Urlaub deine geschäftlichen E-Mails checken zu müssen. Du beantwortest Anfragen in deiner Freizeit, da du denkst, alles geben zu müssen. Kein Wunder, dass beim Relaxing Stress aufkommt.
4. Sozialer Druck und Stresslaxing
Der gesellschaftliche Druck verlangt uns Produktivität und Effizienz ab, fordert jedoch gleichzeitig Gesundheit, Glück und Selbstfürsorge. Alles unter einen Hut zu bringen, ist oft nicht einfach. Job, Fitnessstudio, Familie, Meditation, Haushalt… der Tag hat nur 24 Stunden. Zu viele Anforderungen produzieren Stress – auch in der Freizeit.
Stresslaxing: Was tun?
Wenn selbst das Entspannen Stress verursacht, ist es an der Zeit, zu einem Psychologen zu gehen. Diese Auszeit hilft dir, die Gründe für deinen Zustand herauszufinden. Du erhältst Strategien und Werkzeuge, die dir den Umgang mit Stress erleichtern und gleichzeitig lernst du, Ruhe und Entspannung zu finden. Der erste Schritt besteht darin, dir bewusst zu werden, dass Veränderungen nötig sind.
“Lebenskünstler leben von der Zeit, die andere nicht haben.”
Michael Douglas
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