Silicon Valley: Erforschung der Gedankenübertragung
Die Erforschung der Gedankenübertragung in Silicon Valley haben nichts mit Parapsychologie zu tun. Vielmehr geht es um die Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen (Brain-Computer-Interfaces oder kurz BCI) zur Gedankenübertragung zwischen Menschen. Wissenschaftler arbeiten seit Jahrzehnten an dieser Technik und stehen kurz vor ihrem Durchbruch.
Mary Lou Jepsen, Gründerin des Startups Openwater und ehemalige Führungskraft bei Facebook und Google, forscht seit 2016 im Bereich der Gedankenübertragung. Sie genießt in der Welt der Technologie großes Ansehen – schließlich hat sie bereits mehr als 1.000 Patente angemeldet. Mit der One Laptop per Children Foundation entwickelte sie den beliebtesten Laptop für Kinder in Entwicklungsländern. Jepsen liebt unmögliche Herausforderungen: Sie hat sich zum Ziel gesetzt, eine Technologie zu entwickeln, mit der Menschen komplexe Gedanken austauschen können.
“Du kannst einen Gedanken festhalten, was in deinem Kopf ist, und du kannst ihn mit der Welt teilen. Es gibteine ziemlich verrückte Hirnforschung, die nahelegt, dass wir dazu in der Lage sein könnten.”
Mark Zuckerberg
Die erste Gedankenübertragung: Startup in Barcelona
Neuroelectrics, ein spanisches Startup-Unternehmen führte 2014 in Barcelona verschiedene Telepathie-Experimente durch, die in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Plos One beschrieben wurden. Die Forscher Carles Grau, Alejandro Riera und Giulio Ruffini entwickelten in Zusammenarbeit mit Axilum Robotics ein Gerät, mit dem sie die Gedanken eines Menschen in einen anderen pflanzen wollten.
Ein Proband in Thiruvananthapuram (Indien) wurde anhand von Elektroden an seinem Kopf an einem Computer angeschlossen und kommunizierte mit einem Studienteilnehmer in Straßburg, ohne Worte oder andere technische Hilfsmittel zu verwenden. Die Gehirnströme wurden per EEG gemessen und in Ziffern aus 0 und 1 umgewandelt. Diese Daten wurden nach Straßburg gesendet, wo der andere Teilnehmer ebenfalls an einen Computer angeschlossen war. Mit dieser Methode konnten die Forscher “Hola” (Hallo) von Indien nach Frankreich übertragen – die erste erfolgreiche Gedankenübertragung.
Erforschung der Gedankenübertragung in Silicon Valley
Die Grundidee von Openwater ist einfach, aber sehr gewagt: Das Ziel ist, ein sehr kleines MRT-Gerät zu entwickeln, das in eine Mütze passt. Dieses Gerät soll detaillierte Vorgänge im Gehirn beobachten können. Ein MRT kann zwar keine präzisen Gedanken aufnehmen, doch es können Informationen über Gefühle oder Denkrichtungen erzielt werden. Statistische Daten ermöglichen außerdem die Erfassung einzelner Wörter. Wenn dieses System viele Daten von vielen Menschen liefert, könnte es rasch verbessert werden.
Diese Technologie könnte vorhersagen, was jemand sagt, und die mentalen Bilder eines Menschen auf einem Computer anzeigen. Die Telepathie-Experimente gehen jedoch noch weiter: Forscher möchten es möglich machen, mentale Botschaften zu übermitteln.
Elon Musk versucht mit seinem Unternehmen Neurolink ebenfalls Gehirn-Computer-Schnittstellen zu entwickeln, um die Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern zu ermöglichen. Facebook arbeitet an einer Technologie, die uns helfen soll, mit unseren Gedanken Text in den Computer zu “tippen”.
Was bringt uns die Zukunft?
Die Mütze von Mary Lou Jepsen ist fast fertig, obwohl sie noch keine endgültige Lösung für die telepathische Nachrichtenübermittlung darstellt. Doch es ist bereits möglich, die Gedanken einer Person zu lesen, ohne dass sie ein Wort sagt. Diese Technologie muss noch verbessert werden. Außerdem fehlt der zweite Schritt: Die Fähigkeit, diese Gedanken direkt an einen Menschen zu übertragen, nicht nur an einen Computer.
Das Computational Neuroscience Laboratory der Standford University forscht unter der Leitung von Dr. Krishna Shenoy ebenfalls an Telepathie. Dieses Zentrum hat Technologien entwickelt, die es Menschen ermöglichen, physische Objekte mit ihren Gedanken zu steuern, darunter Roboterarme und Prothesen (Stanford University, 2020).
Experten glauben, dass es in Zukunft möglich sein wird, die Gedanken von Millionen von Menschen zu lesen. Diese Gedanken könnten in Clouds gespeichert werden. Befürworter dieser Technologie weisen darauf hin, dass es eine große Hilfe wäre, “überlegene Köpfe” aufzuspüren, ihnen Chancen zu geben und die Entwicklung der Gesellschaft zu beschleunigen. Die Gegner sehen darin einen Kontrollmechanismus, der die Privatsphäre jedes Einzelnen gefährdet. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch der Pentagon ähnliche Studien betreibt, die als Militärtechnologie eingestuft sind. Was wird passieren, wenn sogar unsere Gedanken überwacht werden können und wir nicht mehr frei sind, sie zu entfalten?
“Eine der letzten menschlichen Freiheiten ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können und einen eigenen Weg wählen zu können.”
Viktor Frankl
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Cristia, J., Ibarrarán, P., Cueto, S., Santiago, A., & Severín, E. (2017). Technology and child development: Evidence from the one laptop per child program. American Economic Journal: Applied Economics, 9(3), 295-320. https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/app.20150385
- Grau, C., Ginhoux, R., Riera, A., Nguyen, T. L., Chauvat, H., Berg, M., … & Ruffini, G. (2014). Conscious brain-to-brain communication in humans using non-invasive technologies. PloS one, 9(8), e105225. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0105225
- Stanford University. (2020, September 9). Neural prosthetics laboratory. https://shenoy.people.stanford.edu/research/neural-prosthetics-laboratory
- Strickland, E. (2017). Silicon valley’s latest craze: brain tech [News]. IEEE Spectrum, 54(7), 8-9. https://ieeexplore.ieee.org/document/7951707