Stoizismus: griechische Lebensphilosophie im Alltag
Der Stoizismus ist eine philosophische Strömung, die von Zenon von Kition begründet wurde. Dieser griechische Philosoph entwickelte auf die Lehren von Sokrates und Aristoteles aufbauend einen neuen Ansatz, um mit den Herausforderungen und Rückschlägen des Lebens besser umgehen zu können.
Er verbreitete seine Lehren auf der Agora, dem Marktplatz von Athen, wo sich eine Säulenhalle (Stoa) befand. Diese Strömung nennt sich deshalb Stoa, Stoizismus oder stoische Philosophie.
Zu den wichtigsten Grundsätzen zählt die Selbstbeherrschung: Sie wird durch eine gewisse Distanz zur Realität erreicht, welche die Intensität der Emotionen einschränkt. Die Stoiker glaubten, dass Emotionen wie Angst, Neid oder Leidenschaft zu falschen Urteilen führen. Ein weiser Mensch hingegen, der moralische und intellektuelle Vollkommenheit erlangt, leidet nicht an diesen Seelenregungen.
Seneca und Epiktet betonen, dass der Weise völlig immun gegen Unglück ist und Tugend für das Glück ausreicht. Der berühmte Ausdruck “stoische Ruhe” fasst vielleicht die allgemeine Idee des stoischen Geistes zusammen.
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Wissenswertes über den Stoizismus
Die Stoiker verstanden ihre Philosophie als Lebensweise, die tägliche Praxis (askêsis) erfordert. Wer sich selbst kennt und seine Umwelt versteht, verwandelt sich. Die Stoa hat deshalb eine therapeutische Wirkung, was sie mit der epikurischen Philosophie gemeinsam hat.
Der Stoizismus entwickelte sich lange Zeit (fast 500 Jahre) und wurde schließlich zu den beliebtesten Lehren des Römischen Reiches. Der Philosophenkaiser Mark Aurel zählt zu seinen herausragendsten Vertretern. Seit einigen Jahren liegt diese Lebensphilosophie wieder im Trend, genauso wie die Fähigkeit zur Resilienz, die in dieser Lehre eine entscheidende Rolle spielt.
“Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, da wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben.”
Seneca
Stoizismus in schwierigen Zeiten
Wir können tatsächlich auch in unserer hochmodernen Welt einiges von den Stoikern lernen. Viele von ihnen verbrachten jahrelang im Exil, gefangen an einem fremden Ort. Seneca wurde von Claudius acht Jahre lang nach Korsika verbannt, gerade als sein Stern im alten Rom aufging. Anstatt mit Verbitterung zu reagieren, nutzte er seine Zeit im Exil, um die Natur zu genießen und über das Leben nachzudenken.
Zwei Dinge verleihen der Seele am meisten Kraft: Vertrauen auf die Wahrheit und Vertrauen auf sich selbst.
Seneca
Er lernte, dass gewisse Entbehrungen ein hervorragendes Korrektiv sein können. In einem Brief an seinen Freund Lucilius schrieb er: “Bevor wir nicht begonnen haben, auf sie zu verzichten, erkennen wir nicht, wie unnötig viele Dinge sind. Wir haben sie nicht gebraucht, weil wir sie brauchten, sondern weil wir sie hatten.”
Ruhe bewahren
In schwierigen Zeiten hält uns die Angst in Schach. Der Stoizismus lehrt jedoch Ruhe und Gelassenheit: Unsere Gedanken sind mächtig und schaffen sich ihren eigenen Himmel oder ihre eigene Hölle. Marcus Aurelius ließ sich nicht von der Negativität seiner Gedanken mitreißen: “Das Universum ist Veränderung: Unser Leben ist, was unsere Gedanken daraus machen” schrieb er in sein Tagebuch.
Der Stoizismus und die Gemeinschaft
Die Stoiker betrachteten die Gemeinschaft als Säule ihrer Lebensphilosophie. Wir existieren und finden unseren Sinn in unserer Verbundenheit zu anderen Menschen. “Wir sind Wellen desselben Meeres, Blätter desselben Baums, Blumen desselben Gartens”, so Seneca.
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Stoizismus als Lebensphilosophie
Der Stoizismus hatte großen Einfluss auf das westliche Denken, auch auf unsere moderne Welt. Die Logotherapie von Victor Frankl und die kognitive Verhaltenstherapie von Albert Ellis ließen sich beispielsweise von dieser Lebensphilosophie inspirieren.
Der Stoizismus ist eine Philosophie, keine Therapie. Aber weil er so praxisorientiert und auf die Bewältigung unseres Alltags ausgerichtet ist, hat er einen hohen therapeutischen Wert.
Die stoische Lebensphilosophie kann dir im Alltag und insbesondere in widrigen Situationen helfen, das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
▶ Lese-Tipps
- Wege zu sich selbst, Mark Aurel, Nikol 2018
- Stoizismus – Die Philosophie der Resilienz und Gelassenheit, Johannes Lichtenberg, KR Publishing 2020
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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- Cavanna, A. E., Purpura, G., Riva, A., Nacinovich, R., & Seri, S. (2023). The Western origins of mindfulness therapy in ancient Rome. Neurological Sciences, 44(6), 1861–1869. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10175387/
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https://plato.stanford.edu/entries/stoicism/ - Karl, J. A., Verhaeghen, P., Aikman, S. N., Solem, S., Lassen, E. R., & Fischer, R. (2022). Misunderstood Stoicism: the negative association between Stoic ideology and well-being. Journal of Happiness Studies, 23(7), 3531-3547. https://link.springer.com/article/10.1007/s10902-022-00563-w
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- Saunders, J, L. (8 de agosto de 2023). Stoicism. Encyclopedia Britannica. https://www.britannica.com/topic/Stoicism