Soziale Isolation: Ein wachsendes Problem

Soziale Isolation: Ein wachsendes Problem

Letzte Aktualisierung: 12. März 2018

Nicht alle Länder bemühen sich, Statistiken über Einsamkeit und Isolation auszuarbeiten. Die Vereinigten Staaten gehören zu den wenigen, die dies tun, und die jüngsten Ergebnisse sind beunruhigend: Die Zahl der Menschen, die von sich sagen, dass sie einsam seien, hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt. Diese Zahlen scheinen mit denen, die aus anderen Ländern vorliegen, übereinzustimmen: Die Zahl der über 65-Jährigen, die isoliert leben, wächst aufgrund der Gleichgültigkeit und des Desinteresses ihrer Angehörigen besonders schnell. Nachbarn reden weniger miteinander. Selbst Kinder verbringen mehr Zeit allein als je zuvor.

„Isolation, Kontrolle, Unsicherheit, Wiederholung und emotionale Manipulation sind Formen der Gehirnwäsche.”

Eduardo Punset

Zusammengenommen sind all diese Phänomene der Preis des Individualismus. Wir gestalten Gesellschaften, die Unabhängigkeit, Autonomie und Individualität überbewerten. Viele Menschen interessieren sich mehr dafür, anders als andere zu sein, als Gemeinsamkeiten zu finden, die sie mit anderen verbinden. Das Ego zu füttern ist daher höchste Priorität für viele Menschen. Andere zu füttern kostet zu viel Zeit.

Die Auswirkungen der sozialen Isolation

Wir dürfen nicht akzeptieren, dass soziale Isolation eine Lebensweise sei. Es gibt zahlreiche Studien, die alle zu demselben Schluss gekommen sind: Menschen, die allein sind oder sich einsam fühlen, werden eher krank und sterben vorzeitig.

Mann blickt auf Wasser

Eine Studie der University of Chicago (Illinois, USA) zeigte, dass Kinder, die einsam aufwachsen, im Erwachsenenalter ein signifikant höheres Risiko haben, an schweren gesundheitlichen Problemen zu leiden.  Es wurde auch gezeigt, dass Menschen, die isoliert leben, vermehrt an Schlafstörungen leiden. Sie haben auch ein schwächeres Immunsystem, erhöhte Kortisolspiegel und damit ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte. Passend dazu legte eine weitere Studie nahe, dass Menschen, die isoliert leben, eine 30% höhere Wahrscheinlichkeit haben, in den nächsten sieben Jahren zu sterben.

Die am stärksten von sozialer Isolation betroffenen Gruppen

Soziale Isolation wird bei beiden Geschlechtern beobachtet, obwohl sie bei Männern etwas häufiger auftritt. Wichtig zu wissen ist, dass sie in allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu sehen ist. Sie betrifft vor allem Menschen, die in irgendeiner Weise verletzlich sind. Die Menschen, die am meisten gefährdet sind, sind daher Kinder, ältere Menschen und Personen, die an irgendeiner Art von Krankheit oder körperlicher Einschränkung leiden. Nur diejenigen, die einen Hochschulabschluss haben, neigen weniger dazu, sich zu isolieren.

Blüte vor dunklem Hintergrund

Erschreckend ist, dass es in fast all diesen Bereichen eine Barriere gibt, die Betroffene daran hindert, über ihre Einsamkeit zu sprechen. Es ist sehr schwierig für sie, um Hilfe zu bitten. Sie haben das Gefühl, dass ihre Isolation ihr Image ruinieren würde und sie fürchten sich davor, wie ihre Mitmenschen reagieren könnten.

Wie man soziale Isolation bekämpft

Obwohl der Individualismus in den letzten Jahren immer stärker wurde, zeichnet sich ein mindestens ebenso starker Trend zur besseren Zusammenarbeit ab. Dieses Phänomen wurde zuerst in der Wirtschaft beobachtet: Das Verb „besitzen” wurde durch Wörter wie „teilen”, „mieten”, „leihen” usw. ersetzt. Ein typisches Beispiel dafür sind Mitfahrgelegenheiten. Die Menschen haben nach und nach angefangen, ihre Wohnungen, Werkzeuge, Essen und sogar Erfahrungen zu teilen. Die Palo Alto Medical Foundation hat eine Plattform namens linkAges geschaffen, die einen intergenerationellen Austausch von Dienstleistungen ermöglicht. In dieser Welt der Produktion ist daher auch der Geist der Zusammenarbeit und Solidarität stetig gewachsen.

Hände reichen im Wasser

In Plattformen wie der der Palo Alto Medical Foundation veröffentlichen Mitglieder Beiträge zu dem, was sie brauchen. Zum Beispiel brauchen sie jemanden, der ihnen das Backen beibringt, jemanden, der den Hund zum Spaziergang mitnimmt, oder jemanden, der mit ihnen zum Arzt geht. Wer bereit ist, diesen Wunsch zu erfüllen, tut dies freiwillig. Danach kann er Hilfe bei etwas anderem erhalten oder sich einfach damit wohlfühlen, seine Dienste anderen angeboten zu haben.

So funktioniert moderne Solidarität: über das Internet. Während das Internet ein wichtiger Grund für soziale Isolation war, kann es auch verwendet werden, um diese zu bekämpfen. Auf diese Weise kann es die gebrochenen Bindungen zur Welt beheben. Initiativen wie diese geben uns Hinweise auf moderne Lösungen für ein modernes Problem.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.