Psychostimulanzien: Medizin für nervtötende ADHS-Kinder
In einer Welt, in der Zeitmanagement und Pünktlichkeit unglaublich wichtig sind, wird es so mancher Zeitgenosse irritierend finden, dass sein Kind einfach in eine Pfütze hüpft. Daher ist es auch ein Leichtes, jegliches “kindische” Verhalten mit einer Massendiagnose zu untermauern: “Ganz klar, hier handelt es sich um ein nervtötendes Kind mit ADHS.”
Wir haben es bereits des Öfteren erwähnt: So etwas wie ein schwieriges Kind gibt es unserer Auffassung nach nicht. Die Schwierigkeit ist eher, in unserer Welt ein Kind zu sein. In einer Welt, die voll von müden, beschäftigten und ungeduldigen Menschen ist, die ständig in Eile sind. Für ein Kind ist es völlig normal, in der Gegend herumzulaufen, zu schreien, mit ausgebreiteten Armen umherzuschwirren, Dinge auszuprobieren und die Umgebung in einen persönlichen Abenteuerspielplatz zu verwandeln. Üblicherweise verhält sich ein Kind – zumindest in seinen ersten Lebensjahren – ganz natürlich und unverstellt. Und nicht, wie es die Erwachsenen gern hätten.
Es gibt jedoch Erwachsene, die nicht wissen, wie sie sich über das Verhalten eines Kindes freuen können. Sie achten dann bei der Erziehung darauf, dass ihr Kind eher einem Blumentopf ähnelt als einem heranwachsenden menschlichen Wesen. Je größer die Gruppe wird, die sich über derart störendes und unkonzentriertes Verhalten Sorgen macht, desto häufiger führt das zur offiziellen Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, für gewöhnlich nur ADHS genannt, bei Kindern und Jugendlichen.
Psychostimulanzien bei ADHS: Nervtötende Kinder bekommen Amphetamine verabreicht
Die globale Zunahme von ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen hat im Gesundheitswesen sämtliche Alarmglocken läuten lassen. Dabei ist allein die bloße Existenz von ADHS äußerst fragwürdig. Zumindest in der Art und Weise, wie man ADHS gegenwärtig versteht. ADHS-Kritiker werden erfreut sein, in diesem Zusammenhang zu lesen, dass der ADHS im US-amerikanischen psychiatrischen Leitfaden Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders eine wesentlich größere Bedeutung eingeräumt wird, als es die Weltgesundheitsorganisation WHO in ihrer International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems tut, was wohl auf eine Überdiagnose zurückzuführen ist.
Heutzutage türmen sich unterschiedliche ADHS-Fälle zu regelrechten Bergen auf. Diese reichen von neurologischen Problemen bis zu Verhaltensstörungen. Oder sie beschreiben einen Mangel an Mitteln und Fähigkeiten, mit dem individuellen Umfeld zurechtzukommen. Es ist daher auch kein Zufall, dass die Verschreibung von Psychostimulanzien bei ADHS seit den 1990er Jahren explosionsartig angestiegen ist. Das gilt für mehrere europäische Länder, aber die meisten Konsumenten befinden sich nach wie vor in den USA.
Ein verbotenes Medikament wird wie ein Bonbon angeboten
Wenn wir uns auf Psychostimulanzien beziehen, meinen wir damit im Besonderen Methylphenidat (MPH). Hierbei handelt es sich um ein Amphetaminderivat. Weltweit wird zur Behandlung von ADHS am häufigsten MPH eingesetzt.
Eine ganze Reihe von Studien untersuchte die Verbindung – in positiver sowie negativer Hinsicht – zwischen der Gabe von Psychostimulanzien und der Entwicklung der Symptome bei auffälligen Kindern, bei denen ADHS diagnostiziert wurde. Diese Studien sind von zweifelhafter Stringenz und von Interessenkonflikten geprägt. So hat beispielsweise der Koordinator und Leiter einer wegweisenden Studie, Dr. Peter S. Jensen, zugegeben, für seine Studie Honorare erhalten zu haben. Die Geldgeber waren multinationale Pharmakonzerne, die in den USA Psychostimulanzien vertreiben.
Nach der Auswertung unzähliger Ergebnisse entschied man sich für eine weitergehende Medikation, also zum Beispiel für eine Verabreichung von MPH. Wir wollen hier aber nicht die Beweggründe zur Realisierung von Studien und deren Ergebnisse infrage stellen, sondern lieber bestimmte Argumente bekräftigen, die uns einen zweifelnden Blick auf diese beunruhigende Gewohnheit werfen lassen: den Gebrauch sowie den Missbrauch von Psychostimulanzien bei Kindern.
Die Geschichte der Psychostimulanzien
Psychostimulanzien werden schon seit Jahrhunderten eingesetzt, um Erschöpfungszustände zu bekämpfen, die körperliche oder geistige Leistung zu steigern oder die Laune eines Menschen zu heben. Aus diesen Gründen greift man zum Beispiel zu Kaffee, Tee, Tabak und Kokain. Diese Substanzen haben als Stimulanzien eine lange Tradition des Ge- und Missbrauchs.
Tun wir nun einen Schritt nach vorn in der Geschichte: Wo finden wir den Zusammenhang zwischen einer Medikation mit Psychostimulanzien und der Therapie von ADHS? Viele Amphetamine gehören in europäischen Ländern zu den illegal gehandelten Substanzen. In Deutschland fallen sie unter das Betäubungsmittelgesetz und sind daher verschreibungspflichtig oder gar nicht zur Therapie zugelassen. Es gibt jedoch ein Amphetamin – Lisdexamphetamin – das Kindern und Jugendlichen mit ADHS verabreicht wird. Wir fragen uns daher, wie das überhaupt möglich sein kann? Wie kann ein derartiges Psychostimulans in einer solchen Regelmäßigkeit an die Zielgruppe verschrieben werden?
Kurzfristig gingen durch diese Behandlungsmethode die ADHS-Symptome in 70% der Fälle zurück. Die Wirkung von Psychostimulanzien bei einer Gruppe von Kindern mit ADHS und einer gesunden Vergleichsgruppe ist jedoch identisch. Dies legt die Vermutung nahe, dass Psychostimulanzien wie Lisdexamphetamin keine spezifische Wirkung haben. Die Wirkung ist also nicht langanhaltender Natur, und eine Chronifizierung bestimmter Probleme ist zu beobachten. Die langfristigen Auswirkungen von Psychostimulanzien auf junge Gehirne sind höchst besorgniserregend. Es wird noch Jahre dauern, bis wir wirklich Gewissheit darüber haben, was wir unseren Kindern und Jugendlichen antun. Und was ADHS in Wahrheit ist.