MMPI, ein multiphasischer Persönlichkeitstest
Die menschliche Persönlichkeit ist ein komplexes Konstrukt. Um sie besser zu verstehen, stehen Psychologen und Psychologinnen verschiedene Instrumente zur Verfügung, unter anderem der Minnesota Multiphasic Personality Inventory, kurz MMPI. Dieser Persönlichkeitstest kommt in der klinischen Psychologie und Psychiatrie häufig zur Anwendung. Erfahre anschließend mehr über Einsatzbereich, Zuverlässigkeit und andere wissenswerte Aspekte.
MMPI zur Bewertung der Persönlichkeitsstruktur
Der MMPI ermöglicht es Fachkräften, verschiedene Aspekte der Persönlichkeit zu bewerten, unter anderem die emotionale Stabilität, Medikamentenmissbrauch, Suizidtendenz oder Zugänglichkeit für Psychotherapien. Die Gültigkeit und Zuverlässigkeit dieses Instruments wurde durch wissenschaftliche Studien belegt, wie unter anderem aus einer in der Zeitschrift Assessment veröffentlichten Artikel hervorgeht.
Die Ergebnisse sollten von geschulten Fachkräften und im Zusammenhang mit anderen Informationen interpretiert werden. Der MMPI ist umfassend und weltweit anerkannt. Dieser Persönlichkeitstest kann vergangenes Verhalten bewerten und zukünftiges Verhalten vorhersagen.
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MMPI: ein kurzer geschichtlicher Überblick
Der Minnesota Multiphasic Personality Inventory hat eine interessante Geschichte, die bis in die 1930er-Jahre zurückreicht. Die Psychologen Starke R. Hathaway und J.C. McKinley entwickelten das Instrument an der Universität von Minnesota mit dem Ziel, eine genauere und zuverlässigere psychologische Beurteilung zu ermöglichen. Diese Bewertung sollte dem Bedarf eines objektiven, wissenschaftlichen und fundierten Instruments zur Beurteilung der Persönlichkeit gerecht werden.
Hathaway und McKinley beabsichtigten, ein Instrument für den klinischen Bereich und die akademische Forschung zu entwickeln. Im Laufe der Jahre wurde der MMPI überarbeitet und aktualisiert, um seinen Wert und seine Glaubwürdigkeit zu gewährleisten. Das Original, bekannt als MMPI-1, wurde 1943 veröffentlicht.
Später kamen überarbeitete Versionen wie der MMPI-2 und der MMPI-2-RF (Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2 Restructured Form) auf den Markt, die eine bessere Genauigkeit und Anpassungsfähigkeit aufwiesen. Heute kommt der MMPI häufig zum Einsatz, da er einen wichtigen Beitrag zum Verständnis einer Person und ihrer psychischen Störungen leisten kann.
“Die aktuelle psychologische Forschung ist die Grundlage für die Verbesserung der klinischen Praxis und die Förderung wirksamer Interventionen zum Wohle der psychischen Gesundheit.”
Elizabeth Loftus
MMPI: die verschiedenen Varianten
Es gibt verschiedene Varianten für unterschiedliche Anforderungen bei der Beurteilung der Persönlichkeit und Psychopathologie. Der MMPI-2 ist eine überarbeitete und neu gestaltete Version, die 1989 veröffentlicht wurde und zu den am häufigsten verwendeten Bewertungsinstrumenten zählt. Dieser Persönlichkeitstest umfasst 567 Items, wobei viele dem ursprünglichen Instrument entsprechen und andere neu hinzugefügt oder formuliert wurden, um seine Validität und Genauigkeit zu verbessern (Butcher et al., 1990).
Der MMPI-2 wird in einer Vielzahl von Kontexten eingesetzt, unter anderem in der klinischen Praxis, bei der Rekrutierung und in der Forschung.
Der MMPI-2-RF (restrukturiert) ist eine überarbeitete Version des MMPI-2, die 2008 veröffentlicht wurde. Diese Version umfasst 338 Items und ist somit kürzer, behält Jedoch die Integrität und Validität bei. Dieses Modell reduziert den Zeitaufwand und erleichtert die Interpretation. Es behält die Schlüsselskalen und -dimensionen des MMPI-2 bei, hat aber einen effizienteren Ansatz.
Andere Versionen
Es gibt spezielle Versionen, wie den MMPI-A (für Jugendliche) und den MMPI-3 (die neueste, die 2019 veröffentlicht wurde). Beide sind an unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Beurteilungszwecke angepasst. Jeder MMPI-Typ hat seine eigenen Merkmale und Funktionen. Es ist deshalb wichtig, je nach Kontext und Bedarf des Tests den am besten geeigneten auszuwählen.
MMPI: die Anwendung
Die Anwendung des erfolgt in mehreren Schritten:
- Fragebogen: Die zu beurteilende Person beantwortet die Fragen auf Papier oder in digitaler Form. Die Fachkraft beaufsichtigt diesen Prozess oder füllt die Fragen in manchen Fällen selbst aus.
- Auswertung: Die Fachkraft verwendet ein Punktesystem, um den Persönlichkeitstest auszuwerten. Anschließend analysiert sie die Ergebnisse auf den verschiedenen Skalen und vergleicht sie mit den Werten einer Referenz- oder Normstichprobe. Die Interpretation erfordert Fachwissen, da sie die Untersuchung von Antwortmustern, klinischen und Validitätsskalen beinhaltet.
Die Ergebnisse des MMPI werden normalerweise mit klinischen Interviews, Beobachtungen oder andere psychologischen Tests kombiniert, um eine umfassende und genaue Einschätzung der Persönlichkeit und der Psychopathologie der Person zu erhalten.
Einsatzbereich
Dieser Persönlichkeitstest eignet sich für Personen ab 18 Jahren. Er kommt in der Psychiatrie und in der klinischen und forensischen Psychologie zur Anwendung und wird von erfahrenen Fachkräften interpretiert. Auch Sozialarbeiter, Forscher, Personalmanager und Berufsberater verwenden dieses Instrument, um Informationen über die Persönlichkeit einer Person zu erhalten.
Welche Bereiche bewertet der MMPI?
Der Minnesota Multiphasic Personality Inventory erfasst eine Vielzahl von Aspekten der Persönlichkeit und der Psychopathologie. Er misst Verhaltensweisen und emotionale Merkmale, um ein vollständiges Profil der untersuchten Person zu erstellen. Einige der wichtigsten Skalen und Ebenen, die im MMPI-2 analysiert werden, sind:
- Gültigkeitsskalen. Der MMPI enthält mehrere Skalen, die Konsistenz und Aufrichtigkeit bewerten. Diese helfen dabei, mögliche Verzerrungen in den Antworten zu erkennen und sicherzustellen, dass die Ergebnisse gültig und zuverlässig sind.
- Inhaltsskalen. Der MMPI-2 enthält Inhaltsskalen, die bestimmte Bereiche der Persönlichkeit und des Verhaltens untersuchen. Sie decken Themen wie Aggression, Sexualität, soziale Ängste, Autorität und Trotz ab.
- Inhaltskomponentenskalen. Dazu gehören Skalen, die zusätzliche und ergänzende Informationen über die Person liefern und Merkmale wie den Verteidigungsstil, die Reaktion auf eine Therapie und das Vorhandensein von somatischen Symptomen erfassen.
- Klinische Skalen. Es gibt zehn Skalen, die verschiedene psychopathologische Aspekte wie Depression, Angst, Paranoia, Schizophrenie, antisoziales Verhalten und andere Persönlichkeitsstörungen bewerten. Diese Skalen geben Auskunft über das Vorhandensein und den Schweregrad verschiedener psychischer Probleme.
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MMPI: Schlussfolgerungen
Der MMPI ist weithin für seine Gültigkeit und Zuverlässigkeit anerkannt. Er wurde strengen Studien und Überprüfungen unterzogen, die seine Genauigkeit und Nützlichkeit in einer Vielzahl von Kontexten belegen.
Es ist jedoch wichtig, sich vor Augen zu halten, dass kein psychologischer Test perfekt ist und dass die Ergebnisse des Minnesota Multiphasic Personality Inventory zusammen mit anderen Informationen interpretiert werden müssen. Obwohl dieser Persönlichkeitstest aufgrund seiner aktualisierten Versionen ein wertvolles und vorteilhaftes Instrument ist, darf nicht vergessen werden, dass seine Wirksamkeit von seiner Anwendung durch geschulte Fachkräfte abhängt.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Butcher, J. N., Graham, J. R., Williams, C. L., & Ben-Porath, Y. S. (1990). Development and use of the MMPI-2 Content Scales. University of Minnesota Press. https://psycnet.apa.org/record/1990-97427-000
- Rogers, R., Sewell, K. W., Martin, M. A., & Vitacco, M. J. (2003). Detection of feigned mental disorders: A meta-analysis of the MMPI-2 and malingering. Assessment, 10(2), 160-177. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1073191103010002007?journalCode=asma
- Zambrano-Guerrero, C. A., Caicedo Padilla, D. A., & Matabanchoy Tulcán, S. M. (2015). Revisión sistemática sobre el Inventario Multifásico de Personalidad de Minnesota (MMPI). Universidad Y Salud, 17(2), 246–261. https://revistas.udenar.edu.co/index.php/usalud/article/view/2711