Sitzender Lebensstil: Ein Problem des 21. Jahrhunderts
Ein sitzender Lebensstil ist ein gefährlicher Trend des 21. Jahrhunderts. Sitzende Menschen sind Menschen, die sehr wenig bis gar keine Bewegung haben und damit ihr Risiko für viele verschiedene Gesundheitsprobleme erhöhen. Experten betonen den Zusammenhang zwischen einer sitzenden Lebensweise und Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes, um nur einige zu nennen. Sie betrachten diese Art von Lebensstil als eine moderne Katastrophe.
Ironischerweise nutzen sitzende Menschen ihre gesundheitlichen Probleme oft als Vorwand, um sich nicht bewegen zu müssen. Sie glauben, dass ihre körperliche Verfassung sie daran hindere, sich körperlich zu betätigen. Andere halten sich nicht für sesshaft und erkennen das Problem nicht. Tatsache ist: Der Ursprung unzähliger Erkrankungen ist chronische Untätigkeit.
Was bedeutet es, sesshaft zu sein?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind sitzende Menschen diejenigen, die weniger als 90 Minuten pro Woche körperlich aktiv sind. Laut WHO-Berichten erfüllen mehr als 60 % der erwachsenen Weltbevölkerung dieses Kriterium. Man schätzt, dass etwa zwei Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen ungenügender Bewegung versterben.
Wenn du die Folgen eines sitzenden Lebensstils vollständig verstehen willst, dann lasse zuerst die Idee los, dass sitzende Menschen notwendigerweise Couchpotatoes seien. Ja, letztere sind ein vielzitiertes Beispiel für einen sitzenden Lebensstil. Aber es gibt viele Menschen, die wegen ihrer Arbeit oder ihrer persönlichen Umstände den ganzen Tag sitzen müssen. Du kannst an einem Schreibtisch sitzen, Formulare ausfüllen, Bücher lesen … Jede Aufgabe, die stundenlanges Verweilen in der gleichen Position erfordert, ist schlecht für deine Gesundheit.
Einmal pro Woche einkaufen gehen oder den Müll rausbringen zählt nicht als körperliche Aktivität. Wir definieren körperliche Aktivität als die Ausübung einer Tätigkeit, die die Bewegung des gesamten Körpers erfordert. Mit anderen Worten, sie erfordert den Einsatz von Muskeln und kurbelt den Kreislauf an.
Folgen einer sitzenden Lebensweise
Trotz der Häufigkeit neigen wir dazu, bei den gesundheitlichen Auswirkungen eines sitzenden Lebensstils wegzuschauen. Aber sie zu ignorieren, lässt die Wahrheit nicht verschwinden. Ein sitzender Lebensstil ist ein großer Risikofaktor und er kann viele chronische Krankheiten verursachen. Tatsächlich sind die Folgen so gravierend, dass sie lebensbedrohlich sein können. Einige der häufigsten Nebenwirkungen sind:
- Knochen- und Muskelschwäche: Wer eine Sprache nicht spricht, vergisst sie. Dasselbe gilt für Muskeln und Knochen. Werden sie nicht trainiert, werden sie schwach und verlieren an Elastizität und Kraft. Dies kann im Laufe der Zeit zu Osteoporose und Atrophie führen. Es kann auch das Risiko erhöhen, sich eine Muskelzerrung oder einen Muskelriss zuzuziehen, wenn dieser dann plötzlich doch wieder arbeiten soll.
- Chronische Müdigkeit: Ein sitzender Lebensstil führt dazu, dass wir sofort ermüden, wenn wir eine Aufgabe erledigen müssen, die körperlichen Einsatz erfordert. Auch einfache Dinge, wie Treppen steigen, Gegenstände heben und sich bücken, bringen sonst lieber sitzende Menschen aus der Puste.
- Adipositas: Fast jeder, der übergewichtig ist, ist auch sesshaft. Wenn du nicht die Kalorien verbrennst, die du zu dir nimmst, speichert sie dein Körper im Fettgewebe, was zu Übergewicht und Adipositas führt. Gleichzeitig erhöht Adipositas das Risiko für zahlreiche kardiovaskuläre Probleme wie Bluthochdruck. Nicht nur das, auch der Cholesterinspiegel steigt und atherosklerotische Ablagerungen stören den Blutfluss. Infolgedessen muss das Herz viel härter arbeiten, um die Sauerstoffversorgung aller Gewebe aufrechtzuerhalten. Diese zusätzliche Anstrengung kann zu Koronarerkrankungen und Herzinfarkten führen, für die aufgrund der Verstopfung kleiner Gefäße sowieso schon ein hohes Risiko besteht.
- Das metabolische Syndrom ist eine Langzeitfolge des sitzenden Lebensstils. Es umfasst Adipositas, Bluthochdruck, hohes Cholesterin und Diabetes und prädisponiert seinerseits zu weiteren, chronischen Erkrankungen.
Adipositas bei Kindern
Ein sitzender Lebensstil ist nicht nur schlecht für Erwachsene. Auch Kinder sind betroffen, weil sie dazu neigen, das Verhalten ihrer Eltern nachzuahmen. Wenn Eltern ihre Zeit vor dem Fernseher verbringen und sich nur von der Couch ins Bett bewegen, ist es nicht ungewöhnlich, dass ihre Kinder die gleichen Gewohnheiten pflegen.
Ganz zu schweigen davon, dass Kinder dank der neuen Technologien sowieso mehr Zeit vor Bildschirmen sitzen. Sie verbringen weniger Zeit im Freien und mehr Zeit vor dem Fernseher, mit Videospielen, Tablets oder Smartphones. Die Erziehung von Kindern zu aktiven Hobbys ist entscheidend, damit sie zu gesunden Erwachsenen heranwachsen können.
Die beste Therapie: körperliche Aktivität
Wir reden nicht davon, über Nacht zum Profisportler zu werden. Wenn du sesshaft bist, bist du wahrscheinlich nicht in guter Form. Wenn du diese Form verbessern willst, musst du das nach und nach tun. Andernfalls wird dein Körper so überfordert sein, dass du alle Motivation verlierst und schnell wieder sesshaft wirst. Ein weiterer guter Tipp ist es, mit einem Freund oder mit dem Partner zu trainieren. Das steigert die Motivation.
Du könntest am nächsten Tag Muskelkater haben – oder mehrere Tage. Aber du wirst auch bemerken, dass dein Körper auf die körperliche Aktivität anspricht. Du wirst dich leichter und energischer fühlen. Deine Stimmung wird sich heben. Wisse, dass du mit Bewegung länger lebst und dir eine bessere Lebensqualität sicherst.
Regelmäßige Arbeiten wie Putzen, Gärtnern oder Bügeln sind Möglichkeiten, aktiv zu sein, ohne das Haus zu verlassen. Du kannst auch die Zeit vor dem Fernseher nutzen, um dich leicht zu strecken oder ein stationäres Fahrrad zu nutzen. Geh in deiner Nachbarschaft spazieren, geh mit deinen Kindern zur Schule, geh mit dem Hund Gassi. Das sind alles großartige Möglichkeiten, um aktiv zu sein, die kaum Aufwand bereiten.
Damit du bei der Arbeit nicht sesshaft wirst, solltest du jede Stunde eine Pause einlegen und etwas tun, das von dir verlangt, aufzustehen. Zum Beispiel kannst du eine Flasche Wasser füllen, dich strecken oder ein paar Minuten herumlaufen. Statt des Fahrstuhls kannst du die Treppe benutzen oder durchs Büro spazieren, während du telefonierst.
Für den Körper ist ein sitzender Lebensstil tatsächlich sehr anstrengend. Normalerweise sind wir uns nicht bewusst, dass wir ein gesundheitliches Problem haben, bis ernsthafte Folgen auftreten. Deshalb ist es wichtig, schon in jungen Jahren das Bewusstsein für die Bedeutung gesunder Gewohnheiten zu schärfen.