Rassistische Vorurteile von Kindern abbauen

Rassistische Vorurteile sind ein Hindernis auf dem Weg zu einer gerechteren Welt. Es ist grundlegend, mit gutem Vorbild voranzugehen, um zu verhindern, dass Kinder Vorurteile entwickeln.
Rassistische Vorurteile von Kindern abbauen
Andres Camilo Espinosa Poveda

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andres Camilo Espinosa Poveda.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Die Vorstellung einer fairen und vorurteilsfreien Welt ist sehr verlockend, doch leider eine Illusion. Kognitive und soziale Vorurteile festigen sich in unseren Denkmustern oft unbewusst und beeinflussen unsere Wahrnehmung anderer. Unser Gehirn liebt die Kategorisierung von Informationen. Es verwendet dafür verschiedenste Kriterien und eines davon ist die Rasse. Bereits in der Kindheit entstehen dadurch rassistische Vorurteile. 

Diese Vorurteile sind Abkürzungen, die dem Gehirn helfen, Entscheidungen zu treffen. In vielen Fällen verstärken sie sich mit der Zeit und es wird immer schwieriger, sie zu verändern. Deshalb ist es wichtig, rassistische Vorurteile bereits in der Kindheit abzubauen.

Rassistische Vorurteile verankern sich im Gehirn
Rassistische Vorurteile tragen zur Diskriminierung bei.

Rassistische Vorurteile

Vorurteile bringen uns dazu, Informationen auf eine bestimmte Weise zu interpretieren und entsprechende Schlussfolgerungen zu begünstigen. Dies erspart dem Gehirn Zeit, allerdings betrachtet es dadurch ungeprüfte Informationen automatisch als zutreffend. 

Rassistische Vorurteile schreiben einer Rasse bestimmte Eigenschaften zu, wobei wir unsere eigene Rasse als positiv, andere häufig jedoch als negativ beurteilen. Es fällt uns oft schwer, individuelle Unterschiede zu erkennen, da wir dazu neigen, alle uns fremden Menschen als mit bestimmten Merkmalen zu assoziieren. Innerhalb unserer eigenen Gruppe nehmen wir individuelle Unterschiede leichter wahrnehmen.

Dieses voreingenommene Denken hat ungerechte Entscheidungen zur Folge, die Menschen einer anderen Rasse benachteiligen können. Im Berufsleben kann der Zugang zu einer Stelle oder einer Beförderung allein aufgrund der Hautfarbe eingeschränkt sein. Besonders deutlich wird dies auch bei der Rechtssprechung, bei der es häufig zu Benachteiligungen aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse kommt.

Eine weitere, vielleicht weniger schwerwiegende, aber ebenfalls grundlegende Folge ist, dass uns rassistische Vorurteile daran hindern, Menschen als Individuen kennenzulernen. Damit lehnen wir Beziehungen ab, die sehr bereichernd sein und das gegenseitige Verständnis fördern können.

Rassistische Vorurteile von Kindern abbauen

Wir wissen, wie schädlich rassistische Vorurteile sein können, deshalb ist es wichtig, bereits Kinder entsprechend zu erziehen, damit sie bewusste, tolerante und faire Entscheidungen treffen können. Kinder lernen schnell, indem sie ihre Vorbilder beobachten und nachahmen, lange bevor sie wissen, ob deren Verhalten gut oder schlecht ist.

Auch Erwachsene lernen durch Nachahmung und passen ihr Verhalten an ihre Umgebung an, doch bei Kindern ist diese Lernart deutlich dominanter. 

Besonders wichtig ist deshalb, rassistische Vorurteile durch das eigene vorbildhafte Verhalten zu verhindern. Du kannst mit deinem Kind einen aufrichtigen Dialog entwickeln, damit es bereits in jungem Alter versteht, wie wichtig Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist. Wenn du selbst mit gutem Beispiel vorangehst, werden sie dieses Verhalten integrieren.

Des Weiteren lohnt es sich, verschiedene Strategien zu erarbeiten, um die Wahrnehmung anderer Menschen als Bereicherung zu erleben. Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat gezeigt, dass das Training der individuellen Wahrnehmung bei Vorschulkindern dazu beiträgt, rassistische Vorurteile abzubauen.

In der Studie wurde den Kindern beigebracht, die Gesichter von Menschen einer anderen ethnischen Gruppe zu unterscheiden, was die Tendenz verringerte, andere aus rassistischen Gründen mit negativen Eigenschaften zu assoziieren. Die Vorteile waren bei regelmäßigem Training stabiler.

Mutter versucht, rassistische Vorurteile auszuräumen
Eltern, Lehrkräfte und Betreuer können verschiedenste Strategien umsetzen, um rassistische Vorurteile bei Kindern zu verringern.

Welche Strategien sind effektiv?

Konkrete Ideen und Maßnahmen können rassistische Vorurteile abbauen. Anschließend findest du verschiedene Tipps.

  • Als Elternteil kannst du mit deinem Kind sprechen und immer versuchen, ihm verschiedene Standpunkte und Perspektiven aufzuzeigen. Betone Gemeinsamkeiten mit anderen, unabhängig welcher Rasse oder Kultur sie angehören.
  • Als Lehrkraft kannst du für deine Schüler Räume schaffen, damit sie sich auszutauschen und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede sprechen können. Betone Eigenschaften wie Intelligenz, Kameradschaft, Geschmack, Talente… Es soll nicht um die Hautfarbe gehen, sondern um Merkmale, die wir alle gemeinsam haben. Nutze jede Gelegenheit, um den persönlichen Wert jedes Schülers hervorzuheben.
  • Vergiss nicht, dass du selbst ein gutes Vorbild sein solltest, ganz egal, welche soziale Rolle du erfüllst. Dein Beispiel ist grundlegend, denn Kinder ahmen Erwachsene nach. Analysiere deine eigenen Vorurteile und versuche, diese abzubauen. Verwende eine positive Sprache, um dich auf andere zu beziehen, vermeide rassistische Bezeichnungen und fördere Empathie. Wenn du rassistische Vorurteile beobachtest, sprich mit dem Kind und bringe es dazu, über seine Aussagen und Gefühle nachzudenken.

Das Ziel ist, faire, offene und respektvolle Denkmuster zu entwickeln und rassistische Vorurteile abzulegen. Eine empathische Denkweise hilft uns, mehr Gerechtigkeit, Respekt und Fairness zu entwickeln.


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