Menschliche Gewalt: Warum können wir sie nicht verhindern?

Menschliche Gewalt ist immanent und stellt eine Bedrohung für jede Gemeinschaft und letztendlich auch für unsere ganze menschliche Gesellschaft dar. Es gibt zahlreiche Theorien über die Entstehung von Gewalt und dem "Bösen". Heute wollen wir einige der interessantesten näher betrachten. Lies einfach weiter und erfahre mehr darüber!
Menschliche Gewalt: Warum können wir sie nicht verhindern?
Laura Llorente

Geschrieben und geprüft von der Philosophin Laura Llorente.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Die Hauptaufgabe der Menschenrechte ist es, unsere unveräußerlichen Grundrechte zu schützen, die wir von Natur aus haben. Wir haben sie einfach aus dem Grund, weil wir Menschen sind. Sie sollen den Respekt für unser Leben, unsere Freiheit und unser Streben nach Glück garantieren. Allerdings werden diese Grundrechte in Kriegszeiten oder anderen Situationen, in denen menschliche Gewalt auftritt, oftmals nicht geachtet. In diesen Zeiten ist es sehr schwer für uns, in Sicherheit und unverletzt zu bleiben. Auch Zerstörung und Gewalt sind dann allgegenwärtig.

Hegels “Theorie der Geschichte” ging davon aus, dass sich die Prinzipien der These und Antithese (geschichtliche Ereignisse) in dem auflösten, was wir heute als Grundlage der Synthese kennen. Die Synthese stellt den Ausgleich zwischen gegnerischen Parteien her. Allerdings scheint es, als wäre Hegel sowohl in seiner Theorie der Geschichte als auch in seiner “Herr-Knecht-Dialektik” zu optimistisch gewesen.

Wenn wir feststellen, dass sich die negativen und schlechten Aspekte der Geschichte weiterentwickeln, dann ist dies keine haltlose und unbegründbare Aussage. Aus unserer heutigen Perspektive können wir sowohl die Vergangenheit reflektieren, gegenwärtige Ereignisse analysieren und aufgrund unserer Erfahrungen auch künftige Ereignisse voraussagen. Und alles deutet darauf hin, dass die Aussage zutreffend ist.

Sogar im 1. Buch Mose, der Genesis, lesen wir, dass auch der Gott der abrahamitischen Religionen Gewalt ausübte, als er die Menschen aus dem Paradies vertrieb. Und das geschah, weil sie es wagten, die verbotenen Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen.

Gemäß der religiösen Überzeugung kann nur Gott dieses Wissen besitzen. Darüber hinaus sündigte Eva auf anmaßende Weise, indem sie einen Apfel vom Baum der Erkenntnis aß. Was daraufhin folgte, waren Schmerzen und Gewalt. Das ganze Ausmaß und die wirkliche Tragödie enthüllen uns die Brüder Kain und Abel durch ihre Handlungen: das Streben nach Besitz und Macht. (Kain bedeutet “Besitz” und Abel “Unschuld”).

Der Geist der Herrschaft und der Todestrieb

menschliche Gewalt - Marmorskulptur

Daher können wir zweifelsfrei feststellen, dass dass Streben nach Besitz letztendlich ein Verlangen nach Macht und Herrschaft ist. Wenn jemand nicht das besitzt, was er möchte, dann muss er sich an einem anderen Ort danach umsehen. Und genau daran erkennen wir, dass dieser Mensch eigentlich danach strebt, einen anderen Menschen zu beherrschen. Dies kann er nur dadurch erreichen, indem er von ihm Besitz ergreift und ihn nicht mehr loslässt.

Genau dieses Besitz- und Machtstreben, löst menschliche Gewalt aus und veranlasst uns dazu, auch dafür zu töten. Daher hat Freud diesen Trieb als “Todestrieb” beschrieben.

Besitz und Macht sind letztendlich nichts anderes als das Verlangen, andere zu beherrschen, um das in Besitz zu nehmen, was ihnen gehört. Wenn derjenige, der das Objekt der Begierde besitzt, sich weigert, dieses an den Herrscher herauszugeben, dann wird der Besitzer durch menschliche Gewalt sterben.

Oder wie Nietzsche es ausdrückte: “Wo es Leben gibt, existiert auch ein Wille zur Macht. Und selbst die stärksten Lebewesen werden ihr Leben riskieren, um mehr Macht zu erlangen. Das legt die Vermutung nahe, dass der Wille zur Macht stärker ist als der Überlebenswille.” Daraus lässt sich folgern, dass du expandieren musst, um das zu bewahren, was du bereits hast.

Menschliche Gewalt: Wer gewinnt in einer gewalttätigen Welt?

Betrachten wir diese Frage am dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Für Adolf Hitler war Deutschland das einzige Land, in dem Kultur und Stärke existierten. Zur damaligen Zeit hatte Deutschland den Willen zur Macht und es gab keinen anderen “Führer” als ihn.

In seiner Vorstellung war Deutschland das einzige Land, das ihm das geben konnte, was er wollte. Aus dieser Überzeugung entwickelte sich dann sein Drang zu expandieren und grausam zu töten, um dadurch sein Reich und seine Macht zu vergrößern.

Wenn du etwas wirklich haben willst, dann musst du denjenigen dominieren, der es besitzt, damit du es in deinen eigenen Besitz nehmen kannst. In diesem Fall, so stellte bereits Hegel fest, wird derjenige gewinnen, der die geringste Angst vor dem Sterben hat.

Das Streben nach Meisterschaft ist spirituell und daher sehr motivierend. Dennoch liegt uns die Angst vor dem Sterben im Blut. Letztendlich sind wir Menschen also nichts anderes als einfache Säugetiere. Diejenigen, die weiter kämpfen, erhalten sich ihren Zustand als denkende Menschen.

Die Welt gehört den Herrschern. Sie haben die Macht über die Medien und können Kriege initiieren. Beides ist erforderlich, um die Welt zu erobern. Außerdem können sie die Welt in Besitz nehmen, weil die Menschen Angst haben. Und wenn Menschen Angst haben, dann versuchen sie nicht, sich dagegen aufzulehnen.

“Nur demjenigen, dem die Jugend folgt, gehört die Zukunft.”

-Adolf Hitler-

Menschliche Gewalt und die Sucht nach Macht

menschliche Gewalt - zwei Männer

Für Nietzsche ist der Wille zur Macht in uns Menschen verankert. Er sieht ihn als etwas Positives und Lebendiges. Der Wille zur Macht ermöglicht dem Menschen, sein Leben zu leben und sich nicht in der Welt der Arbeit zu verlieren. Der Wille zur Macht existiert, da die Evolution fortwährend voranschreitet. Wir lieben uns selbst und daher wollen wir nicht nur das behalten, was wir haben, sondern darum kämpfen, noch mehr zu bekommen.

Der Wille zur Macht liegt genau in dieser Konfrontation zwischen dem, was du bereits hast und dem, was du noch haben willst. Zwischen dem Herren und dem Knecht; der Knecht unterwirft sich, weil er Angst davor hat, zu sterben. Genau so wird der Knecht unterworfen und beinahe zur Bedeutungslosigkeit degradiert. Nur diejenigen, die weniger Angst haben, mehr Dinge begehren und keine Skrupel haben, anderen Schaden zuzufügen oder für das zu kämpfen, was sie haben wollen, werden ihre menschliche Würde erhalten können.

Diese Theorie über die menschliche Gewalt geht davon aus, dass sie existiert, weil sie schon immer existiert hat. Daher wird sie auch für immer weiter existieren. Sie ist uns Menschen inhärent und offensichtlich ein Teil unserer Natur.


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  • De Zan, J. 2009: La Filosofía social y política de Hegel. Buenos Aires: Ediciones del Signo.

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