Sexsomnia: Psychische Störung, die zu Sex im Schlaf führt
Der menschliche Geist ist faszinierend und komplex. Bei Sexsomnia (oder Sexsomnie) denken wir an ein Phänomen, das nur im Film zu sehen ist, doch es handelt sich um eine psychische Störung, die zu Sex im Schlaf führt und das Leben stark beeinträchtigt. Ähnlich wie Nachtangst (Pavor nocturnus), Schlafwandeln (Somnambulismus) oder Schlafparalyse ist auch Sexsomnia eine Schlafstörung, sie ist allerdings weniger bekannt. Erfahre heute mehr darüber.
Was ist Sexsomnia?
Bei dieser Störung kommt es während des Tiefschlafs zu Sex. Manche stellen sich das angenehm vor, doch Betroffene erinnern sich danach nicht mehr daran und außerdem kann diese Störung gefährlich sein, wie du im Laufe dieses Artikels sehen wirst. Die ICSD (Klassifikationssystem für Schlafstörungen) und das DSM-V (Diagnosti and Statistical Manual of Mental Disorders) klassifiziert Sexsomnia in der Kategorie Parasomnie als Erregungsstörung in der NREM-Phase.
Betroffene masturbieren sich im Schlaf oder versuchen, Sex mit dem Partner im Bett oder einer anderen Person in einem anderen Raum zu haben. Sie können dieses Verhalten nicht kontrollieren, da sie schlafen. Sie können dabei grob oder gewalttätig werden.
Bei Parasomnien kommt es zu abnormen Verhaltensweisen im Schlaf.
Die häufigsten Merkmale der Sexsomnia werden in der Zeitschrift Neurology wie folgt beschrieben:
- Wenn die betroffene Person nach ihrem nächtlichen Sex-Abenteuer aufwacht, fühlt sie sich beschämt und reumütig.
- Die sexuelle Erregung geht mit einer autonomen Aktivierung einher (Erektion, Orgasmus…). Die unwillkürliche Verhaltensweise kann zu grober Masturbation, Berührung des Partners, Stöhnen, dem Versuch des Geschlechtsverkehrs oder anderen sexuellen Praktiken führen.
- Das Verhalten ist unangemessen und ungewöhnlich (die Person verhält sich anders als bei sexuellen Begegnungen im Wachzustand).
- Die Person führt die sexuellen Handlungen unbewusst aus und erinnert sich nicht daran. Sie kann während des Anfalls aufwachen, was jedoch meistens nicht der Fall ist.
Ursachen für Sexsomnia
Es handelt sich um eine seltene Störung, über die es nur wenige medizinische Informationen und klinische Literatur gibt. Das kann zum Teil daran liegen, dass es den Betroffenen peinlich ist, darüber zu sprechen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In vielen Fällen wissen sie nicht, was mit ihnen geschieht, und auch ihr Partner bevorzugt es, zu schweigen.
Das Sleep Institute schätzt, dass etwa 2 % der Weltbevölkerung an dieser Parasomnie leiden. Neue Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass sie weiter verbreitet sein könnte als bisher angenommen. Dies zeigt eine Studie, die in der Zeitschrift Sleep Medicine veröffentlicht wurde: Sie legt nahe, dass etwa 19,4 % aller NREM-Parasomnien zu Sex im Schlaf führen.
Trotzdem wurde Sexsomnia bisher nur wenig erforscht. Die Ursachen, die zu dieser Störung führen, sind nicht vollständig geklärt. Genetische Faktoren spielen dabei wahrscheinlich eine wichtige Rolle. Die erwähnte Studie weist auf weitere Risikofaktoren hin:
- Ängste, Stress und Müdigkeit
- Schlafmangel
- Diese Parasomnie kommt bei Männern häufiger vor.
- Alkoholkonsum
- Beziehungsschwierigkeiten
- Andere (psychische) Störungen, wie Schlafwandeln, Apnoe oder das Restless-Legs-Syndrom
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Die Behandlung von Sexsomnia
Diese Parasomnie hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Betroffenen und nahestehende Menschen. Deshalb ist professionelle Hilfe wichtig. Die Diagnose erfolgt nach der Untersuchung der Krankengeschichte und einer Polysomnographie (umfassendste diagnostische Abklärung zur Ermittlung der Ursachen).
Aus einer in der Fachzeitschrift Sleep (2007) veröffentlichten Übersichtsstudie geht hervor, dass Medikamente wie Clonazepam und andere Hypnotika die Häufigkeit der Episoden verringern können. Auch die Verbesserung der Schlafhygiene ist grundlegend. Liegen andere Störungen vor, müssen diese ebenfalls behandelt werden.
Schlussfolgerungen
Sexsomnia ist zwar selten, hat aber große Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Diese Störung kann Verwirrung, Scham- und Schuldgefühle auslösen oder auch zu Eheproblemen, Ängsten oder Straf- und Gerichtsverfahren führen. Deshalb ist professionelle Unterstützung grundlegend, um Betroffenen zu helfen.
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