Mehr Lebensfreude: Begeisterung gibt dir Kraft
Der spanische Schriftsteller und Philosoph Miguel de Unamuno liebte es, kleine Origami-Kunstwerke aus Papier zu falten. Er nannte diese Technik allerdings “Kokotologie”. Die bekannte amerikanische Dichterin Emily Dickinson liebte es, Brot zu backen: Sie entwickelte mit Begeisterung neue Rezepte und erfreute sich an dem herrlichen Geruch des frischen Brotes.
Auch die Leidenschaft der britischen Schriftstellerin Agatha Christie ist überraschend: Sie hatte in ihrer Kindheit einen Traum, in dem sie als Archäologin die Überreste antiker Städte ausgrub. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sie Begeisterung für Archäologie. Obwohl sie ihr Leben schließlich der Schriftstellerei widmete, reiste sie im Alter von 40 Jahren in die antike Stadt Ur im Irak, ein wichtiges Zentrum des alten Mesopotamiens, um diese Welt aus Sand, Felsen und Geheimnissen zu entdecken. Dort traf sie die Liebe ihres Lebens: den renommierten Archäologen Max Mallowan.
Viele der kleinen Dinge, die uns faszinieren und begeistern, erlangen in unserem Leben eine große Bedeutung. Wenn du deine Leidenschaften kennst und ihnen Zeit widmest, bereicherst du dein Leben mit mehr Kraft und Lebensfreude.
Wir brauchen lohnende Erfahrungen, die unserem Leben Motivation, Sinn und Freude geben.
Das tägliche Schokoladeneis
Eine Depression ist weitaus mehr als nur Traurigkeit: Betroffene sind in ihrer ständigen Anhedonie gefangen. Mit anderen Worten: Sie sind nicht in der Lage, Freude, Neugier, Genuss oder Zufriedenheit zu erleben. Auch für Aktivitäten, die sie früher mit Begeisterung ausführten, haben sie jedes Interesse verloren. Die Auswirkungen sind verheerend, denn wir sind darauf programmiert, nach Lebensfreude zu streben und unangenehmen Situationen auszuweichen.
Emotionen mit positiver Valenz aktivieren die Ausschüttung von Dopamin, Serotonin und Adrenalin – Hormone, die unser Wohlbefinden und unsere Motivation fördern. Ein Mangel an diesen Botenstoffen führt zu Unbehagen.
Der Psychologe Silvan Tomkins hat mit seiner Affekttheorie eine Idee entwickelt, die wir nicht vergessen sollten: Die psychische Gesundheit hängt zu einem großen Teil von der Fähigkeit ab, lohnende Erfahrungen zu maximieren. Die Suche nach Begeisterung wird zum täglichen Rettungsanker, auch wenn es noch so unbedeutende Dinge sind – beispielsweise ein Schokoladeneis.
Ein motiviertes Gehirn, das sich begeisern lässt, entwickelt einen flexibleren und veränderungsorientierten kognitiven Ansatz, um Wohlbefinden und neue Ziele zu erreichen.
Begeisterung fördert deine kognitive Flexibilität
Oft lassen wir uns für elementare, unbedeutende Dinge begeistern, so wie Emily Dickinson eine Leidenschaft für Brotbacken entwickelte oder Agatha Christie von Archäologie fasziniert war. Beiden hat diese Begeisterung geholfen, in ihrer wahren Berufung – der Schriftstellerei – erfolgreich zu sein. Wenn du eine Aktivität findest, die du mit Leidenschaft ausübst, erweiterst du deine Perspektiven und durchbrichst negative Denkmuster.
Die Forschung zeigt, dass positive Emotionen die kognitive Flexibilität fördern: Sie erleichtern es dem Gehirn, sich durch neue Ideen und Verhaltensweisen an unerwartete und sich verändernde Situationen anzupassen. Wer sich jedoch von Angst, Entmutigung und Kummer gefangen nehmen lässt, ist nicht in der Lage, auf Herausforderungen zu reagieren oder innovative Ideen für einfache Probleme zu entwickeln. Angst und Entmutigung dominieren.
Emotionen wie Freude, Neugier oder Leidenschaft ermöglichen es uns, an Veränderungen besser anzupassen.
Entdecke deine Begeisterung
Nach einem erholsamen Waldspaziergang oder einem leckeren Schokoladeneis schaut die Welt meistens schon viel freundlicher aus. Musik, gute Lektüre oder ein anders Hobby, das du mit Enthusiasmus verfolgst, eröffnen neue Horizonte und geben dir Kraft für Veränderungen. Sie helfen dir, deine Überzeugungen neu zu formulieren, einschränkende Gedanken zurückzulassen und mehr Lebensfreude zu genießen.
Begeisterung wirkt außerdem ansteckend. Die Psychologin Barbara Fredrickson weist in ihren Werken immer wieder auf die Macht der guten Gefühle hin, die auch du nutzen kannst, indem du deine Leidenschaften entdeckst:
1. Was bereitet dir Freude?
Freude ist mehr als nur Lachen, es geht um ein intensives, positives und überschwängliches Gefühl. Manchmal reicht es, mit jemandem zusammen zu sein, der mit seinen Ideen und seinem Witz immer das Beste aus dir herausholt, um das Leben heller und hoffnungsvoller zu sehen.
2. Gelassenheit und Ruhe
Ein Spaziergang, gute Lektüre, ein Nickerchen, Meditation… Wir alle können auf die einfachsten Arten Ruhe finden. Das sind die Momente, in denen du dich dankbar, sicher und in Frieden fühlst.
3. Der neugierige Geist
Betrachte deine Umwelt mit dem kindlichen Blick, der neugierig versucht, sein Wissen zu erweitern. Neues zu lernen, fördert dein psychologisches und geistiges Wohlbefinden.
4. Hoffnung
Konzentriere dich auf Dinge, die dir in jeder Situation Hoffnung geben. Wenn du dich deinen Leidenschaften widmest, fühlst du die starke Verbindung zum Leben und kannst Kraft schöpfen, um schwierige Situationen besser zu überwinden.
5. Gesunder Stolz
Ein Hobby kann dir neue Perspektiven öffnen und deine Talente zur Schau stellen. Du kannst stolz auf dich sein und dein Selbstwertgefühl fördern.
6. Spaß und Unterhaltung
Eine leidenschaftliche Beschäftigung ermöglicht es dir, Spaß zu haben und dein inneres Kind zu nähren. Diese kleinen Glücksmomente machen dich stark und helfen dir, die Widrigkeiten des Lebens besser zu überstehen.
Lasse dich begeistern und inspirieren, finde einen Weg, deine emotionale Gesundheit durch leidenschaftliche Aktivitäten zu fördern – es gibt unzählig viele Möglichkeiten. Begeisterung nährt deine Lebensfreude und gibt dir Kraft!
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- Benjamin, J. & Atlas, G. (2015). The ‘too muchness’ of excitement: Sexuality in light of excess, attachment and affect regulation. International Journal of Psychoanalysis, 96, 39-63.
- Tomkins, S.S. (1995). Script Theory. In V. Demos (Ed.), Exploring Affect: The Selected Writings of Silvan S. Tomkins (pp. 312-410), New York: Cambridge University Press.
- Tomkins, S.S. (1962/2008). Affect Imagery Consciousness. New York: Springer.