Psychischer Missbrauch, das unsichtbare Leiden

Beleidigungen, Demütigungen, Einsamkeit, Spott, das Gesetz des Eises, Gaslighting - es gibt viele subtile Anzeichen, die du in einer Beziehung mit psychischem Missbrauch finden wirst.
Psychischer Missbrauch, das unsichtbare Leiden
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 30. April 2024

Psychischer Missbrauch ist eine verborgene Form von Gewalt, die schwer zu erkennen ist und tiefe emotionale Narben hinterlässt. Oft bleibt diese Situation lange Zeit unbemerkt, deshalb sind Aufklärung und Prävention besonders wichtig.

Was ist psychischer Missbrauch?

Psychischer Missbrauch ist eine Form von Gewalt oder Misshandlung, die darauf abzielt, das psychische Wohlbefinden und die emotionale Gesundheit einer Person zu schädigen. Im Gegensatz zum physischen Missbrauch, bei dem körperliche Schäden sichtbar sind, hinterlässt psychischer Missbrauch oft unsichtbare Wunden, die schwer zu erkennen sind.

Typische Strategien sind Gleichgültigkeit oder Ablehnung als Bestrafung, Beleidigungen und Demütigungen. Die Folgen sind vielfach schwerwiegend, insbesondere da die Opfer dieses Forms von Missbrauch ihre Realität oft lange Zeit nicht erkennen oder sich sogar selbst die Schuld für ihre Probleme und Schwierigkeiten zuschreiben. In dieser Art von Beziehung kommt es zu Machthierarchien: Das Opfer wird unterdrückt, kontrolliert und psychologisch manipuliert.

Psychischer Missbrauch hinterlässt tiefe Wunden

Der erhebliche Leidensdruck, der durch diese Form von Missbrauch entsteht, manifestiert sich in verschiedenen Aspekten der Gesundheit des Opfers. Einige der häufigsten Folgen sind:

  • Körperliche Beschwerden: Zu den häufigsten körperlichen Auswirkungen zählen stressbedingte Probleme wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Schlafstörungen, häufige Erkältungen oder chronische Magen-Darm-Beschwerden.
  • Psychische Belastungen: Opfer psychischen Missbrauchs können unter einem geringen Selbstwertgefühl, dem Verlust des Selbstidentifikationsgefühls, Unsicherheit, Angstzuständen, Schwierigkeiten bei der Konzentration und Entscheidungsfindung, Reizbarkeit sowie vermindertem Libido leiden.
  • Problematische Verhaltensweisen: Der Missbrauch kann zu problematischem Verhalten führen, wie Drogenmissbrauch, Vernachlässigung der Selbstfürsorge, zwischenmenschlicher Gewalt oder Vermeidungsverhalten.

Es ist wichtig anzumerken, dass jedes Opfer von psychischem Missbrauch individuell reagiert und daher keine einheitlichen Symptome zeigt. Daher ist eine maßgeschneiderte Unterstützung und Intervention durch Fachkräfte im Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung.

Psychischer Missbrauch kann in jedem Umfeld vorkommen: am Arbeitsplatz, in der Familie, in Beziehungen oder Freundschaften.

Wie erkenne ich psychischen Missbrauch?

Insbesondere für das Opfer ist es schwierig, diese Realität zu erkennen, auch wenn nahestehende Menschen Symptome beobachten und darauf hinweisen. Folgende Anzeichen und Verhaltensmuster sind charakteristisch:

1. Bewusst schädliches Verhalten

Das schädliche Verhalten ist bewusst, unabhängig von den Motiven, die dazu führen. Psychischer Missbrauch äußert sich durch die absichtliche Schädigung und Manipulation des Opfers: Es geht unter anderem darum, Kontrolle über eine Person auszuüben, eigene Minderwertigkeitskomplexe zu unterdrücken oder angestaute Emotionen zu kanalisieren. Die Täter üben jedoch ihre Macht, Kontrolle und Manipulation immer bewusst aus.

2. Kontrollierende Verhaltensweisen

Kontrolle ist ein Mittel des Täters, um die Konsequenzen des Missbrauchs für sich selbst möglichst gering zu halten. Das Opfer entwickelt Angst, wagt es nicht, Entscheidungen zu treffen oder sich vom Täter zu trennen, da es ständig kontrolliert und manipuliert wird.

Die Kontrolle des Handys, des Bankkontos oder jeder Aktivität sind eindeutige Hinweise auf kontrollierendes und missbräuchliches Verhalten.

3. Geringschätzung des Opfers

Ständige Kritik und das Hinterfragen jeder Entscheidung sind Strategien, die das Selbstwertgefühl des Opfers untergraben. Das Ziel ist, Unsicherheit und Abhängigkeit zu erzeugen. Psychischer Missbrauch hat den Zusammenbruch des Selbstkonzepts zur Folge: Der Täter zerstört allmählich die Identität seines Opfers.

4. Isolation des Opfers

Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Folgen psychischer Gewalt nahestehende Personen alarmieren. Um dies zu verhindern, versuchen die Täter meistens, das Opfer schrittweise von seinen Angehörigen zu entfremden.

Dies geschieht häufig durch Kritik oder aktive Maßnahmen, um den Kontakt zu verhindern. Die Kontrolle von Handynachrichten und Aktivitäten sind übliche Strategien. Die Täter versuchen, ihre Opfer davon zu überzeugen, dass Familie und Freunde nicht auf ihrer Seite stehen.

5. Vermeidung von Verantwortung

Durch Gaslighting und emotionale Manipulation wird dem Opfer suggeriert, dass es die volle Verantwortung für sein Leid trägt. Der Täter macht es für seine Wutausbrüche und Eifersucht verantwortlich, denn das Opfer soll glauben, dass es aufgrund seiner eigenen Fehler und Unfähigkeit das Verhalten des Täters provoziert. Psychologischer Missbrauch baut auf geschickte Manipulation auf.

6.  Zyklischer Charakter

In einer missbräuchlichen Beziehung gibt es Höhen und Tiefen, Zeiten der Ruhe und Zeiten der Gewalt. Das Opfer wird regelmäßig belohnt oder bestraft, um es zu binden und willig zu machen. Diese Wechsel zwischen kleinen Gesten und Ereignissen bewegen das Opfer dazu, das Unbehagen in Erwartung “guter Zeiten” zu akzeptieren.

Psychischer Missbrauch: Was tun?

Die Anzeichen zu erkennen, ist der erste und wichtigste Schritt. Doch psychischer Missbrauch erfordert professionelle Hilfe. Wenn du diese Situation selbst erlebst, zögere nicht, dir Unterstützung bei deinen Angehörigen zu suchen und dich an die entsprechenden Einrichtungen zu wenden, um Unterstützung zu erhalten.

Beobachtest du psychischen Missbrauch bei einer nahe stehenden Person, musst du davon ausgehen, dass das Opfer den Täter in Schutz nimmt und die Realität verleugnet. Es kann sich zurückziehen oder negativ auf deinen Kummer reagieren. In diesem Fall kannst du dich an eine Fachkraft wenden (Sozialdienst, Psychologe…), um über mögliche Strategien zur Unterstützung der betroffenen Person zu sprechen. Du kannst das Hilfetelefon 116 016 anrufen, um dich kostenfrei und anonym beraten zu lassen.

Beleidigungen, Demütigungen, Einsamkeit, Spott, das Gesetz des Eises, Gaslighting – es gibt viele subtile Anzeichen, die du in einer Beziehung mit psychischem Missbrauch finden wirst. Auch wenn es schwierig ist, dem ins Auge zu sehen, ist es unsere aller Aufgabe, dieser Geißel für die psychische Gesundheit der Gesellschaft ein Ende zu setzen.


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