Pierre Teilhard de Chardin: Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion
Wir beschäftigen uns heute mit dem Leben eines französischen Geologen, Paläontologen, Philosophen und Theologen mit religiöser Berufung, dessen Werke in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt wurden. Wir sprechen von Pierre Teilhard de Chardin, einem Mann, der Bekanntheit erreichte, da er fest davon überzeugt war, dass sich der Mensch in einer kontinuierlichen geistigen und sozialen Evolution befindet, welche die endgültige spirituelle Einheit bezweckt.
Sein Interesse an der Wissenschaft zeigte sich bereits in seiner Jugend. Er versuchte deshalb, die Wissenschaften in seine Arbeit im Jesuitenorden, dem er angehörte, zu integrieren. Pierre Teilhard de Chardin vertrat die Ansicht, dass das menschliche Epos nichts anderes ist als “ein Weg zum Kreuz”.
Diese Art des Denkens löste 1962 ein Ultimatum der katholischen Kirche aus. Was jedoch nie infrage gestellt wurde, war seine geistige Hingabe. Auch heute noch gilt de Chardin in der Welt der Wissenschaften als eine herausragende Persönlichkeit.
Die frühen Jahre
Pierre Teilhard de Chardin wurde am 1. Mai 1881 als Sohn einer aristokratischen Familie in der historischen Provinz Auvergne in Frankreich geboren. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Lande, auf dem Château de Sarcenat, das seinen Eltern gehörte. Er war das vierte von elf Kindern und wuchs in einem traditionellen, im Katholizismus verwurzelten Umfeld auf.
Nach dem Abitur am Jesuitenkolleg von Mongré in Lyon verbrachte er sein Noviziat in der Jesuitenkompanie in Aix-en-Provence. Später setzte er sein Studium in England fort. Er studierte Theologie in Jersey und wurde 1905 in Hastings zum Priester geweiht.
Parallel zu seiner religiösen Berufung entwickelte de Chardin während eines dreijährigen Aufenthalts in Ägypten, wo er Physik und Chemie lehrte, seine Leidenschaft für die Wissenschaft. Damals, unmittelbar nach seiner Priesterweihe, begann er, sich für Paläontologie und Geologie zu interessieren.
Er nahm an einigen Ausgrabungen teil und arbeitete nach seiner Rückkehr nach Frankreich ab 1912 in dem paläontologischen Labor des Naturhistorischen Museums in Paris. Damit begann seine glänzende Karriere als Forscher der Humanpaläontologie. Pierre Teilhard de Chardin war unter anderem an den Ausgrabungen der Höhlen von Altamira in Spanien beteiligt.
Pierre Teilhard de Chardin und der Krieg
1914 mobilisierte der Krieg diesen jungen Priester, obwohl seine religiöse Berufung ihn dazu brachte, als Krankenpfleger und nicht als Kaplan in einem Regiment von Plänklern in Marokko zu arbeiten. Während des Krieges verweigerte er den Dienst als Priester völlig.
De Chardin bezeichnete dieses ungeheuer dramatische Szenario der Kriegserfahrung als seine Taufe durch die Realität. Der Krieg stellte sein philosophisches Denken auf den Kopf, was sich in seinen frühen Werken widerspiegelt, beispielsweise in “Entwurf und Entfaltung. Briefe aus den Jahren 1914–1919″. Sein großer Mut während des Krieges brachte ihm die Militärmedaille der Ehrenlegion ein.
Paläontologie und Reisen
Nach dem Krieg verbrachte Pierre Teilhard de Chardin einige Zeit in Paris und lehrte am Institut Catholique. Im Jahr 1923 unternahm er die erste seiner paläontologischen Missionen nach China, wo er sich dem Team anschloss, das den Schädel des Peking-Menschen entdeckte.
In den 1930er-Jahren unternahm er weitere Reisen: in die Wüste Gobi, nach Java, Somalia, Kaschmir, in die Mongolei und nach Burma. Der Zweite Weltkrieg brach aus, während er in Peking war, wo er fast sechs Jahre in Halbgefangenschaft verbrachte.
Während seines Aufenthalts in China schrieb Pierre Teilhard de Chardin zwei seiner mystischen Texte: “Die Messe über die Welt” und “Das geistige Phänomen”.
Pierre Teilhard de Chardin und der Ursprung des Menschen
1937 erhielt de Chardin in Philadelphia die Mendel-Medaille in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Humanpaläontologie. Ein Jahr später gründete er das Institut für Geobiologie in Peking, in dessen renommierter wissenschaftlicher Zeitschrift er häufig publizierte.
Ab 1951 ließ sich de Chardin in New York nieder, von wo aus er mehrere wissenschaftliche Expeditionen nach Südafrika unternahm. Bereits damals vermuteten die Naturforscher den Ursprung des Menschen in Afrika. Inzwischen wurde diese Annahme von Wissenschaftlern durch genetische Studien nachgewiesen. Schließlich starb de Chardin in New York am 10. April 1955 im Alter von 74 Jahren.
Ein umstrittenes Erbe
Pierre Teilhard de Chardin war in der Welt der Wissenschaft eine international anerkannte Persönlichkeit. Seine Entdeckungen und Hypothesen über den Ursprung und die Bestimmung des Menschen brachten ihn jedoch zeitlebens in ständigen Konflikt mit der Kirche in Rom.
Seine Theorien über den Platz des Menschen im Universum wurden zu Lehren, die noch heute auf der ganzen Welt gelehrt werden. De Chardin verletzte das Herz der katholischen Kirche zutiefst, und deshalb wurde keines seiner nicht-wissenschaftlichen Werke zu seinen Lebzeiten veröffentlicht.
Sie wurden alle posthum von seinem persönlichen Sekretär publiziert, der damit Jahr 1964 begann, als er die Pierre Teilhard de Chardin Stiftung gründete, um das Vermächtnis dieses außergewöhnlichen Wissenschaftlers zu bewahren.
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The Editor team of Encyclopaedia Britannica. Pierre Teilhard de Chardin Biographie. Recuperado de https://www.britannica.com/biography/Pierre-Teilhard-de-Chardin