Selbstbewusst oder überheblich? 12 Merkmale arroganter Menschen

Die arrogante Persönlichkeit wird von unermüdlichem Leistungsdrang getrieben und versucht stets, im Mittelpunkt zu stehen. Hinter zynischen Bemerkungen verbergen sich jedoch meistens Unsicherheit und ein geringes Selbstwertgefühl.
Selbstbewusst oder überheblich? 12 Merkmale arroganter Menschen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. Februar 2025

Vielleicht lebst oder arbeitest du eng mit jemandem zusammen, der arrogant ist. Solche Persönlichkeiten können belastend sein, da sie mit ihrer Überheblichkeit und anhaltenden Selbstherrlichkeit dein seelisches Gleichgewicht beeinträchtigen. Doch es lohnt sich zu verstehen, dass hinter der Fassade arroganter Menschen oft Unsicherheiten und innere Konflikte verborgen liegen.

Arrogantes Verhalten kann einschüchternd wirken, doch wenn du die Mechanismen verstehst, die sich dahinter verstecken, kannst du besser damit umgehen. Das ist in einer Gesellschaft, in der arrogante Menschen oft schneller aufsteigen und mehr Anerkennung erhalten, besonders wichtig. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die häufigsten Merkmale arroganter Menschen.

1. „Ich bin besser als du!“ – Das Gefühl der Überlegenheit

Arrogante Menschen haben eine ganz besondere Art zu sprechen – eine, die niemanden kaltlässt. Ihre Sprache ist geprägt von Überheblichkeit und Selbstverherrlichung, während sie andere abwerten, um sich selbst aufzuwerten. Ihr Stolz ist so ausgeprägt, dass ihr Verhalten manchmal fast bizarr wirkt.

Doch das eigentliche Problem liegt oft in einem geringen Selbstbewusstsein. Um sich stark zu fühlen und nach außen als außergewöhnlich zu erscheinen, setzen sie auf Abwertung anderer. Sie mögen in bestimmten Bereichen tatsächlich talentiert sein – vielleicht verfügen sie über exzellente kommunikative Fähigkeiten – doch sie neigen dazu, diese eine Stärke auf ihre gesamte Persönlichkeit zu übertragen.

Beispiel: Peter, dein Arbeitskollege, brilliert in Meetings – allerdings nur, indem er ständig die Ideen anderer korrigiert und darauf besteht, dass nur seine Sichtweise zählt. Dieses Verhalten erschwert die Zusammenarbeit und sorgt für Unmut im Team.

2. „Sieh mich an!“ – Das ständige Bedürfnis nach Bestätigung

Ein arroganter Mensch kann nicht ohne Bestätigung existieren. Er braucht die Anerkennung anderer, um sein Selbstbild aufrechtzuerhalten und sein Ego zu nähren. Bleibt diese Bestätigung aus, reagieren solche Personen häufig kühl, gereizt oder sogar mit direkter Kritik.

Beispiel: Laura postet regelmäßig Fotos ihrer sportlichen Erfolge auf Instagram und hofft auf zahlreiche Likes und lobende Kommentare. Als die erwartete Anerkennung ausbleibt, ist sie den ganzen Tag schlecht gelaunt und macht abfällige Bemerkungen über ihre Follower.

3. „Deine Gefühle interessieren mich nicht!“ – Mangelnde Empathie

Ein Merkmal arroganter Menschen ist die Unfähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Sie stellen ihre eigenen Bedürfnisse über alles und akzeptieren nur ihre eigene Meinung als gültig. Andere sind für sie bloß Hintergrundrauschen – was es schwierig macht, echte und stabile Beziehungen zu führen.

Ungesunder Stolz und Arroganz gehen oft mit emotionaler Kälte einher. Wie eine Studie in Review of General Psychology zeigt, können diese Eigenschaften erhebliche zwischenmenschliche Probleme verursachen. Für ihre Mitmenschen kann der emotionale Preis, mit einer solch arroganten Person zusammenzuleben oder zu arbeiten, enorm sein.

Beispiel: Dein arroganter Chef setzt völlig unrealistische Fristen, ohne den Stress und die Belastung seines Teams zu berücksichtigen. Wenn sich jemand über Erschöpfung beklagt, reagiert er mit sarkastischen oder abfälligen Bemerkungen – ein klares Zeichen mangelnder Empathie.

Arroganz kann viele Gesichter haben. Während ein gesundes Maß an Stolz positiv sein kann, führt übersteigerter Stolz oft zu schwierigen Beziehungen und emotionaler Distanz. Doch je besser du die Mechanismen hinter diesem Verhalten verstehst, desto einfacher wird es, mit solchen Menschen umzugehen.

4. „Korrigiere mich nicht!“ – Kritik ist unerwünscht

Eine der auffälligsten Eigenschaften arroganter Menschen ist ihre Unfähigkeit, Kritik anzunehmen. Jeder noch so gut gemeinte Hinweis trifft sie wie ein Pfeil, der ihr überhöhtes Selbstbild durchbohrt. Konstruktive Rückmeldungen empfinden sie nicht als Chance zur Weiterentwicklung, sondern als direkten Angriff auf ihren Wert. Entsprechend reagieren sie defensiv – oder sogar aggressiv.

Diese Haltung schränkt nicht nur ihre eigene Lernfähigkeit ein, sondern sorgt auch für Spannungen in ihrem Umfeld. Eine in der Fachzeitschrift PloS One veröffentlichte Studie zeigt, dass Menschen oft als arrogant wahrgenommen werden, wenn sie Ratschläge ablehnen. Doch Arroganz geht über bloße Ablehnung hinaus: Wer stolz ist, fühlt sich in seinem Innersten unwohl, sobald ihn jemand korrigiert oder einen Vorschlag macht. Solche Situationen werden als persönliche Beleidigung interpretiert – und entsprechend feindselig fällt die Reaktion aus.

Beispiel: Ernesto ist Forscher in einer renommierten Abteilung. Er ist brillant, doch seine Arroganz macht die Zusammenarbeit mit ihm nahezu unmöglich. Jedes Projekt scheitert daran, dass er Anweisungen, Vorschläge oder Ideen seiner Kollegen kategorisch ablehnt.

5. „Ich bin der Mittelpunkt der Welt!“ – Das Aufmerksamkeitsmonopol

Ein weiteres Merkmal arroganter Menschen ist, dass sie immer im Mittelpunkt stehen müssen. Sie dominieren Gespräche und lenken jedes Thema auf ihre eigenen Errungenschaften. Ihr Bedürfnis nach Bewunderung ist so groß, dass sie es kaum ertragen können, wenn jemand anderes im Rampenlicht steht. Sollte sich die Aufmerksamkeit in einer Unterhaltung oder einem Meeting auf eine andere Person richten, reagieren sie irritiert – und tun alles, um das Gespräch wieder an sich zu reißen.

Beispiel: Lucas liebt Partys und gesellige Zusammenkünfte. Doch anstatt echte Gespräche zu führen, verbringt er die meiste Zeit damit, von seinen beruflichen Erfolgen zu erzählen. Falls das Interesse plötzlich auf jemand anderen gerichtet wird, wird er ungeduldig – und steuert das Gespräch so um, dass am Ende doch wieder alles um ihn kreist.

6. „Ich will immer der Beste sein!“ – Der ewige Wettkampf

Eine weitere typische Eigenschaft arroganter Menschen ist ihre extreme Wettbewerbsorientierung. Sie streben nicht nur danach, erfolgreich zu sein, sondern müssen sich ständig mit anderen messen – selbst in Situationen, in denen das gar nicht nötig wäre. Dieser Drang, immer und überall als Sieger hervorzugehen, sorgt zwar oft für beruflichen Aufstieg, geht aber meist mit rücksichtslosen Methoden einher.

Beispiel: Du sprichst mit einem Kollegen über deine letzten Reisen. Doch plötzlich verwandelt sich das lockere Gespräch in einen Konkurrenzkampf. Er beginnt aufzuzählen, wie viele exklusive Reiseziele er schon besucht hat – natürlich mehr als du. Die Unterhaltung fühlt sich zunehmend unangenehm an, bis du dich schließlich entscheidest, einfach zu schweigen.

7. „Verletzlichkeit ist Schwäche!“ – Die Verachtung der Demut

Das Gegenteil von Arroganz ist Demut – und genau das verachten arrogante Menschen. Sie halten respektvolles, unterstützendes oder einfühlsames Verhalten für eine Schwäche. In ihrem Weltbild zählt nur Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen. Deshalb ist es fast unmöglich, mit ihnen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen: Wer Schwäche zeigt, wird von ihnen abgewertet.

Beispiel: Karl kritisiert seine Tochter Julia ständig für ihren einfühlsamen Charakter. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin, doch er macht sich über ihren Beruf lustig. Stattdessen drängt er sie dazu, etwas „Erfolgreiches“ zu machen – am besten in der Wirtschaft oder als Anwältin, so wie er selbst.

8. „Hinter meiner Rüstung steckt Unsicherheit“ – Geringes Selbstwertgefühl

Lass dich nicht täuschen: Hinter der Fassade arroganter Menschen verbergen sich oft Unsicherheit und ein geringes Selbstwertgefühl. Die überhebliche Haltung ist größtenteils nichts anderes als ein Schutzmechanismus. Tief im Inneren fürchten sie, dass die Welt entdecken könnte, dass sie gar nicht so kompetent sind, wie sie vorgeben.

Gleichzeitig sind stolze Menschen extrem abhängig von äußerer Bestätigung. Ohne Bewunderung fühlen sie sich wertlos – und geraten schnell in eine Identitätskrise.

Beispiel: Anna war Managerin eines Modeunternehmens. Sie genoss es, bewundert zu werden und Kontrolle über ihr Team zu haben. Doch als das Unternehmen in die Krise geriet und ihre Macht schwand, verfiel sie in eine Depression. Ohne den ständigen Zuspruch von außen wusste sie nicht mehr, wer sie war.

9. „Ich bin es einfach wert!“ – Mangelnde Kooperationsbereitschaft

Arrogante Menschen sind keine Teamplayer. Sie hören nicht zu, verweigern empathische Kommunikation und streben stattdessen nach Kontrolle. Dadurch wird es zur Qual, mit ihnen zusammenzuarbeiten oder gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Ihr Stolz hindert sie daran, Kompromisse einzugehen – was sowohl im Privatleben als auch im Beruf immer wieder zu Konflikten führt.

Beispiel: In deiner Familie gibt es eine neue Herausforderung: Dein Vater wird pflegebedürftig und alle Geschwister müssen sich auf eine gemeinsame Betreuung einigen. Doch dein älterer Bruder, der immer schon sehr arrogant war, weigert sich, Verantwortung zu übernehmen. Er ist überzeugt, dass er in der Vergangenheit bereits genug getan hat – und überlässt die Arbeit einfach den anderen.

10. „Ich denke nicht über mich nach“ – Fehlendes Selbstbewusstsein

Selbstreflexion ist der Schlüssel zu persönlichem Wachstum. Sie hilft uns, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen, uns weiterzuentwickeln und bewusster zu handeln. Doch stolze Menschen verweigern diesen Blick nach innen. Sie sind gefangen in einer Welt der Selbsttäuschung, in der sie glauben, immer richtig zu handeln. Grenzen, Fehler oder Unsicherheiten – all das blenden sie konsequent aus.

In Wahrheit fürchten sie sich davor, hinter die eigene Fassade zu blicken. Denn tief im Inneren wissen sie, dass sie nicht so außergewöhnlich sind, wie sie es nach außen darstellen. Doch statt sich dieser Realität zu stellen und an sich zu arbeiten, verweigern sie sich der Selbsterkenntnis – und verschließen sich so jeder Möglichkeit zur Weiterentwicklung.

Beispiel: Rebeca versteht nicht, warum ihr Partner sie verlassen hat. Statt über ihr eigenes Verhalten nachzudenken, gibt sie ihm die Schuld. Sie erkennt nicht, dass ihre Arroganz und ihr distanzierter Umgang mit ihm von Anfang an dazu geführt haben, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt war.

11. „Ich mache alles richtig!“ – Fehler sind tabu

Eine der frustrierenden Eigenschaften arroganter Menschen ist ihre Unfähigkeit, eigene Fehler einzugestehen. Würden sie sich einen Fehltritt eingestehen, müssten sie ihre makellose Fassade einreißen – und genau davor haben sie Angst. Statt sich ehrlich mit ihren Versäumnissen auseinanderzusetzen, lenken sie daher von ihren Fehlern ab oder, noch schlimmer, schieben anderen die Schuld zu.

Beispiel: Elias ist Leiter der Werbeabteilung eines Unternehmens. Vor Kurzem wurde viel Zeit und Geld in eine neue Kampagne investiert – doch die Strategie war fehlerhaft und wenig originell. Nach dem Misserfolg übernimmt Elias keine Verantwortung. Stattdessen macht er sein Team für das Scheitern verantwortlich, während er selbst jede Schuld von sich weist.

12. „Ich werde explodieren!“ – Wut als Reaktion auf Misserfolg

Ein weiteres aufschlussreiches Merkmal stolzer Menschen ist ihr aufbrausendes Temperament. Sie haben eine klare Vorstellung davon, wie die Dinge laufen sollten – und wenn die Realität nicht mit ihren Erwartungen übereinstimmt, reagieren sie mit Wut. Diese Frustration entlädt sich oft in plötzlichen, übertriebenen Ausbrüchen. Ihre emotionalen Reaktionen erinnern an ein trotziges Kind, das nicht gelernt hat, mit Niederlagen umzugehen.

Beispiel: Sandra ist überzeugt, dass sie die nächste Beförderung in ihrem Unternehmen verdient. Doch als ihre Kollegin Monika die Position erhält, verliert sie die Kontrolle. Getrieben von ihrer Wut beginnt sie, bösartige Gerüchte über Monika zu verbreiten, anstatt den Ausgang der Beförderung fair zu akzeptieren.

So schützt du dich vor arroganten Menschen

Arrogante Menschen können emotional sehr belastend sein. Um dein Wohlbefinden zu schützen, ist es ratsam, Abstand zu halten und den Kontakt so weit wie möglich zu reduzieren. Gleichzeitig solltest du lernen, klare Grenzen zu setzen. Reagiere bestimmt, aber ruhig – und lasse dich nicht durch Kritik oder abwertende Bemerkungen verunsichern.

Außerdem ist es wichtig, dein emotionales Gleichgewicht zu bewahren. Gerade nach dem Kontakt mit solchen Menschen solltest du dich bewusst auf unterstützende und wertschätzende Beziehungen konzentrieren. Dein Partner, deine Familie oder enge Freunde können dir dabei helfen, dich sicher und verstanden zu fühlen. Denn eines solltest du nie vergessen: Von einem arroganten Menschen wirst du nie den Respekt bekommen, den du verdienst – und in den meisten Fällen wird er sich nicht ändern.

Arroganz ist eine zerstörerische Kraft, die großen Schaden anrichten kann. Doch bevor du sie nur bei anderen suchst, lohnt es sich, auch einen ehrlichen Blick auf dich selbst zu werfen. Vielleicht genießt du es, im Mittelpunkt zu stehen, hast Schwierigkeiten, Fehler einzugestehen, weil dein Ego im Weg steht, oder bist übermäßig wettbewerbsorientiert.

Der Schlüssel liegt in der Balance: Zu viel Arroganz kann dich isolieren, während ehrliche Selbstreflexion dir hilft, tiefere und gesündere Beziehungen aufzubauen. Ersetze Überheblichkeit durch Mitgefühl, starre Überzeugungen durch Offenheit – und du wirst nicht nur für andere, sondern auch für dich selbst ein angenehmerer Mensch sein.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.



Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.