Psychogene Anfälle: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Epileptische Anfälle sind vorübergehende paroxysmale Störungen, die unerwartet und abrupt auftreten und durch abnorme neuronale Aktivität verursacht werden. Es gibt jedoch auch Zustände, die einem epileptischen Anfall ähnlich sind, jedoch ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen. Zu letzteren gehören psychogene Anfälle, die medizinisch als psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNEA) bezeichnet werden.
Die Prävalenz psychogener Anfälle schwankt zwischen 17 und 60 %. Sie können mit epileptischen Anfällen koexistieren. Tatsächlich haben Untersuchungen ergeben, dass die Prävalenz psychogener Anfälle bei Epilepsiepatienten zwischen 3,6 % und 10,8 % liegt und dass epileptische Anfälle wiederum eine Prävalenz von 12 % bis 36 % bei Menschen mit psychogenen Anfällen haben.
Psychogene Anfälle
Es handelt sich um eine Reihe von abrupten und unmittelbaren Veränderungen im Verhalten, in der Kognition und in der Sinneswahrnehmung. Dieser Zustand ist epileptischen Anfällen sehr ähnlich, doch es kommt nicht zu einer abnormen neuronalen Entladung. Psychogene Anfälle stehen mit psychologischen und biologischen Mechanismen im Zusammenhang.
Der Begriff psychogen ermöglicht es uns, diese Art von Anfällen von nicht-epileptischen Anfällen zu unterscheiden, die durch einen transitorischen ischämischen Anfall, Migräne, Synkopen usw. ausgelöst werden. In diesen Fällen hat die Ursache des Anfalls eine neurologische Grundlage, die das Auftreten des nicht-epileptischen Krampfanfalls erklärt.
Die Hauptsymptome psychogener Anfälle sind:
- krampfartige Bewegungen der Arme, Beine oder des Kopfes
- Bewusstseinsverlust
- geschlossene Augen
- dystonische Haltungen
- Vorwärtsbewegungen des Beckens
- Kontrollverlust
Psychogene Anfälle werden mit einer Reihe von psychiatrischen Störungen in Verbindung gebracht, darunter (Giagante et al., 2007):
- Affektive Probleme: Bei 40 – 80 % der Betroffenen konnte eine Komorbidität mit Depression und Dysthymie festgestellt werden.
- Angststörungen: Betroffene leiden häufig an einer posttraumatischen Belastungsstörung (zwischen 35 % und 49 %).
- Dissoziative Störungen: Rund 90 % der Betroffenen zeigen dissoziative Symptome.
- Somatoforme Probleme: Betroffene leiden häufig an dieser Art von Störung.
- Persönlichkeitsstörungen: Besonders häufig sind Borderline-Persönlichkeitsstörungen oder abhängige, histrionische und vermeidende Störungen zu beobachten.
Ursachen und begleitende Faktoren
Die Ätiologie dieser Anfälle ist sehr unterschiedlich. Forscher gehen davon aus, dass es sich um einen maladaptiven Bewältigungsmechanismus handelt, der in Notlagen oder durch übermäßigen Stress ausgelöst wird. Der psychische Konflikt, der durch eine unerträgliche existenzielle Situation entsteht, äußert sich in körperlichen Symptomen (Anfällen), die die Stressoren aus dem Bewusstsein verdrängen (Alsaadi und Marquez, 2005).
Sehr häufig besteht ein Zusammenhang mit sexuellem und körperlichem Missbrauch, Traumata, neurologischen Anomalien, familiärer Dysfunktion, belastenden Lebensereignissen, schlechten zwischenmenschlichen Fähigkeiten, Persönlichkeitsstörungen und Vermeidungsverhalten. Missbrauch und Vernachlässigung gelten als prädisponierende Faktoren, die die Anfälligkeit für die Entwicklung dieser Anfälle erhöhen können.
Zu den auslösenden Faktoren zählen unter anderem Vergewaltigung, Tod oder Trennung von einer geliebten Person, Verlust des Arbeitsplatzes, Unfälle, chirurgische Eingriffe und Naturkatastrophen.
Auch Faktoren wie Wut, Angst, Depression oder Missbrauch können als auslösende Faktoren betrachtet werden. Betroffene verlieren die Kontrolle über die Situation, was psychogene Anfälle auslöst.
Wie werden psychogene Anfälle behandelt?
Der therapeutische Ansatz und die Behandlung hängen vom Einzelfall sowie den auslösenden, triggernden und aufrechterhaltenden Faktoren des Patienten ab. Es kommen sehr verschiedene Interventionen infrage, unter anderem folgende: Verhaltenstherapie, Hypnose, Psychoedukation oder Familientherapie (Bodde et al. 2009).
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine hervorragende Behandlungsmöglichkeit. Die Forschung hat gezeigt, dass sie die Anfallshäufigkeit bei Menschen mit psychogenen nicht-epileptischen Anfällen wirksamer reduziert als die medizinische Standardbehandlung.
Weitere Strategien sind Änderungen des Lebensstils, eine antidepressive medikamentöse Therapie und eine psychodynamische interpersonelle Therapie. Diese Strategien zielen nicht nur darauf ab, die mit psychogenen Anfällen verbundenen Anfälle zu reduzieren, sondern auch die psychiatrischen Komorbiditäten, mit denen sie verbunden sind, zu verbessern, die Funktionalität im täglichen Leben wiederherzustellen und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht-epileptische psychogene Anfälle paroxysmale Veränderungen des Verhaltens, des Bewusstseins und der Körperbewegungen umfassen, die epileptischen Anfällen ähneln, aber nicht auf elektrophysiologischen Veränderungen im Gehirn beruhen.
Die Diagnose und Behandlung stellen eine Herausforderung dar, da die Ursache nicht genau bekannt ist und eine Vielzahl von psychiatrischen und psychologischen Problemen zusammenkommen kann.
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