Meditation: Was sagt die Wissenschaft dazu?

Meditation: Was sagt die Wissenschaft dazu?
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Eva Maria Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Meditation ist mittlerweile so populär, dass sie für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt wird. Heutzutage findet sie in vielen Bereichen unseres Lebens Anwendung. Dafür gibt es aber auch gute Gründe, denn Meditation hat zahlreiche Vorteile für unsere körperliche sowie geistige Gesundheit. Vielleicht ist sie deshalb so beliebt.

Trotz der Vorteile lehnen viele Menschen Meditation aber ganz ab, weil sie nicht daran “glauben”. Doch Meditation ist keine Religion. Wir müssen nicht daran glauben, dass diese Technik funktioniert. Genauso wenig bedarf es Glück oder Magie, um zu meditieren.

Menschen glauben, dass Meditieren ihnen viele Vorteile bringe. Dies ist auch wissenschaftlich bewiesen. Und während man Beweise sammelt, findet man noch viele weitere Vorzüge, die die Meditation mit sich bringt.

In den letzten Jahren haben Forscher viele Erkenntnisse über den Nutzen von Meditation zusammengetragen. Tatsächlich wird der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Meditation weiter erforscht, um noch mehr über die Vorzüge dieser Technik zu lernen. Wahrscheinlich sind die Vorteile, die wir in diesem Artikel nennen, daher erst der Anfang.

Meditation macht uns kreativer

Ein wissenswerter Vorteil von Meditation ist, dass sie unsere Kreativität fördern und steigern kann. In den Jahren 2012 und 2014 wurden an der Universiteit Leiden (Niederlande) zwei Studien durchgeführt. Diese ergaben, dass bestimmte Meditationstechniken kreatives Denken fördern.

Die Forscher untersuchten in diesen Studien eine Meditationstechnik, die sich ‘open monitoring’ nennt und eine Achtsamkeitsübung ist. Bei der Anwendung dieser Technik sind wir für alle Gedanken und Empfindungen offen. Dabei sollen wir uns nicht auf ein bestimmtes Konzept oder Objekt konzentrieren. Ein Teil der Studienteilnehmer sollte so meditieren, die Kontrollgruppe jedoch nicht: Anschließende Aufgaben wurden von ersteren im Durchschnitt kreativer gelöst; sie nutzten mehr neue Ideen als die Kontrollgruppe.

Diese Ergebnisse stützen die These, dass Meditation einen bleibenden Einfluss auf die Wahrnehmung haben kann. Dies schließt unseren Ideenfindungsprozess ein und die Art und Weise, wie wir Ereignisse wahrnehmen. Im Übrigen profitieren von dieser Methode nicht nur Menschen, die schon länger diese Technik nutzen, sondern auch Neulinge.

Silhouette eines Menschen, der wächst

Meditation reduziert Angst und Stress

Der größte Vorteil von Meditation ist, dass Stress reduziert bzw. sogar verhindert werden kann. Eine Studie, die im Januar 2017 von der Georgetown University (Washington, D.C., USA) veröffentlicht wurde, zeigte: Meditation reduziert hormonelle Reaktionen, die durch Stress getriggert werden. Dies gilt vor allen Dingen, wenn wir Achtsamkeitsübungen ausführen. Diese Studie lieferte auch Beweise dafür, dass bewusste Meditation Angst bekämpfen kann.

Die Forscher entdeckten, dass Patienten mit einer Angststörung körperliche Symptome drastisch reduzieren konnten, nachdem sie einen Meditationskurs absolviert hatten. Patienten, die einen Stress-Management-Kurs ohne Meditation absolvierten, erzielten schlechtere Ergebnisse.

Eine weitere Studie von Forschern der University of Waterloo, Kanada, die im Mai 2017 veröffentlicht wurde, untersuchte den Einfluss von Meditation auf 82 Teilnehmer, die an Angstzuständen litten. Die Ergebnisse zeigen, dass schon 10 Minuten Meditation einem ängstlichen Menschen helfen können, sich besser zu konzentrieren. Kreisende Gedankengänge nahmen bei den Testpersonen durch das Bewusstmachen des gegenwärtigen Moments an Intensität ab. Gerade diese kreisenden Gedanken, die unnötig sind und keinen Nutzen haben, sind ein belastender Aspekt von Angststörungen.

Die Forscher erklärten, dass das gedankliche Abschweifen einer Person fast die Hälfte des täglichen Bewusstseinsflusses ausmache. Menschen, die eine Angststörung haben, leiden verstärkt an sich wiederholenden Gedankengängen. Gerade während der Erfüllung von Pflichten kann dies ihre Leistung schmälern. Es kann sogar das Lösen von Problemen verhindern oder im schlimmsten Fall zu einer Gefahr für die Person werden.

Meditation verbessert die mentale und physische Gesundheit und Stressresistenz

Viele Menschen, die Yoga und Meditation praktizieren, berichten über positive Gesundheitseffekte geistiger und physischer Art. Jedoch ist noch nicht ganz erforscht, wie diese Praktiken sich positiv auf unseren Körper und Geist auswirken können.

Im August 2017 wurde ein Artikel veröffentlicht, der sich mit der Auswirkung von Yoga und Meditation auf die Testteilnehmer beschäftigte. Die Versuchspersonen nahmen an einem intensiven dreimonatigen Retreat teil. Forscher beobachteten physiologische und immunologische Stress- und Entzündungsmarker der Teilnehmer. Die Wissenschaftler stellten fest, dass durch diese Praktiken Stress- als auch Entzündungsmarker gesenkt werden konnten. Zusätzlich verbesserte sich das subjektive Wohlbefinden der Teilnehmer.

Die Teilnehmer berichteten zudem über einen Rückgang von Angst und Depression sowie eine Zunahme der Achtsamkeit. Das Forscherteam beobachtete tatsächlich einen Anstieg der BDNF-Spiegel. BDNF ist ein körpereigener Signalstoff, der zielgerichtete Verbindungen zwischen Nervenzellen herstellt. Dieser Signalstoff spielt eine wichtige Rolle beim Lernen und der Erinnerung. Er reguliert auch komplexe Prozesse wie Entzündungen, Immunität und Stimmungsschwankungen. Auch Stress und Stoffwechsel hängen von diesem Stoff ab.

Ein Mann sitzt in einem Feld und meditiert.

Meditation verändert unsere Gehirnstruktur und Genexpression

Eine weitere Studie beschäftigte sich mit messbaren Veränderungen der Gehirnregionen, die durch Meditation und Achtsamkeitsübungen erzielt werden können. Diese Studie wurde von Forschern des Massachusetts General Hospital (Massachusetts, USA) in der Zeitschrift Psychiatry Research: Neuroimaging  veröffentlicht. Durch Meditation konnten messbare Veränderungen der Gehirnregionen festgestellt werden, die mit Gedächtnis, Selbstbild, Empathie und Stress verbunden sind. Dies war die erste Studie dieser Art.

Die Analyse von MRI-Bildern ergab eine höhere Dichte der grauen Substanz im Hippocampus. Die graue Substanz ist besonders wichtig für das Lernen und das Gedächtnis, denn sie enthält unsere “grauen Zellen”. Die Forscher fanden weiterhin eine Zunahme dieser Substanz in den Strukturen des Gehirns, die mit Selbstbewusstsein und Introspektion verbunden sind. Die Abnahme der Belastung durch Stress korrelierte zudem mit einer Abnahme der Dichte der grauen Substanz in der Amygdala. Diese spielt eine wichtige Rolle bei Angst und Stress.

Forscher aus Wisconsin, Spanien und Frankreich führten 2014 eine weitere Studie durch. Diese wurde in der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology  veröffentlicht. Sie berichteten über spezifische molekulare Veränderungen, die nach einer Periode bewusster Meditation im Körper auftraten.

Die Studie untersuchte die Auswirkung von intensiver Achtsamkeit für die Dauer eines Tages auf eine Gruppe erfahrener “Meditierender”. Die Studie verglich die Ergebnisse mit einer Gruppe untrainierter Versuchspersonen, die an ruhigen und nicht meditativen Aktivitäten teilnahmen. Nach acht Stunden Achtsamkeit zeigten “die Meditierenden” eine Reihe von molekularen Unterschieden. Diese Unterschiede sind mit schneller körperlichen Erholung in einer stressigen Situation verbunden. Hersteller von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten haben genau das gleiche Ziel. Das heißt allerdings nicht, dass Meditation den Gang zum Arzt ersetzen könnte.

Ausgleich für DNA-Reaktionen, die durch Stress verursacht werden

Eine andere Studie wurde im Juni 2017 von der Coventry University (England, Vereinigtes Königreich) realisiert. Diese zeigte, dass Geist-Körper-Interventionen wie Meditation, Yoga und Tai-Chi uns nicht nur einfach entspannen. Sie können auch bestimmte Teile unserer DNA, die Risikofaktoren sein können, “umkehren” bzw. ausgleichen.

Die Zeitschrift Frontiers in Immunology  veröffentlichte diese Metastudie. Ausgewertet wurden 18 Studien zum Thema Meditation, die im vorangegangenen Jahrzehnt stattfanden. Diese Studien untersuchten, wie sich verschiedene Geist-Körper-Interventionen auf unsere Gene auswirken. An den Studien nahmen insgesamt 846 Testpersonen teil, die alle über 11 Jahre alt waren. Das Ergebnis dieser Metastudie war, dass molekulare Veränderungen bewirkt werden, die einem Muster folgen. Geist-Körper-Interventionen waren für diese Veränderungen verantwortlich. Außerdem fand man heraus, dass diese Veränderungen die psychische und physische Gesundheit der Versuchsperson verbessern konnte.

Ein weiterer Fokus der Forscher war die Beeinflussung der Genexpression durch Geist-Körper-Interventionen. Die Forscher untersuchten hier, in welchem Maße Gene durch Meditation aktiviert wurden. Diese aktivierten Gene produzierten Proteine​​, die dann Einfluss auf die biologische Zusammensetzung von Körper, Gehirn und Immunsystem nahmen.

Millionen von Menschen auf der ganzen Welt genießen bereits die gesundheitlichen Vorteile von Körper-Geist-Interventionen wie Yoga oder Meditation. Diese Vorteile beginnen schon auf molekularer Ebene und können unseren genetischen Codes modulieren. Die Forscher nannten dies eine “molekulare Signatur”, die die Auswirkungen von Stress oder Angst auf unseren Körper umkehren kann.

Meditation lindert Schmerzen

Die Forschung ist auch interessiert an einer möglichen Schmerzlinderung durch Meditation. So veröffentlichte die Leeds Beckett University (England, Vereinigtes Königreich) eine weitere Studie im Juni 2017. Die Autoren hatten herausgefunden, dass Meditation eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln sein könne.

Eine Frau sitzt im Lotussitz und meditiert in einem Raum.

Laut der Studie können nur zehn Minuten Achtsamkeit dieselbe Wirkung wie konventionelle Schmerzmittel haben. Meditation kann auch zusätzlich zu traditionellen Therapien und Medikamenten eingesetzt werden und so zur Dosisreduktion dienen. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine einzelne zehnminütige Achtsamkeitssitzung die Schmerztoleranz, die Schmerzschwelle und die Angst vor Schmerzen verbessern kann. Solches Training könne schon nach kurzer Zeit Schmerzen lindern, so die Wissenschaftler.

Diese Ergebnisse sind besonders wichtig für diejenigen, die Schmerzmittel aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) einnehmen können oder wollen. Diese Menschen suchen nach einem nicht-süchtig machenden Weg, um Schmerzen zu lindern. Das beste an der Meditation zur Analgesie ist, dass sie keine Nebenwirkungen hat, wie die Einnahme von Medikamenten. 

Eine frühere Studie aus dem Jahr 2015, die von demselben Zentrum durchgeführt wurde, hatte bereits gezeigt, dass bewusste Meditation den Schmerz besser lindert als ein Placebo. Die Studie verfolgte einen wechselseitigen Ansatz. Sie verwendete Schmerz-Scores und bildgebende Diagnostik, um festzustellen, ob Achtsamkeit eine echte Wirkung hat.

Die Studie zeigte, dass Teilnehmer, die Achtsamkeit praktizierten, von einer stärkeren Schmerzlinderung sprachen als diejenigen, die das Placebo einnahmen. Gehirnscans zeigten, dass die Gehirnaktivität derjenigen, die Achtsamkeit ausübten, tatsächlich anders war als die der Versuchspersonen, die das Placebo genommen hatten.

Die Forschung zur Wirkung von Meditation geht weiter

Hier haben wir nur einige der Studien, die sich mit den Auswirkungen von Meditation befassen, erwähnt. Zweifellos gibt es Interesse an Meditationstechniken, die so viele Vorteile haben, die über Mythen und bloße Überzeugungen sowie den Placebo-Effekt hinausgehen.

Vielleicht sollten wir selbst einmal ausprobieren, ob uns Mediation guttut. Dabei sollten wir unvoreingenommen an die Sache herangehen. Vielleicht können wir dann die Vorteile von Meditation an unserem eigenen Leib erleben.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.