Perinatale Trauer: Wie man berufstätige Frauen durch den Verlust begleitet

Perinatale Trauer ist ein komplexes und tiefgehendes Erlebnis, das oft durch Gefühle von Trauer, Schuld, Wut, Leere und manchmal sozialer Isolation geprägt ist.
Perinatale Trauer: Wie man berufstätige Frauen durch den Verlust begleitet
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 26. September 2024

Perinatale Trauer beschreibt den Schmerz, der durch den Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft entsteht. Es handelt sich um ein zutiefst traumatisches Erlebnis, das emotionale, körperliche und psychische Auswirkungen haben kann.

Betroffene Eltern, insbesondere Frauen, durchleben eine intensive Trauer, die oft von Einsamkeit, Schuldgefühlen und sozialem Unverständnis begleitet wird. In dieser schwierigen Zeit benötigen sie nicht nur medizinische Betreuung, sondern auch emotionale und psychosoziale Unterstützung.

Angehörige, Freunde, medizinisches Fachpersonal und Arbeitgeber spielen eine entscheidende Rolle, indem sie einfühlsam auf die Bedürfnisse der betroffenen Frauen eingehen und ihnen helfen, ihren Trauerprozess zu bewältigen. Empathische Begleitung, offene Kommunikation und das Schaffen sicherer Räume sind wesentliche Schritte, um Frauen auf ihrem individuellen Weg der Trauer zu begleiten.

Perinatale Trauer ist ein komplexes und tiefgehendes Erlebnis, das oft durch Gefühle von Trauer, Schuld, Wut, Leere und manchmal sozialer Isolation geprägt ist.

Perinatale Trauer

Der Begriff „perinatal“ umfasst die Zeit unmittelbar vor, während und nach der Geburt, in der solche Verluste auftreten können, wie etwa durch Fehlgeburten, Totgeburten oder den Tod des Neugeborenen in den ersten Lebenswochen. Es gibt jedoch auch Autoren, die diesen Zeitraum umfassender interpretieren (Pía, 2011).

Viele Frauen, die mit dieser Tragödie konfrontiert sind, sind berufstätig. Ihre Produktivität lässt in der Trauerphase oft nach, trotzdem sprechen sie selten über ihren Zustand, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden.

Arbeitgeber, Manager, Vorgesetzte und Personalbeauftragte können in dieser Situation helfen. Sie müssen wissen, dass die betroffene Frau nicht nur Zeit benötigt, sondern auch Raum, um den Verlust zu bewältigen. Wir zeigen nachfolgend verschiedene Schritte auf, um berufstätige Frauen in einer perinatalen Trauerphase zu unterstützen.

“Trauer ist wie ein Ozean; tief und dunkel, manchmal ruhig und manchmal rau, aber immer präsent.”

Earl Grollman

Perinatale Trauer einer Frau

Perinatale Trauer: Arbeit kann helfen

Die Reaktion einer Führungskraft auf eine so schwierige und sensible Situation wie den Verlust eines Kindes zeigt viel über die Kultur am Arbeitsplatz. Sie ist ein starkes Indiz dafür, ob das Unternehmen ein unterstützendes und sicheres Umfeld für seine Mitarbeiter bietet.

Indem Frauen, die ihr Kind verloren haben, empathisch und fürsorglich unterstützt werden, sendet das Unternehmen ein klares Signal an alle Beschäftigten: Das Wohlergehen der Mitarbeitenden steht im Fokus. Unternehmen haben die Wahl, entweder Mitgefühl und Unterstützung zu zeigen oder durch Gleichgültigkeit und Unmenschlichkeit das Vertrauen zu verlieren.

Welche konkreten Schritte können betroffenen Frauen helfen? Eine wirksame Strategie ist, sich an den Wünschen der Mutter zu orientieren. Trauer ist sehr individuell und wird von jedem unterschiedlich erlebt. Deshalb sind auch die Bedürfnisse sehr persönlich. Eine respektvolle Herangehensweise ist aus diesem Grund ein erster hilfreicher Schritt.

“Der Verlust eines Kindes ist nicht etwas, das man überwindet, sondern etwas, das wir lernen, mit uns zu tragen.”

Amy Wright Glenn

Perinatale Trauer: Strategien zur Unterstützung berufstätiger Frauen

Folgende allgemeine Strategien können berufstätigen Frauen in der perinatalen Trauerphase helfen:

  • Flexibilität und einfühlsames Umfeld: Gestalte den Wiedereinstieg nach dem Verlust flexibel. Erarbeite gemeinsam mit der betroffenen Frau einen Plan, der die schrittweise Rückkehr in den Arbeitsalltag erleichtert. Achte dabei auf die individuellen Wünsche und das Wohlbefinden der Frau. Fördere eine Arbeitskultur, die Sensibilität für perinatale Verluste zeigt. Schulungen für Führungskräfte und Kollegen können das Bewusstsein schärfen und zu mehr Verständnis führen.
  • Mitgefühl, auch bei Abwesenheit: Die trauernde Frau steht vor einem unermesslichen Ozean des Leids, der oft endlos erscheint. Sie braucht Raum, Zeit und Verständnis.
  • Unterstützung durch die Belegschaft: Am Arbeitsplatz kann eine Selbsthilfegruppe oder ein Netzwerk Frauen in dieser Situation unterstützen. Kolleginnen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, können wertvolle emotionale Hilfe bieten. Nicht jede Frau ist bereit, daran teilzunehmen; auch das ist in Ordnung, denn wie bereits erwähnt, ist Trauer sehr individuell.
  • Psychologische Unterstützung: Biete Zugang zu professioneller Hilfe wie Psychologen oder Trauerberatern an. Dies kann eine wertvolle Ressource sein, um mit den emotionalen Auswirkungen des Verlusts umzugehen.
  • Klare Protokolle: Implementiere betriebliche Protokolle für perinatale Verluste sollten Mitarbeiterinnen klare Richtlinien und Unterstützungsoptionen bieten, wenn ein solcher Fall eintritt.
  • Kollegenschaft: Gib auch den Kollegen der trauernden Frau Unterstützung. Sie spielen eine wichtige Rolle dabei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Rücksicht und Unterstützung im Vordergrund stehen.
  • Langfristige Unterstützung: Denke daran, dass Trauer kein kurzfristiger Prozess ist. Bleibe auch langfristig in Kontakt und zeige kontinuierlich Unterstützung, wenn nötig.

Diese Maßnahmen helfen nicht nur der trauernden Mutter, sondern tragen auch dazu bei, ein empathisches und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen.

perinatale Trauer belastet Frau am Arbeitsplatz

Den Schmerz anderer so empfinden, als wäre es der eigene

Eine Mitarbeiterin zu unterstützen, die ihr Kind verloren hat, bedeutet, nicht nur an ihr Leid zu denken, sondern es so zu empfinden, als wäre es der eigene Schmerz. An diesem Punkt ist die betroffene Person nicht mehr einfach “eine Angestellte”, sondern in erster Linie ein Mensch – genau wie du, genau wie ich.

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Frau in dieser herzzerreißenden Zeit zu unterstützen. Der beste Ansatz besteht darin, ihre Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse mit großer Sensibilität und Empathie zu respektieren. Dies bedeutet, ihren Schmerz über alle beruflichen Anforderungen zu stellen und alles daranzusetzen, ihr in ihren dunkelsten Momenten ein wenig Licht zu schenken.

“Es ist ein Schmerz, der zu sehr schmerzt, um darüber zu sprechen. Aber selbst in der tiefsten Einsamkeit kann es Licht und Hoffnung geben.”

John Green


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  • Consejo General de la Psicología en España. Cómo apoyar laboralmente a las empleadas tras una pérdida perinatal. Chartered Institute of Personnel and Development. www.infocoponline.es. https://www.infocop.es/view_article.asp?id=22809
  • Fernández-Alcántara, M., Cruz-Quintana, F., Pérez-Marfil, N., & Robles-Ortega, H. (2012). Factores psicológicos implicados en el Duelo Perinatal. Index de Enfermería21(1-2), 48-52. https://dx.doi.org/10.4321/S1132-12962012000100011
  • López García de Madinabeitia, Ana Pía. (2011). Duelo perinatal: un secreto dentro de un misterio. Revista de la Asociación Española de Neuropsiquiatría31(1), 53-70. Recuperado en 30 de marzo de 2023, de http://scielo.isciii.es/scielo.php?script=sci_arttext&pid=S0211-57352011000100005&lng=es&tlng=es.

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