Psychologische Spätfolgen nach einem Verkehrsunfall - ein Schock fürs Leben

Ein Verkehrsunfall verursacht nicht nur körperliche Verletzungen. Dieses lebensbedrohliche Erlebnis ist oft traumatisch und führt zu Angst oder anderen psychologischen Symptomen.
Psychologische Spätfolgen nach einem Verkehrsunfall - ein Schock fürs Leben
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 27. August 2023

Nach einem Verkehrsunfall stehen zunächst die körperlichen Verletzungen im Vordergrund. Lebensgefährliche Situationen aktivieren jedoch auch Stress- und Notfallmechanismen, die noch Jahre später Ängste oder andere Symptome auslösen können. Für viele ist dieser Schock fürs Leben prägend, deshalb ist die psychologische Betreuung entscheidend.

Wir analysieren in diesem Artikel die Nachwirkungen eines Verkehrsunfalls auf das psychologische und emotionale Wohlbefinden, denn es kann jeden treffen.

Verkehrsunfall: die psychologischen Folgen 

Die lebensbedrohliche Situation dauert oft nur wenige Sekunden, die psychologischen Spätfolgen können durch den Schock jedoch noch Jahre später zu Stress, Traurigkeit, Wut, Schuld und Angstgefühlen führen. Ein Verkehrsunfall kann auch ernste Konsequenzen wie Panikattacken oder Anpassungsstörungen nach sich ziehen.

Für viele bedeutet ein Verkehrsunfall einen Schock fürs Leben, der erhebliche psychologische Spätfolgen auslösen kann.

Wir sprechen anschließend über mögliche traumatische Folgen, an denen viele Betroffene jahrelang leiden.

Posttraumatische Belastungsstörung

Eine posttraumatische Belastungsstörung liegt vor, wenn Betroffene immer wieder intrusive Erinnerungen an den Verkehrsunfall erleben, die länger als ein Monat andauern. Folgende Symptome sind charakteristisch:

  • Albträume
  • Flashbacks
  • Hypervigilanz
  • Stimmungsschwankungen
  • Aufdringliche Erinnerungen an den Unfall
  • Vermeidung von Situationen, die mit dem Ereignis in Verbindung stehen

Angststörungen und Phobien

Wenn Nervosität, ständige Sorgen und Ängste über längere Zeit andauern, entwickeln die Betroffenen häufig Angststörungen oder Phobien. Eines der häufigsten Beispiele ist die Amaxophobie (Fahrangst). 

Depressionen

Nach einem Verkehrsunfall leiden viele Menschen an depressiven Symptomen, insbesondere wenn mehrere Personen am Unfall beteiligt waren. Veränderte Ess- und Schlafgewohnheiten, anhaltende Traurigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und andere Symptome beeinträchtigen ihr tägliches Leben. In diesem Fall ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Stellvertretendes Trauma nach einem Verkehrsunfall

Jene Menschen, die den Verkehrsunfall nicht direkt erleben, den Beteiligten jedoch sehr nahe stehen, erhalten meistens wenig Aufmerksamkeit. Sie können jedoch wie auch die Zeugen eines Verkehrsunfalls an einem stellvertretenden Trauma leiden, wenn sie sehen, dass die geliebte Person physisch oder psychisch an den Folgen des einschneidenden Erlebnisses leidet.

Trauer, Angst, Wut und Schmerz dringen in das Bewusstsein der nahestehenden Person ein, was sehr belastend sein kann.

Die Zeugen eines Verkehrunfalls oder nahestehende Menschen, die den Schmerz und das Leid der betroffenen Person wahrnehmen, können ein stellvertretendes Trauma entwickeln. 

Die Symptome sind sehr ähnlich:

  • Posttraumatische Belastungssymptome: Aufdringliche Erinnerungen an den Unfall, Albträume, Vermeidung von Situationen, die mit dem Ereignis in Verbindung stehen, und Stimmungsschwankungen.
  • Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen: Das stellvertretende Trauma kann zu Schwierigkeiten und Spannungen in der Beziehung führen.
  • Gefühle von Angst, Schuld und Furcht: Die Sorge um die verletzte Person wird von diesen Emotionen begleitet. Viele machen sich Vorwürfe und glauben, dass sie diese schlimme Erfahrung hätten verhindern können.
  • Gefühl der Hilflosigkeit: Da Fachkräfte großteils für die Genesung der verletzten oder traumatisierten Person verantwortlich sind, haben Angehörige oft das Gefühl der Hilflosigkeit. Lange Wartezeiten und die Ungewissheit über den weiteren Genesungsverlauf sind sehr beunruhigend.

Psychisches Trauma nach einem Verkehrsunfall: Was tun?

Obwohl die Folgen eines Unfalls sehr behindernd sein können, ist es möglich, sie zu überwinden. Es gibt zwei wesentliche Grundlagen für die Genesung: soziale Unterstützung und eine professionelle psychologische Intervention.

Die Unterstützung durch Familie und Freunde ist bei jeder psychischen Störung von entscheidender Bedeutung. Wir dürfen nicht vergessen, dass Einsamkeitsgefühle depressive und traumatische Symptome verschlimmern.

Suche dir eine Selbsthilfegruppe, vertraue dich deinen Lieben an und sprich mit ihnen über deine Gefühle und Ideen.

Andererseits ist nach einem Verkehrsunfall psychologische Hilfe zu empfehlen, um Folgebeschwerden zu verhindern. Viele Therapien haben sich als wirksam erwiesen, wie eine Studie in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Cases in Mental Health beschreibt.

In diesem Beitrag wird ein Fall von Amaxophobie mit einer Kombination aus CBT (kognitiver Verhaltenstherapie) und Achtsamkeit behandelt. Sind Kinder betroffen, empfiehlt sich zum Beispiel die systemische Familientherapie.

Für Fälle von unfallbedingten Traumata ohne spezifische Angaben rät die Weltgesundheitsorganisation seit 2013 zur EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitisation and Reprocessing Therapy). Dabei handelt es sich um eine integrative Psychotherapie, die auf traumabedingte Probleme ausgerichtet ist.

Fasse Mut, um dich dem Trauma zu stellen

Ein Autounfall ist ein Unglück für alle: den Fahrer, den Beifahrer, die Familien, die Freunde usw. Wie wir gesehen haben, kann es neben den körperlichen Verletzungen auch Nachwirkungen geben, die sich auf die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken.

Denke jedoch daran, dass es Hilfsmittel gibt, um mit dem psychischen Trauma nach einem Verkehrsunfall umzugehen. Die Unterstützung der Menschen in deinem Umfeld und eine angemessene Beratung bieten eine gemeinsame, ganzheitliche und effektive Heilung.


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Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.