Pathologische Trauer bei Kindern
Trauer bedeutet Akzeptanz und Anpassung an einen Verlust, entweder eines geliebten Menschen, eines materiellen oder immateriellen Gutes. Dies ist für den Einzelnen immer schwierig. Als Erwachsene haben wir es wahrscheinlich mindestens ein oder zweimal erlebt und wissen, wie schwer dieser Prozess ist. Trauer aber ist besonders schwierig für Kinder, da sie empfindlicher auf Veränderungen und Verluste reagieren als der durchschnittliche Erwachsene.
Davon abgesehen manifestiert sich die pathologische Trauer bei Kindern als maladaptives Syndrom, das schwerwiegende Folgen für die allgemeine Entwicklung und das Wohlbefinden haben kann. In diesem Artikel analysieren wir daher, was pathologische Trauer bei Kindern ist und wie sie überwunden werden kann.
“Wie glücklich ich bin, etwas zu haben, das den Abschied so schwer macht.”
Winnie the Pooh
Pathologische Trauer bei Kindern: Was ist das und was sind die Symptome?
Es ist wahrscheinlich, dass wir alle bereits den Verlust eines geliebten Menschen erlebt haben, und selbst wenn wir davon bisher verschont blieben, ist es allgemein bekannt, dass es zutiefst schmerzhaft ist. Nun, bei Kindern hängt die Reaktion auf einen Verlust hauptsächlich von ihrer Reife ab, denn erst im Alter von fünf oder sechs Jahren beginnen sie zu verstehen, was der Tod ist. Wenn sie neun oder zehn Jahre alt sind, können sie den Tod mit all seinen Konsequenzen begreifen.
Grundsätzlich verstehen ältere Kinder, dass der Tod ein irreversibler Prozess ist, dass der Verstorbene niemals zurückkehren wird und dass sie selbst früher oder später ihre Welt neu justieren müssen.
Dies sind einige der charakteristischen Symptome pathologischer Trauer bei Kindern:
- Intensive Traurigkeit und Melancholie
- Anhaltendes Weinen
- Anhedonie, also ein Zustand der Betäubung oder des langanhaltenden emotionalen Schocks
- Gefühl der Leere
- Gefühl der Einsamkeit
- Gedanken über den Tod
- Sorge um den Verstorbenen
- Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit anderen
- Reizbarkeit oder Aggressivität
- Verleugnung und Unfähigkeit, den Tod zu akzeptieren oder Ärger über ihn
- Intensive emotionale Reaktionen bei Erinnerung an den Verstorbenen
- Vermeiden von Orten, Menschen oder Dingen, die mit dem Verstorbenen und dem Tod in Zusammenhang stehen
- Psychosomatische Störungen
Daher beeinträchtigen diese Symptome die normale Funktionsweise des Kindes und verursachen erhebliche schulische, familiäre und soziale Probleme.
Arten der pathologischen Trauer bei Kindern und Erwachsenen
Horowitz et al. (2003) identifizierten vier Arten pathologischer Trauer bei Kindern und Erwachsenen:
- Chronische Trauer: Der Schmerz ist bei Erwachsenen nach einem Jahr und bei Kindern nach sechs Monaten immer noch stark. Der Einzelne hat Schwierigkeiten, sich an sein neues Leben ohne den geliebten Menschen anzupassen.
- Verzögerte Trauer: Direkt nach dem Verlust manifestiert die Person nur wenige Emotionen. Nach einer Weile erlebt sie jedoch einen starken emotionalen Ausbruch.
- Überhöhte Trauer: Die Person fühlt sich von dem Schmerz überwältigt, sodass sie sogar zu aggressivem Verhalten und Selbstverletzung greifen kann. Darüber hinaus kann ihre Trauer zu weiteren psychischen Störungen führen.
- Maskierter Kummer: Die Person hat körperliche und emotionale Probleme, die zu weiteren Beschwerden führen. Jedoch ist sie sich nicht bewusst, dass diese Probleme von ihrer Trauer herrühren.
“Trauer ist wie ein langes Tal, ein kurvenreiches Tal, in dem jede Kurve eine völlig neue Landschaft offenbaren kann.”
C. S. Lewis
Angemessener Kummer vs. pathologische Trauer bei Kindern
Unter einem normalen Trauerprozess versteht man die entscheidende Phase, in der eine Person:
- Auf den Verlust reagiert
- Versteht, was der Verlust bedeutet
- Den Verlust akzeptiert
- Ihr Leben ohne den geliebten Menschen neu gestaltet
- Die Erinnerung an den geliebten Menschen schließlich keine erheblichen emotionalen Reaktionen verursacht
Wie lange sollte dieser Prozess dauern? Wissenschaftler und psychologische Fachkräfte gehen davon aus, dass es besser ist, ein Anpassungskriterium anstelle eines zeitlichen Kriteriums festzulegen. Darüber hinaus sind sich alle Spezialisten einig, dass normale Trauer das Leben einer Person nicht wesentlich behindert.
Die pathologische Trauer bei Kindern, die mindestens 6 Monate andauert, ist jedoch viel komplexer: Die Trauer ist intensiver und langanhaltender, was zu Fehlanpassungs- und Vermeidungsverhalten führt, das letztendlich das Leben des Kindes behindert oder einschränkt. Pathologische Traurigkeit kann die Emotionen, das Selbstwertgefühl und die Identität des Kindes beeinflussen.
Die Kontroverse in Verbindung mit pathologischer Trauer bei Kindern
Einige Experten lehnen die Diagnosekategorien für pathologische Trauer, wie sie im Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen dargelegt werden, ab. Der Grund dafür ist, dass sie überzeugt sind, dass jede Person Prozesse individuell verarbeitet und interpretiert. Außerdem drückt jeder Mensch seine Gefühle auf seine eigene Art aus.
Das heißt, für diese Psychologen und Ärzte ist die Einbeziehung des pathologischen Kummers als psychopathologische Störung nichts weiter als der Glaube an die psychische Erkrankung eines Individuums, wenn dieses in Wirklichkeit nur sehr empfindlich auf einen Verlust reagiert.
Andere Fachleute sind hingegen überzeugt, dass pathologische Trauer bei Kindern existiere. Sie sind froh, dass dieses Phänomen in den oben genannten Leitfaden aufgenommen wurde, weil sie nun mehr Informationen über die jeweiligen Anzeichen und Symptome erhalten können. Sie halten es für wichtig, das klinische Bild, den Verlauf und epistemologische Parameter wie die Prävalenz zu untersuchen, um Fehlinformationen zu vermeiden und das Bewusstsein für dieses Thema und seine wirksame Behandlung zu erhöhen.
Einige Empfehlungen für pathologische Trauer bei Kindern
Heutzutage gibt es wirksame Therapien zur Behandlung pathologischer Trauer bei Kindern und Erwachsenen. Als Erstes sollten wir uns an einen Psychologen wenden, um diesen Zustand zu behandeln.
Darüber hinaus möchten wir folgende Empfehlungen bezüglich pathologischer Trauer bei Kindern geben:
- Sprechen wir mit dem Kind und beantworten seine Fragen.
- Seien wir aufmerksam genug, um die Zweifel des Kindes zu beseitigen. Lassen wir das Kind wissen, dass wir da sind, um ihm bei Ängsten oder Unsicherheiten zu helfen.
- Lassen wir das Kind seine Gefühle und Gedanken frei ausdrücken.
- Seien wir verständnisvoll und geduldig mit dem Kind.
- Stellen wir sicher, dass das Kind über angemessene Informationen über den Tod verfügt und weiß, wie sein Leben aussehen wird, wenn der geliebte Mensch verschwunden ist.
- Bieten wir ihm Vertrauen und Zuneigung während des gesamten Prozesses.
Ob pathologisch oder nicht, Trauer ist niemals einfach. Es ist wichtig, zu lernen, für Menschen da zu sein, die einen Verlust erleben. Lassen wir sie wissen, dass sie nicht allein sind und dass ihre Gefühle vollkommen gültig sind. Seien wir eine helfende Hand bei ihrem Anpassungsprozess an eine neue Realität.
“Trauer ist wie der Ozean; sie kommt auf Wellen, die abschwellen und fließen. Manchmal ist das Wasser ruhig und manchmal ist es überwältigend. Wir können nur schwimmen lernen.”
Vicki Harrison
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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